Panorama: Unterwegs im Land Rover Defender mit Dachzelt
Eifel statt Etoscha

24.07.2020 | Stand 24.07.2020, 7:46 Uhr

Auch die Eifel eignet sich für Abenteuer

SP-X/Monschau. Ein Zimmer übers Wochenende? Für diese Anfrage hat die freundliche Dame von der Rezeption des Hotels in Monschau nur ein Lächeln übrig. Denn die Eifel ist – Corona und den vielen Reisebeschränkungen sei Dank - so gut gebucht, wie seit Jahren nicht mehr.

Doch wer mit dem richtigen Auto unterwegs ist, quittiert dieses freundliche, aber unnütze Lächeln mit einem Schulterzucken und bringt einfach sein eigenes Bett mit. Und welches Auto könnte richtiger sein für die Eifel als der neue Land Rover Defender? Denn kaum ein Landstrich in Deutschland ist einsamer und abgelegener als das Vulkangebirge im Mittleren Westen der Republik, und seit sie dort einen eigenen Nationalpark haben, entsteht dort rund um einen ehemaligen Truppenübungsplatz auch noch echte Wildnis. Seit 2004 ist die Natur dort auf 110 Quadratkilometern weitgehend sich selbst überlassen und holt sich auf heideartigen Hochplateaus, in tiefen Schluchten und dichten Wäldern zurück, was ihr britische und belgische Soldaten 60 Jahre lang genommen haben.

Zwar versperren überall Schranken und Schilder den Weg, und selbst wenn es für den Defender zwischen Monschau und Nideggen kaum ein Hindernis gäbe, das er mit der elektronischen Hilfe seiner vielen Offroad-Fahrprogramme, mit Luftfederung, Geländeuntersetzung und zuschaltbaren Sperren nicht überwinden könnte, bleibt er natürlich höflich und verantwortungsvoll auf Asphalt. Doch ein bisschen fühlt man sich trotzdem, wie auf dem Weg nach Afrika und spätestens wenn man abends auf einem Parkplatz das Dachzelt aufstellt, ist die Etoschapfanne von der Eifel nur noch einen Steinwurf entfernt.

Das geht mit dem Defender erstaunlich schnell: Ein paar Schnapphaken öffnen, von Hand das Gestänge in die Senkrechte kurbeln, und ehe man es sich versieht, steht ein Mini-Appartement auf dem Dach, in dem zwei Personen bequem Platz finden. Nicht umsonst haben die Briten die neuerdings selbsttragende Karosserie so konstruiert, dass sie auf dem Dach bis zu 300 Kilo trägt. Dann noch die Klappleiter eingehakt und schon kann die Nacht kommen. Pech gehabt, ihr Hoteliers in Monschau und sonst wo in der Eifel. Wer nicht will, der hat schon!

Mitleidig, ja fast verächtlich schaut man aus luftiger Höhe auf die Standnachbarn herab, wenn man zum letzten Mal den Kopf aus einer der Luken steckt, dem Lagerfeuer noch einen Kontrollblick widmet und sich dann auf die Matratze streckt. Und wenn dann endlich Ruhe einkehrt auf dem Parkplatz am Eingang zum Nationalpark oder in einem der eigens angelegten Wildnis-Camps entlang es 85 Kilometer langen Wanderwegs, der die schönsten Ecken des Parks wie Perlen an einer Schnur aufreiht, dann fallen einem erschöpft vom Tag auf den Trails die Augen zu und das Kino im Kopf beginnt zu Laufen. Wahrscheinlich ist es zwar nur ein Uhu oder ein Käuzchen, aber es klingt fast ein bisschen nach Geier, was da durch den imprägnierten Stoff tönt. Und wenn im letzten Zwielicht des Tages ein paar Rehe über die Wiese huschen, dann macht die Phantasie daraus Gnus oder Zebras und ein paar Minuten später schreiten bestimmt auch noch Elefanten, Giraffen oder Löwen durch die Traumlandschaft. Afrika ist keine Frage der Geografie, sondern der Einstellung – und da wirkt eine Nacht im Dachzelt Wunder.

Wer das selbst ausprobieren möchte, muss den Defender nicht gleich kaufen – und auch nicht das Dachzelt, das über die Händler für fast 4.000 Euro vertrieben wird. Pünktlich zur Markteinführung des wiedergeborenen Klassikers haben die Briten in Deutschland ein Schnupperprogramm aufgelegt, mit dem jeder zum Afrika-Reisenden auf Zeit werden kann: Für Preise ab 99 Euro am Tag gibt es den abenteuertauglichen Allradler für XXL-Testfahrten über die Händler als Mietwagen – auf Wunsch mit Camping-Ausstattung und Dachzelt inklusive. Und mit 200 freien Kilometern am Tag. Nach Afrika kommt man damit zwar nicht, doch bis in die Eifel ist es so übers Wochenende aus dem ganzen Land zu schaffen.

Zwar ist das Abenteuer tatsächlich nur ein paar Stunden entfernt und mit dem Dachzelt ist man erstens flexibel und zweitens mittendrin statt nur dabei. Doch hat die Nacht auf dem Rooftop auch ihre Tücken - sie macht süchtig. Und plötzlich ist Eifel vielleicht doch nicht mehr genug und es muss tatsächlich Afrika sein, weil man die wilden Tiere nicht nur mit dem geistigen Auge sehen möchte. Macht nichts. Irgendwann werden Corona ja im Griff und die Grenzen wieder offen sein. Und anders als früher taugt der Defender ja jetzt auch als Langstreckenauto.