Fahrlehrerverband
Fahrschüler werden unaufmerksamer

19.01.2023 | Stand 19.01.2023, 16:58 Uhr

Fahrschule - Fahrschüler in Deutschland sind nach Einschätzung von Fahrlehrern weniger aufmerksam im Straßenverkehr. - Foto: Swen Pförtner/dpa

Wer auf dem Land wohnt, ist dringend auf ein Auto angewiesen. Viele
Jugendliche machen deshalb dort den Führerschein. Die Fahrlehrer sind
aber nicht immer mit den Leistungen ihrer Fahrschüler zufrieden.

Fahrschüler in Deutschland sind nach Einschätzung von
Fahrlehrern weniger aufmerksam im Straßenverkehr als noch vor Jahren.
«Der junge Mensch, der heute in die Fahrschule kommt, hat eine ganz
andere Verkehrswahrnehmung als noch vor 20 Jahren - nämlich eine
geringere», sagte der Vize-Vorsitzende der Bundesvereinigung der
Fahrlehrerverbände, Kurt Bartels. Er führte das auch auf die Handy-Nutzung zurück.

«Schauen Sie mal in ein Auto, ob die Kinder auf die Straße schauen.
Nein, sie gucken auf ihr Smartphone. Sie gehen zu Fuß und gucken auf
ihr Smartphone», sagte Bartels. Deshalb hätten junge Menschen nicht
mehr diese «natürliche Affinität zum Verkehrsgeschehen wie früher».

Nach Angaben des Verbands steigt nicht zuletzt deshalb seit Jahren
die Durchfallquote bei Führerschein-Prüfungen an. Der Tüv-Verband
hatte zuletzt unter Berufung auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes
berichtet, dass im Vorjahr 37 Prozent der Theorie-Prüfungen nicht
bestanden worden seien - nach 29 Prozent im Jahr 2013. Bei der
praktischen Prüfung für die Pkw-Führerscheinklasse B habe die
Durchfallquote im vergangenen Jahr 43 Prozent betragen.

Höheres Verkehrsaufkommen und jede Menge Regelungen

«Das Verkehrsaufkommen, die Menge der Regelungen haben in den
vergangenen 20 Jahren enorm zugenommen», sagte Bartels. Zudem seien
die Anforderungen an die Fahrschüler während der Prüfung gestiegen.
«In Großstädten gibt es eine höhere Durchfallquote als in ländlichen
Gebieten, weil das Verkehrsaufkommen ein anderes ist.»

Das Interesse am Führerschein ist Bartels zufolge nach wie vor groß.
«Landauf, landab sind die Fahrschulen sehr gut ausgelastet.» Der
Vize-Verbandschef vermutet einen Grund in der Pandemie. Die Menschen
hätten weniger Geld etwa für Reisen ausgegeben - und «haben so Geld
übrig, um Luxus-Führerscheine wie den fürs Motorrad zu machen».
In Großstädten gebe es zudem den einen oder anderen, der lieber im
eigenen Auto sitze statt mit Maske in vollen Bussen und Zügen.

«Wir haben Sorge und rechnen damit, dass das Interesse am
Führerschein nachlassen wird, auch aufgrund der wirtschaftlichen
Eckdaten», sagte er. Ob es letztlich Einbrüche geben werde, sei aber
schwer vorherzusagen. «Noch merken wir wenig.» Beim Lockdown in der
Pandemie seien die Befürchtungen ebenfalls groß gewesen, dass die
Zahl der Fahrschüler zurückgehe. Dazu sei es aber nicht gekommen.

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