Erneuter Negativ-Rekord
Streiks und Verspätungen: Bahn musste Kunden 133 Millionen Entschädigungen zahlen

26.01.2024 | Stand 26.01.2024, 11:28 Uhr

Die Deutsche Bahn muss jedes Jahr Entschädigungen in Millionenhöhe zahlen, weil Züge unpünktlich waren oder ganz ausfielen. - Foto: dpa

Unter anderem aufgrund von vier Warnstreiks hat die Bahn im vergangenen Jahr Entschädigungen in Rekordhöhe an die Fahrgäste zahlen müssen. Der bundeseigene Konzern bearbeitete 2023 5,6 Millionen Entschädigungsanträge und zahlte den Kundinnen und Kunden insgesamt 132,8 Millionen Euro, wie ein Bahn-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte. Der Sprung ist gewaltig: 2022 wurden 92,7 Millionen Euro ausgezahlt. Auch das war damals ein Rekordwert.

Auch 2022 musste die Bahn schon Rekordentschädigungen zahlen:

Neben den Warnstreiks nannte die Bahn zur Begründung eine im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegenen Zahl an Reisenden, eine Rekordzahl an kurzfristigen Baustellen und die Wintereinbrüche im Dezember. Die Bahn erstattet für Verspätungen ab einer Stunde ein Viertel des Fahrpreises, ab zwei Stunden die Hälfte. 2023 war die Deutsche Bahn so unpünktlich unterwegs wie lange nicht: Lediglich 64 Prozent der Fernverkehrshalte wurden rechtzeitig erreicht - also mit weniger als 6 Minuten Verspätung.

Bei Streiks können Fahrgäste gesamten Ticketpreis zurückerhalten


Bei Zugausfällen infolge von Streiks oder Warnstreiks können sich Fahrgäste den gesamten Ticketpreis zurückholen. 2023 wurde die Deutsche Bahn viermal bestreikt, je zweimal von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG und der Lokführergewerkschaft GDL.

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Ein DB-Sprecher betonte, dass Bahnreisende von den großzügigsten Regelungen aller Verkehrsmittel profitierten. „Richtig ist aber auch: Es fehlt ein dreistelliger Millionenbetrag, der für die dringend notwendigen Investitionen in die Modernisierung der Eisenbahn in Deutschland gebraucht wird“, sagte der Sprecher. „Nur so können wir die Pünktlichkeit unserer Züge nachhaltig verbessern.“

Laut DB wurden rund 65 Prozent der Entschädigungsanträge über die Webseite bahn.de oder die App DB Navigator eingereicht. 2022 lag der Anteil noch bei rund 60 Prozent. Digitale Entschädigungsanträge gibt es bei der Bahn seit 2021.

GDL setzt Streik mit unverminderter Härte fort


Indes setzen die Lokführer ihren aktuellen Streik mit unverminderter Härte fort. GDL-Chef Claus Weselsky hat dem Bahn-Management die Schuld an dem festgefahrenen Tarifkonflikt gegeben und betont, die Gewerkschaft werde an ihren Forderungen festhalten. Die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner hätten in der Tarifrunde „berechtigte Forderungen“ und die GDL werde weiterhin für diese Forderungen kämpfen, sagte Weselsky am Freitag bei einer Kundgebung der Gewerkschaft in Dresden. Ziel sei es, zum Januar 2028 die 35-Stunden-Woche „bei gleichbleibendem Lohn“ zu haben.

Die GDL bestreikt seit Dienstagabend den Güterverkehr und seit Mittwochmorgen den Personenverkehr der Deutschen Bahn. Der Ausstand soll erst am kommenden Montagabend enden und wäre damit der längste GDL-Streik in der Geschichte der Bahn. Die Tarifverhandlungen liegen auf Eis. Hauptstreitpunkt ist die Forderung der GDL nach einer schrittweisen Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtbedienstete bei vollem Lohnausgleich.

dpa