Konjunkturbericht des ersten Quartals
Ostbayerns Handwerk im Tal der Tränen

20.04.2024 | Stand 20.04.2024, 11:00 Uhr

Weniger zu tun: Handwerksbetriebe in der Region verzeichnen im ersten Quartal dieses Jahres rückläufige Aufträge und Umsatzeinbußen. − Foto: Sascha Schneider-amh-online.de

Erholung ist auch im Handwerk nicht in Sicht. Das zeigt der Konjunkturbericht für das erste Quartal der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Mit einem Geschäftsklima-Index von 1 sei der Wert im Vergleich zum historischen Tiefstand im Vorquartal (-10) zwar gestiegen, bleibt allerdings weit hinter dem des Vorjahresquartals von 12 zurück. Die Prognose vieler Betriebe bleibt laut Mitteilung der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz pessimistisch und weitgehend unverändert gegenüber der Situation zum Jahresende 2023, als sich die Lage merklich verschlechterte.

Die Gründe: „Viele unserer Betriebe stehen aktuell mit dem Rücken zur Wand. Hinzu kommen Herausforderungen wie der Fachkräftemangel, hohe Energiepreise, die nach wie vor wachsenden Dokumentations- und Nachweispflichten und die hohe Steuer- und Abgabenlast“, gibt HWK-Präsident Dr. Georg Haber in Anbetracht der kritischen Lage zu bedenken. „Was wir jetzt brauchen, sind Investitionsanreize, Bürokratieabbau und politische Reformen. Das ostbayerische Handwerk ist auf langfristige und wirksame Entlastungen angewiesen. So kann es jedenfalls für unsere Betriebe nicht mehr weitergehen!“

So zeigt sich die Lage im niederbayerischen Handwerk aktuell:
Sinkende Nachfrage: Mit 40 Prozent verzeichnet ein jahreszeitlich unüblicher hoher Anteil der Betriebe rückläufige Auftragseingänge – bereits im dritten Quartal in Folge. Insbesondere im Baubereich, aber auch in anderen Gewerken zeichnen sich mehrheitlich Rückgänge ab. Die Nachfrageschwäche bedinge Umsatzeinbußen. Ein wachsender Anteil von Betrieben, mittlerweile weit über ein Drittel (39 Prozent), gibt einen Rückgang der Umsätze seit Mitte letzten Jahres an. Das betrifft laut Kammer ebenfalls vor allem Betriebe im Bauhauptgewerbe (50 Prozent), Gewerke des gewerblichen Bedarfs (49 Prozent) sowie Gewerke für den privaten Bedarf (45 Prozent), wo nahezu jeder zweite Betrieb betroffen ist.

Dennoch bleibe die Betriebsauslastung im ersten Quartal 2024 relativ stabil. Eine etwas höhere Betriebsauslastung zeigte sich gegenüber dem Jahresende 2023 zuletzt im Ausbaugewerbe, im Lebensmittelgewerbe und im Kraftfahrzeuggewerbe. Positiv merkt die Kammer an, dass kein Einbruch der Investitionsquote festzustellen ist. Auch im ersten Quartal blieb der Anteil der investierenden Betriebe mit 37 Prozent im Schnitt der letzten Jahre.
Weitere Aussichten: Trüb ist demnach der Blick auf die nächsten drei Monate: nur ein kleiner Teil der Betriebe (20 Prozent) rechnet mit einer Umsatzbelebung, rund ein Drittel (32 Prozent) plant mit weiter rückläufigen Zahlen.

Ähnlich sieht es bei den Auftragseingängen aus. HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger führt den pessimistischen Blick in die Zukunft auch auf eine allgemeine Verunsicherung zurück. „Viele unserer Handwerkerinnen und Handwerker stellen sich die Frage, wo es mit der Wirtschaftspolitik unseres Landes hingeht“, so Kilger. „Das Handwerk ist eine entscheidende Wirtschaftsgruppe für die Bewältigung der Zukunftsaufgaben in unserem Land. Die Leistungsfähigkeit unserer Betriebe muss erhalten und gesteigert werden. In der Politik braucht es Mut, Wille und Entschlossenheit, um Erleichterungen schnell und wohlüberlegt auf den Weg zu bringen.“

− mgb