PNP-Interview
Lauterbach: Kinder sollen sich mehr mit Gesundheitsthemen beschäftigen

27.06.2019 | Stand 19.09.2023, 20:40 Uhr

Karl Lauterbach. −Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach unterstützt den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der gefordert hatte, das Thema Organspende zum Unterrichtsstoff an Schulen zu machen. Im Interview mit der "Passauer Neuen Presse" sagte Lauterbach: "Kinder sollten sich grundsätzlich mehr mit Gesundheitsthemen beschäftigen. Das sollten wir nicht nur auf die Organspende begrenzen. Wichtig ist, dass wir mehr für Prävention und gesundes Leben tun, um Organspenden zu vermeiden. Jedes Jahr sterben Hunderttausende an vermeidbaren Erkrankungen. Die Vorbeugemedizin ist nach wie vor nicht in den Schulen angekommen."

In der Debatte über eine Reform der Organspende sieht er die Widerspruchslösung, für die sich auch Bundesgesundheitsminister Spahn ausspricht, in der Gunst der Bundestagsabgeordneten klar vorn. "Unser Antrag für die Widerspruchslösung hat die meisten Unterstützer. Er hat mehr Abgeordnete überzeugt", sagte er.

Der Kritik, bei diesem Modell werde Schweigen als Zustimmung gewertet, widersprach der SPD-Politiker. "Jeder kann zu jeder Zeit widersprechen. Allein im ersten Jahr wird jeder dreimal darüber informiert, dass ein fehlender Widerspruch Spendebereitschaft bedeutet. (…) Wir schließen aus, dass jemand wider Willen Spender wird", sagte Lauterbach.

Das Interview im Wortlaut:

Was spricht gegen die Zustimmungslösung der Gruppe um Grünen-Chefin Baerbock?
Lauterbach: Eine solche Zustimmungslösung würde das Problem nicht lösen, sondern nur verschieben. Wenn man nur bei Behördengängen oder der Passverlängerung alle paar Jahre mit dem Thema konfrontiert wird, reicht das nicht aus. Es würden nur Anträge auf einen Organspendeausweis ausliegen und etwas mehr informiert als bisher. Das reicht nicht aus. Aufklärungsgespräche sind realistischerweise in der Amtsstube nicht zu leisten. Bereits heute wird informiert. Dennoch steigt die Zahl der Organspender nicht. Viele Menschen sind zur Organspende bereit, haben aber dennoch keinen Organspendeausweis. Wir brauchen daher die Widerspruchslösung.

Gegen die Widerspruchslösung, für die Sie und Gesundheitsminister Jens Spahn (CSU) werben, gibt es Bedenken. Schweigen werde als Zustimmung gedeutet, kritisierten die Gegner.
Lauterbach: Nein, das ist nicht so. Unser Antrag für die Widerspruchslösung hat die meisten Unterstützer. Er hat mehr Abgeordnete überzeugt. Jeder kann zu jeder Zeit widersprechen. Allein im ersten Jahr wird jeder dreimal darüber informiert, dass ein fehlender Widerspruch Spendebereitschaft bedeutet. Jeder weiß, dass er Spender ist, wenn er nicht widerspricht. Wir schließen aus, dass jemand wider Willen Spender wird.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will das Thema Organspende auch auf die Lehrpläne der Schulen setzen.
Lauterbach: Kinder sollten sich grundsätzlich mehr mit Gesundheitsthemen beschäftigen. Das sollten wir nicht nur auf die Organspende begrenzen. Wichtig ist, dass wir mehr für Prävention und gesundes Leben tun, um Organspenden zu vermeiden. Jedes Jahr sterben Hunderttausende an vermeidbaren Erkrankungen. Die Vorbeugemedizin ist nach wie vor nicht in den Schulen angekommen.

− pnp