Berühmt durch „New York Trilogie“
Schriftsteller von Welt: Paul Auster ist tot

02.05.2024 | Stand 02.05.2024, 13:45 Uhr

Der US-amerikanische Schrifsteller Paul Auster und seine Frau, Siri Hustvedt. − Foto: Lucas Dolega/EPA/dpa

US-Schriftsteller Paul Auster, weltbekannt für seine scharfsinnigen und komplexen Erzählungen über die US-Ostküstenmetropole New York, ist tot. Der Autor der „New-York-Trilogie“ starb am Dienstag mit 77 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung, wie die „New York Times“ und der britische „Guardian“ unter Berufung auf seine Vertraute Jacki Lyden berichteten. Auster litt seit mehr als zwei Jahren an Lungenkrebs und sei in seinem Haus im New Yorker Stadtteil Brooklyn gestorben.

Paul Auster wurde 1947 in Newark als Sohn jüdischer Einwanderer geboren und träumte schon in seiner Jugend davon, Schriftsteller zu werden. Er studierte Literatur in New York und Frankreich und finanzierte sich anfangs durch Lehraufträge und Übersetzungsarbeiten.

Nachdem seine erste Ehe gescheitert war, gelang ihm Mitte der 1980er Jahre mit der „New-York-Trilogie“ – drei lose miteinander verbundenen Detektivgeschichten mit den Titeln „Stadt aus Glas“, „Schlagschatten“ und „Hinter verschlossenen Türen“ – der Durchbruch. Später etablierte er sich mit Werken wie „Mond über Manhattan“, „Mr. Vertigo“ und „Das Buch der Illusionen“ als gefeierter Bestsellerautor.

Das Internationale Auschwitz Komitee reagierte mit Trauer. Auster sei entschieden für Demokratie und gegen rechtsextreme Verschwörungstheorien eingetreten, erklärte Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner in Berlin. Zugleich habe der Autor anderen Menschen Anlass zur Hoffnung und zu eigenem Engagement gegeben. „Die lebensbejahende und klare Stimme Paul Austers fehlt uns schon jetzt.“

Heubner: „Überlebende des Holocaust verabschieden sich mit Dank und Wehmut von dem großen Schriftsteller, Nachbarn und Zeitgenossen Paul Auster, der in seinen Werken und seinem Leben der Erinnerung und auch ihren Erinnerungen immer wieder Raum gegeben und so die Welt seiner Leserinnen und Leser bereichert und mit Kraft durchströmt hat.“

Das Filmfestival in Cannes, für das Auster 1997 in der Jury saß, würdigte den Gestorbenen als großen amerikanischen Schriftsteller: „Mit dem Tod von Paul Auster ist eine der leidenschaftlichsten Stimmen der Stadt, die niemals schläft, verstummt.“ Sein deutscher Verlag Rowohlt sprach von einer „lang andauernden und tiefen Verbindung, die uns den Verlust umso schmerzlicher spüren lässt.“

Austers Figuren, oft von seiner eigenen Lebensgeschichte beeinflusst, sind exzentrische, zerrüttete Charaktere. Sie verlieren sich auf der Suche nach sich selbst in dunklen Abgründen und obskuren Ecken. Das Unvorhersehbare, zufällige Ereignisse und fantastische Wendungen prägen ihr Dasein und geben Anlass zu philosophischen Betrachtungen über Kunst und Kultur, Identität, Leben und Tod.

In jüngerer Vergangenheit veröffentlichte Auster einige umfangreiche Werke, darunter den Roman „4 3 2 1“ von 2017, der mehr als 1000 Seiten umfasst, und die etwa 800 Seiten starke Biografie über den US-Autor Stephen Crane (1871-1900) mit dem Titel „In Flammen“ (Originaltitel: „Burning Boy“). Der mit rund 200 Seiten relativ kurze Roman „Baumgartner“ erschien vergangenen November in den USA.

Benno Schwinghammer