Bis zu 50 Millionen Euro
Klimt-Versteigerung: Rekordsumme für „Fräulein Lieser“ erwartet

24.04.2024 | Stand 24.04.2024, 17:06 Uhr

„Bildnis Fräulein Lieser“ von Gustav Klimt. − Foto: Schlager, dpa

Eines der letzten Gemälde des Jugendstil-Malers Gustav Klimt kommt im Wiener Auktionshaus im Kinsky unter den Hammer. Das auf 1917 datierte „Bildnis Fräulein Lieser“ wird auf einen Wert von 30 bis 50 Millionen Euro geschätzt – das bisher teuerste jemals in Österreich versteigerte Gemälde war 2010 auf sieben Millionen Euro gekommen.

Das farbenprächtige Porträt galt lange als verschollen. Es sei jahrzehntelang im Verborgenen in österreichischem Privatbesitz gewesen, teilte das Auktionshaus im Vorfeld mit. Die jetzigen Eigentümer hätten es vor etwa zwei Jahren von entfernten Verwandten geerbt. Die Wiederentdeckung des bedeutenden Damenporträts, das zu den schönsten Werken aus Klimts (1862-1918) letzter Schaffensperiode zähle, sei eine Sensation, hieß es. Das 140 mal 80 Zentimeter große Bild zeigt eine junge Frau in strenger frontaler Haltung vor rotem Hintergrund. Um ihre Schultern liegt ein reich mit Blumen dekorierter Umhang.

Die Familie Lieser als Auftraggeber des Porträts gehörte zum Wiener Großbürgertum. Die Industriellenfamilie wurde später in der NS-Zeit wegen ihrer jüdischen Abstammung verfolgt. Laut dem Auktionshaus liegen keine Beweise vor, dass das Gemälde damals beschlagnahmt wurde.

Klimt dürfte im Mai 1917 mit dem Bild begonnen haben, wie der gut dokumentierte Schaffensprozess nahelegt. Die Dargestellte – es ist unklar, welches Mitglied der Familie das Motiv zeigt – habe ihn neunmal in seinem Atelier besucht. Es seien 25 Vorstudien entstanden. Als der Maler im Februar 1918 an den Folgen eines Schlaganfalls starb, war das Werk in geringen Teilen nicht vollendet.

Matthias Röder