ARD-Film
Kerkeling, Polt & Co. feiern Loriot zum 100. Geburtstag

06.11.2023 | Stand 06.11.2023, 5:00 Uhr

Loriot im Sketch „Tagesschau“, eine Szene aus dem Film „Loriot 100“, der heute in der ARD läuft. − Foto: Hugo Jehle, SWR, dpa

Er war ein humoristisches Genie, schuf mit Sentenzen wie „Früher war mehr Lametta“ Zitate für die Ewigkeit und brachte den Deutschen bei, über sich selber zu lachen: Vicco von Bülow alias Loriot (1923-2011) prägte mit seinen Cartoons, Sketchen und Filmen das Komikverständnis von Generationen, er war und ist einer der populärsten deutschen Humoristen. Am 12. November vor 100 Jahren wurde der Künstler geboren, aus diesem Anlass widmet ihm die ARD einen großen Dokumentarfilm mit prominenten Zeitzeugen: „Loriot 100“ (heute in der ARD) ist eine 90-minütige Hommage an den Komiker mit vielen Ausschnitten aus seinem Schaffen.

Zur Sendung gelangen Sie hier - verfügbar bis 6.2.24 um 12 Uhr

Experten und Künstler von Helge Schneider über Mirja Boes bis Gerhard Polt erklären in dem Film von Regisseur André Schäfer, was den Humor von Loriot so zeitlos gut macht. Dabei kommt nicht zuletzt Hape Kerkeling als enthusiastischer Loriot-Fan ausführlich zu Wort – als Zwölfjähriger hatte er sich 1977 für die Rolle des Kindes Dicki im heute legendären Sketch „Weihnachten bei Hoppenstedts“ beworben, wurde aber nicht genommen. Kerkeling, inzwischen selber ein Großmeister des deutschen Humors, über Loriot: „Er ertappt die Leute in ihrer gespielten Weltläufigkeit, und am Ende sind die doch alle spießig.“ Oder, frei nach Loriots eigenen Worten: Witz beginnt da, wo Würde misslingt.

Um Loriots Biografie geht es in dem schönen Film eher en passant. Er wuchs in Berlin und später in Stuttgart auf, war als Soldat im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront im Einsatz, studierte danach Malerei und Grafik in Hamburg. In den 50er Jahren arbeitete Vicco von Bülow als Cartoonist für den „Stern“, doch weil seine Bildergeschichten, in denen Hunde und Menschen die Rollen tauschten, in der biederen Bundesrepublik zu Leserprotesten führten, wurde die Reihe bald eingestellt. Später wurden die Cartoons unter dem Titel „Auf den Hund gekommen“ als Buch veröffentlicht, und Loriots Karriere begann.

1962 zierte eines seiner ulkigen Knollennasenmännchen das Cover des Satiremagazins „Pardon“ – es überreicht einen Blumenstrauß, in dem eine Bombe versteckt ist: Treffendes Sinnbild dafür, wie liebenswürdig und elegant Loriot oft seine Gemeinheiten verpackte. 1967 startete Loriots erste TV-Sendung „Cartoon“ mit dem berühmten roten Sofa, 1971 entwarf er den Zeichentrick-Hund Wum als Maskottchen für die Sendung „Der große Preis“. Hunde hatten es dem Künstler einfach angetan, später stellte er für einen Sketch die Mondlandung mit seinen eigenen Möpsen nach – das Loriot-Zitat „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“ ist legendär.

Loriot selber kommt in dem Beitrag auch zu Wort, so wehrt er sich in einem TV-Gespräch mit Marianne Koch gegen den Vorwurf, sein Humor sei unpolitisch. „Satire ist eine Waffe, die sich grundsätzlich gegen die Macht richtet“, sagt er darin, und weil in einer Demokratie die Macht beim Wähler liege, knöpfe er sich lieber das Volk vor als die gewählten Volksvertreter. Der Film hinterfragt auch das Frauenbild in den Sketchen Vicco von Bülows, und er würdigt die famose Evelyn Hamann (1942-2007). Am Ende der Hommage improvisiert Helge Schneider auf dem Saxofon ein Ständchen für den großen Komiker.

Cornelia Wystrichowski


Loriot 100, heute, 20.15 Uhr, ARD