„Jeanne du Barry“
Johnny Depps lasches Kino-Comeback als König Louis XV.

Nach Streit mit der Ex: Wie schlägt sich der Star im Comeback „Jeanne du Barry“?

23.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:05 Uhr

Ja, er ist es tatsächlich: Johnny Depp spielt die Hauptrolle des Königs Louis XV. Der Titel des Films „Jeanne du Barry – Die Favoritin des Königs“ kommt von seiner Lieblings-Mätresse, zu der er ein ungewöhnlich inniges Verhältnis pflegt. −Foto: Stephanie Branchu, Wild Bunch Germany, dpa

Es war sein erster großer Auftritt als Filmstar nach einem schlagzeilenträchtigen Gerichtsstreit. Als Johnny Depp zur Premiere des Kostümdramas „Jeanne du Barry“ nach Cannes kam, schien es am roten Teppich zunächst so, als wäre nie etwas gewesen. Als wäre die Karriere des 60-Jährigen nicht zwischenzeitlich nach dem Gerichtsstreit mit seiner Ex-Frau Amber Heard wegen Vorwürfen häuslicher Gewalt eingebrochen. Depp gab Autogramme und machte Selfies mit vielen Fans.

Die Töchter sind nicht amüsiert

In dem Historiendrama der französischen Regisseurin Maïwenn spielt Depp die männliche Hauptrolle, den König Ludwig XV. Der Film erzählt von seiner Mätresse Jeanne und ihrem besonderen, innigen Verhältnis, das den Hof in Versailles in Aufruhr versetzt. Vor allem die Töchter des Königs möchten nicht akzeptieren, dass der Regent die unkonventionelle Jeanne – die aus armen Verhältnissen stammt, das königliche Zeremoniell ablehnt und ihr Geld bislang als Kurtisane verdiente – zur mächtigsten Geliebten am Hof kürt.



Ähnlich dem zerrütteten Hofstaat bildeten sich dann auch in Cannes über „Jeanne du Barry“ zwei Lager – jene, die die Anwesenheit Depps auf dem Filmfestival kritisierten (etwa Vertreter der US-amerikanischen Presse), und jene, die Depp verteidigten oder seine schauspielerischen Fähigkeiten betonten (Maïwenn selbst oder der Festivalleiter Thierry Frémaux).

Ein Jahr zuvor hatte Depp noch mitten im Verleumdungsprozess gegen Heard gesteckt. Die Jury stellte sich dann im Juni 2022 größtenteils auf seine Seite – gab aber in einigen Punkten auch Heard recht.

Jubelnden Fans und Autogrammen zum Trotz: Vollständig konnte Depp das Ganze in Cannes nicht hinter sich lassen. Auch wenn Festivalleiter Frémaux betonte: „Wenn es eine Person auf dieser Welt gibt, die kein Interesse an diesem Prozess hatte, bin es ich.“ Zeit also, den Blick auf den Film selbst zu richten. Wie schlägt sich der US-Amerikaner in seinem schauspielerischen Comeback?

Nach 117 Minuten Spielzeit lässt sich sagen: Eher schwach. Auch schauspielerisch bleibt Depp mit seinem neuen Film nicht über jeden Zweifel erhaben. Wirklich heraus sticht er nicht, was daran liegen mag, dass er im Film als alternder König ohne viel Elan porträtiert wird. Außerdem hat er kaum Sprechszenen. Manche vermuteten in Cannes, das könne daran liegen, dass Depp Französisch sprechen musste.

Meistens hat er im Film jedenfalls den immergleichen Gesichtsausdruck: Jene leicht spöttische Nonchalance, die Zuschauerinnen und Zuschauer schon aus anderen Filmen von ihm kennen.

Im Fokus steht am Ende nicht der König, sondern klar Jeanne als liebenswerte und eigenwillige Frau, die sich gegen Widerstände behaupten muss. Doch auch ihre psychologischen Beweggründe werden wenig beleuchtet. Als Figur bleibt sie rätselhaft.

Gedreht wurde in und um Schloss Versailles

Am Ende besticht „Jeanne du Barry“ vor allem durch seine Kulissen. Viele Szenen wurden in und um das Schloss Versailles gedreht. Das Publikum sieht prächtige Kostüme und Tableaus: Jeanne gerahmt vom verschwenderisch luxuriösen Interieur in Versailles. Oder das wunderschöne Schloss von außen, das in Donnerblitzen untergeht.

Schauspielerisch aber dürfte „Jeanne du Barry“ nicht der Film sein, der Johnny Depp zurück in das Königreich der US-amerikanischen Filmwelt befördert.

Lisa Forster


•Frankreich 2023, von Maïwenn, mit Maïwenn, Johnny Depp, Melvil Poupaud, Pierre Richard, 117 Minuten, frei ab 12 Jahren

•Den Trailer sehen Sie im digitalen Feuilleton auf pnp.de/kultur