Debatte um Salzburger Festspiele
Intendant Hinterhäuser kritisiert „Jedermann“ Obonya und steht zu Currentzis

19.07.2023 | Stand 14.09.2023, 11:22 Uhr

Markus Hinterhäuser, Intendant in Salzburg. −Foto: Barbara Gindl

Der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, dessen Vertrag im Jahr 2026 ausläuft, sieht sich vor dem heutigen Beginn der Festspiele mehrfacher Kritik ausgesetzt.

Zum einen wird wie schon 2022 diskutiert, welche Künstler und Ensembles angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine in Salzburg auftreten sollen. Heute wie letztes Jahr steht dabei der gefeierte griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis im Fokus. Dieser leitet im russischen Perm das dortige Theater. Chor und Orchester „Music Aeterna“, die von der russischen VTB-Bank unterstützt werden, bringt er seit Jahren mit nach Salzburg – und kritisiert bisher mit keinem Wort Wladimir Putin und den von ihm befohlenen Angriffskrieg.

In diesem Jahr ist Currentzis erneut eingeladen, diesmal mit seinem neu gegründeten internationalen Utopia Orchestra. Eine szenische Oper darf er diesmal nicht leiten, aber Currentzis dirigiert zweimal konzertant Henry Purcells Oper „The Indian Queen“ und zweimal Mozarts c-Moll-Messe. Intendant Hinterhäuser sagte dazu in den „Salzburger Nachrichten“, die Unternehmungen mit Currentzis hätten sich künstlerisch gelohnt, er stehe „überzeugt zur Arbeit der eingeladenen Künstler“, seine Meinung über Currentzis habe sich in keiner Weise geändert.

Der Münchner Hochschulprofessor, Komponist und Präsident des Deutschen Komponistenverbandes, Moritz Eggert, sieht dies völlig anders. In einem offenen Brief fordert er Currentzis auf, sich vom russischen Krieg zu distanzieren – Currentzis reagierte nicht. Eggert kommentierte dies: „Es geht nicht, dass er sich da komplett raushält, wenn klar ist, dass seine Aktivitäten, also die Finanzierung seiner Ensembles, Tourneen und Konzerte über sanktionierte Banken wie die VTB-Bank gehen. Dass Ensemblemitglieder den Krieg in der Ukraine voll unterstützen, sogar Kriegslieder schreiben, uns den nuklearen Tod wünschen und den Ukrainern natürlich auch. Und das alles in den sozialen Medien posten und dass er dazu einfach schweigt und auch weiterhin konzertiert.“

Die zweite Salzburger Debatte betrifft die Landespolitik im Bundesland Salzburg: Bei einer Demonstration gegen die neue konservativ-rechte Koalition auf Landesebene zwischen ÖVP und FPÖ hatte der ehemalige „Jedermann“-Hauptdarsteller Cornelius Obonya zum Boykott der Festspiel-Eröffnungsfeier aufgerufen. Intendant Markus Hinterhäuser sprach daraufhin in einem Interview der Wiener Zeitung „Der Standard“ von der „bemerkenswerten gedanklichen Schlichtheit“ dieser Idee. Die Politik der FPÖ sei auch ihm zuwider, dagegen brauche es aber politische Strategien statt „diese ewig gleichen Empörungsrituale“, sagte Hinterhäuser. Es folgte eine Debatte, in der Hinterhäuser als Opportunist kritisiert wurde.

Die Festspiele werden heute eröffnet, am Freitag hat der „Jedermann“ Premiere.

Albert Ottiund Raimund Meisenberger