75 Jahre Künstlergruppe „Die Burg“
Ein kleines Burghauser Kunstwunder

20.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:57 Uhr

Den „Frühling im Kopf“ (Acryl auf Leinwand) zelebriert Gunter Junghans.

Es bedeutet schon allerhand, wenn ein Künstlerverein quicklebendig bleibt, immer wieder neue Mitglieder anzieht und spannende Ausstellungen bietet. Und das ein Dreivierteljahrhundert lang! Wie erklärt sich dieses kleine Burghauser Kunstwunder, das nun mit einer besonderen Jahresausstellung gefeiert wird?

Kurz nach Kriegsende, im Jahre 1947, taten sich fünf Burghauser Künstler zusammen. Angesichts des allgemeinen Hungers nach Kunst und Kultur organisierten sie eine Ausstellung auf der Burg – und es kamen 12000 Besucher. Dieser Erfolg zog auch andere Künstler an, und so entstand allmählich der professionelle Künstlerverein „Die Burg“. Stets unterstützt von der Stadt, deren Kulturleben er alljährlich mit den unterschiedlichsten Ausstellungen bereichert, hat er seit 1986 sein festes Domizil im historischen Liebenweinturm auf der Burg. Dort feiern jetzt die über 40 Mitglieder in ihrer Jahresausstellung auch ihr Jubiläum.

Ein paar Treppenstufen hinab, im Kellergewölbe, findet sich eine Sammlung illustrer Plakate aus der Vereinsgeschichte. Diese Dokumente sind allein schon sehenswert und zeigen, dass die Burg-Künstler auch jenseits des Landkreises ausstellen.

Im Erdgeschoss fällt das Auge sogleich auf Jörg Drühls Collage „Vielfalt gegen Einfalt“ – und das könnte ein Motto der gesamten Ausstellung sein: welche Mischung von Themen, Formen, Farben, Materialien.

Neben Acryl-Bildern wie „Geordnetes Chaos in Blau“ von Elke Vornehm gibt es auch Ton-Skulpturen wie Isa Jungbluts „Archäologisches Fundstück“. Zauberhaft die großformatigen Bilder von Heidi Hien, die mit Buntstiften darstellt, wie „Es regnet“, während ihr Mann Alto Hien sich „Bergbachgumpen“ gewidmet hat. Auch pastöse Ölgemälde sind vertreten, wie die zwei Köpfe von Jörg Schneider. Neben einem wuchtigen Steinsofa von Manfred Scholl bringt Ursula Gschwendtner mit den Lithographien „Im Dram“ (im Traum) und „Ich bin schön“ zum Schmunzeln. Und ganz oben im Turm befragt Ljubinka Weise die Betrachter „Recycling trifft Kunst?“. Sie hat sich mit den farbglänzenden Hüllen von Kaffee-Kapseln auseinandergesetzt.

So ist viel geboten. Besonders berührt das Bild der 15-jährigen Hajnal Freiberger als Gast-Ausstellerin. Sie steht stellvertretend für die Zukunft dieses Vereins, dem nicht nur Burghausens Bürgermeister Florian Schneider noch viele erfolgreiche Jahre wünscht.

Ulrike E. Beitler


Bis 11. Dezember, Liebenweinturm Burghausen, Burg 18, geöffnet Mi. 18-20 Uhr, Fr. 16-18 Uhr, Sa. 14-18 Uhr, So. 10-12 und 14-18 Uhr