Ab 9. November bei Netflix
Dianas Scheidungskrieg: In der fünften Staffel "The Crown" wird’s schmutzig

07.11.2022 | Stand 25.10.2023, 11:50 Uhr

Royale Schlammschlacht: Der Scheidungskrieg zwischen Prinz Charles (Dominic West) und Prinzessin Diana (Elizabeth Debicki) steht im Fokus der fünften Staffel von "The Crown". −Foto: Keith Bernstein/Netflix

Sie will es nicht aussprechen, das "K-Wort". Camilla Parker-Bowles, Geliebte des britischen Thronanwärters Prinz Charles, muss sich nach dessen Scheidung von Ehefrau Diana entscheiden: Will sie in der Öffentlichkeit für immer unsichtbar bleiben oder ihre Rolle an der Seite des künftigen Königs mit sämtlichen Verpflichtungen einnehmen?



Die fünfte Staffel der Netflix-Produktion "The Crown" deckt die turbulente Dekade der 1990er Jahre ab. Der Untergang der Sowjetunion stellt die "Krone" vor diplomatische Herausforderungen. Im Mittelpunkt der Serie steht jedoch der Scheidungskrieg von Charles und Diana. Auf die größte Märchenhochzeit, die die Welt je gesehen hat, folgt das ernüchternde Ende. Schlüpfrige Gespräche zwischen dem Thronfolger und seiner Geliebten werden ebenso unverblümt wiedergegeben wie Dianas BBC-Interview, in dem sie den berüchtigten Satz sagte: "Wir waren zu dritt in der Ehe." Angesichts der Schlammschlacht gerät selbst die Hauptfigur der Serie, Monarchin Königin Elizabeth II, in den Hintergrund. Die Rolle wird nach Claire Foy und Olivia Colman von einer neuen Schauspielerin verkörpert. Imelda Staunton gibt eine etwas farblose, gewohnt kontrollierte Regentin, die sich hinter verschlossenen Palasttüren als verunsicherte Ehefrau entpuppt. Still und leise leidet die Queen unter der Entfremdung vom Ehemann, Prinz Philip (Jonathan Pryce).

Erneut spielt Serienerfinder Peter Morgan mit der voyeuristischen Neugierde der Zuschauer. Wie fühlt sich die Queen angesichts der öffentlichen Anfeindungen gegen die Königsfamilie? Und haben sich Charles und Diana wirklich ausgesprochen – bei Rührei am Küchentisch?

Einige Szenen der neuen Staffel wirken geradezu absurd, realitätsfern. Die Serienmacher zeigen kein Taktgefühl. Immer wieder wurde "The Crown" für die fiktive Darstellung der realen royalen Dramen kritisiert. Vor dem Start der aktuellen Staffel meldete sich sogar der ehemalige britische Premierminister John Major – in der Serie brillant verkörpert von Jonny Lee Miller – zu Wort. Die gezeigten Gespräche zwischen ihm und Charles hätten so nie stattgefunden, betonte er vorab.

Leider werden die zehn neuen Folgen losgelöst voneinander erzählt. Unterschiedliche Personen rücken in den Fokus, mancher Handlungsstrang wird fallengelassen und erst später wieder aufgriffen, dadurch verliert der Plot an Tempo. Dafür ist der Cast erstklassig besetzt. Dominic West, der dem realen Prinz Charles leider nicht ähnlich sieht, gibt einen zerknirschten Königssohn, während Elizabeth Debicki den schüchternen Blick von Prinzessin Diana perfektioniert hat. Und Olivia Williams überzeugt als Nebenbuhlerin Camilla Parker-Bowles.

Die Realität hat die Serie längst eingeholt. Nach dem Tod von Königin Elizabeth II ist ihr Erstgeborener jetzt König. Und Camilla führt das "K-Wort" mittlerweile in ihrem Titel.

Renzo Wellinger

Fünfte Staffel "The Crown" ab Mittwoch, 9.11., auf Netflix