Pumuckl in Salzburg
Koboldalarm: Der Meister des Unfugs ist wieder da

06.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:53 Uhr
Kirsten Benekam

Ein Kobold feiert Revival im Salzburger Marionettentheater: Gregor Schleuning als Pumuckl und Axel Meinhardt als Meister Eder. −Foto: Tobias Witzgall

Kleben und kleben lassen. Die einen mit voller Absicht, der andere völlig unfreiwillig. Was für ein irrwitziger, wenn auch ungewollter Zeitbezug. In Deutschland kleben sich zurzeit Klimaaktivisten auf Straßen fest, um damit Aufmerksamkeit im Kampf gegen den Klimawandel zu generieren. Auf der Bühne des Marionettentheaters in Salzburg klebt ein frecher Rotschopf in der Premiere "Meister Eder und sein Pumuckl: Das Weihnachtsfest" von Ellis Kaut und Gerold Theobalt völlig unfreiwillig am Leimtopf in Meister Eders Tischlerwerkstatt fest.

Theatrale Wirkung hat beides – wobei letzteres, also die Sichtbarwerdung durch Festpappen, das Theaterpublikum lauthals zum Lachen bringt: "Hurra, hurra, der Pumuckl ist wieder da!". Ganz egal wo er klebt und warum – Hauptsache er ist da und treibt seinen Unfug. Und weil er festklebt, muss er laut Koboldsgesetz bleiben.

In einer Inszenierung von Sarah Henker lässt ein spielfreudiges vierköpfiges Ensemble den kleinen Anarchisten Revival feiern. Der Kobold mit dem roten Haar, der seit 1962 zunächst als Radio-Hörspiel, dann in Büchern, Fernsehfolgen und Kinofilmen seinen Schabernack treibt, zeigt sich in Salzburg voll theatertauglich. Als er im wandelbaren Bühnenbild (Matthias Kronfuss) einer Tischlerwerkstatt mit allerlei ideenreicher Dreh-, Klapp- oder Schubfachfinessen seine Streiche spielt, kitzelt er mit seinem Werkstatt-Spuk kindliche Lachnerven. Aber richtig. Die geschmackvolle Musik in gut dargebotenen Gesangseinlagen der Protagonisten steuerte Katrin Schweiger bei.

So lässt Gregor Schleuning Pumuckl wiederauferstehen, klettert auf Regalen und Stühlen umher, pustet Holzspäne durch die Luft, jongliert mit Christbaumkugeln und wirbelt alles durcheinander, was nicht niet- und nagelfest ist. "Pumuckl versteckt, niemand was merkt!" – wie damals kräht er vergnügt, wettert wutentbrannt und ist schon auch Mal künstlich beleidigt. Axel Meinhardt als Meister Eder kontert gutmütig, auch Mal grantig, aber doch versöhnlich.

Den koboldhaften Meister des Unfugs kurz vor Weihnachten vor die Werkstatttür zu setzen, bringt er genauso wenig übers Herz, wie der ewig am Handy klebenden Jugendlichen Steffi (Nicola Kripylo), die sich in seiner Werkstatt nützlich machen soll, mit oberschullehrerhaften Erziehungsmethoden auf die rechte Spur zu zwingen. Wie gut, dass man einen Kobold hat, den man für die eigenen Zwecke einsetzen kann. Und wie gut, dass der so verfressen und mit Schokolade bestechlich ist.

So finden die drei nach wildem Tohuwabohu am Ende zueinander und die Enkelin Steffi, ganz im Sinne von Weihnachten, wieder zurück in die Arme ihres Opas (Walter Sachers). Zum Schluss schmetterten die Kinder aus voller Kehle Pumuckls "Weihnachtswünsche-Lied". Ein echter Theaterspaß an dem, im besten Wortsinn, Kinder ab fünf Jahren kleben bleiben.

Kirsten Benekam

Info zu Kartenreservierungen und weiteren Spielterminen unter 0043/(0)662 / 871512222 oder service@salzburger-landestheater.at