Ab 9. Februar im Kino + Trailer
Channing Tatum gibt noch einmal den Stripper in „Magic Mike’s Last Dance“

07.02.2023 | Stand 27.09.2023, 10:22 Uhr

Dieser Film kehrt Geschlechterrollen und Abhängigkeitsverhältnisse um: Salma Hayek Pinault (r.) als wohlhabende Maxandra Mendoza berührt Channing Tatum als Stripper Mike Lane. −Foto: Warner Bros./dpa

Channing Tatum hat es als Magic Mike immer noch drauf. Mittlerweile ist er zwar über 40 und damit wahrscheinlich so langsam scharf an der Renteneintrittsgrenze für männliche Stripper. Und auch der zweite „Magic Mike XXL“-Film liegt schon acht Jahre zurück, in dem seine nackten Körperkünste zuletzt zum Einsatz kamen. Doch als er nun in „Magic Mike’s Last Dance“, seiner dritten und letzten Exkursion in die Manstripper-Welt mit Regisseur Steven Soderbergh, von der sehr wohlhabenden Maxandra Mendoza (Salma Hayek) unerwartet nach einem Privatauftritt gegen ziemlich viel Geld gefragt wird, legt er spontan los. Sofort hat er dafür eine Choreografie bereit: Er umspielt und umgarnt die etwas ältere Frau und verdreht ihr den Kopf, während er in Wellen immer wieder an und über ihren Körper gleitet. Nach und nach zieht er sich aus und überlässt mit eindeutigen Andeutungen bei seiner wortlosen Verführung alles und nichts der Vorstellungskraft.

 

Sex und Gefühle, Business und Bühne

Mit dieser Szene beginnt „Magic Mike’s Last Dance“, in einer Villa in Miami, wo Mike eigentlich als Barkeeper auf Maxandras Charity-Event angeheuert hatte. Nach einer pandemiebedingten Geschäftspleite verdingt er sich derzeit in diesem Job; mit dem Entkleidungsshowbusiness hat er längst abgeschlossen. Dann schlägt ihm Maxandra jedoch einen Deal vor: Sie besitzt ein Theater in London, in dem er nun als unerwarteter Regisseur und Co-Darsteller innerhalb kurzer Zeit das angestaubte Programm auf den Kopf stellen soll. Tatum hat als Magic Mike schließlich nicht nur Erfahrung und die richtigen Moves. Er hat auch in seinem Alter noch den trainiert-muskulösen Körper, der sofort unzählige erotische Fantasien und Ideen in Schwingung setzen kann.

 



Sex und Gefühle, Business und Bühne – all das kollidiert hier auf dem einmonatigen Businesstrip in die britische Hauptstadt miteinander. In einer reizvollen Verkehrung der Geschlechterrollen und des Abhängigkeitsgefälles kristallisiert sich dabei so etwas wie eine umgedrehte „Pretty Woman“-Variation heraus, während Soderbergh um all die Performances noch erwartungsgemäß einige Widerstände auf dem Weg zur Premiere erzeugt. 

Ganz gleich, ob es sich um unerlaubte Umbaumaßnahmen der alten Bühne handelt, die Auswirkungen von Maxandras Scheidung oder die emotionalen Turbulenzen, die Mike und sie beschäftigen. Zwar scheint die fast beiläufige Auflösung mancher Konflikte mitunter etwas desinteressiert und das Romantikzusammenspiel von Tatum und Hayek will nicht so wirklich starken Funkenflug erzeugen – anders als das aufgeladene Männerkörperspiel auf der Bühne. Den makellos gestählten Kerlen und ihren energetisch-erotische Bewegungen räumt Soderbergh schließlich eine unterhaltsame halbe Stunde ein, um alle im Publikum, die sich davon verrückt lassen machen wollen, verrückt zu machen: mit dieser letzten Show und dem allerletzten Stripperaufbäumen, bevor das Herz, dieser sehnsuchtsvolle Muskel, die Lovestory von Mike und Maxandra nach den Gesetzen der romantischen Komödie ins Finale lenkt.

Sascha Rettig


•USA 2022, von Steven Soderbergh, mit Channing Tatum und Salma Hayek, 112 Minuten, frei ab 12 Jahren

•Den Trailer sehen Sie im digitalen Feuilleton auf der Seite pnp.de/nachrichten/kultur