Internationale Ausstellung in Viechtach
7. Biennale der Phantastischen Kunst: Zwischen Himmel und Hölle

03.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:17 Uhr
Andrea Maier-Rottler

"Wir leben aktuell in einer schwierigen Welt, in der Himmel und Hölle fließend ineinander überzugehen scheinen", sagt Lukáš Kándl, der Leiter der internationalen Künstlergruppe Libellule.

Bereits zum siebten Mal findet derzeit die Biennale der Phantastischen Kunst mit der internationalen Künstlergruppe Libellule im Alten Rathaus in Viechtach statt. In den vergangenen Jahren hat sich die kleine Bayerwaldstadt einen ausgezeichneten Ruf bei den vielen Kunstliebhabern dieser außergewöhnlichen Kunststilrichtung erarbeitet.

Und auch dieses Mal werden die Besucher nicht enttäuscht. Das Motto "Paradiesische Hölle oder höllisches Paradies?", vorgegeben von Lukáš Kándl , dem Leiter der Kunstgruppe, lässt die zwölf ausstellenden Künstlerinnen und Künstler ihre ganze Kreativität ausleben.

Jedes Bild fordert dem Betrachter Zeit und Ruhe ab

Gesellschaftskritisches wird in den Werken genauso verarbeitet wie das eigene Seelenleben oder ein humorvoller Blick auf die "wahren" Werte im Leben oder die Vergänglichkeit jedes einzelnen Individuums. Jedes Bild fordert dem Betrachter Zeit und Ruhe ab, um es intensiv zu studieren und die Feinheiten und hintergründigen Anspielungen zu verstehen.

Und nicht jedes Werk ist "leichte Kost", sondern lässt den Besucher schon mal erstarren und heftig schlucken. So konfrontiert Leon Ariev den Betrachter in seinem Werk "Dead End" mit Kindern, die ohne Mitleid auf den verletzt am Boden liegenden Jesus trampeln und Selfies mit ihm machen. Harmonischer wirkt vordergründig da ein weiteres Werk von Ariev mit dem Titel "Jetzt und Hier": Hier genießen zwei junge Damen die Sommerfrische. Doch beim genaueren Betrachten sind die beiden auch hier von negativen Symbolen umgeben. So schwimmen Corona-Viren um ihre Füße und das untergehende Papierboot, auf dem sie stehen, trägt den Schriftzug "Demokratie".

Geradezu lieblich wirken die Bilder der Italienerin Patrizia Comand, die mit warmen Farben, prallen Körpern und schönen Gesichtern die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Doch auch hier lohnt sich ein zweiter Blick. Sie schafft es, das Paradies in den Vordergrund zu stellen, doch auch ihre Werke beinhalten die "Hölle" – oder zumindest die Vergänglichkeit des Menschen.

Auch Krieg, Sünde und menschliche Ängste sind Themen, die die Künstler auf ganz unterschiedliche Weise und durch vielfältige Malweisen aufgreifen und darstellen. Doch auch das Schöne, das "Paradies" hält Einzug in die Ausstellung – entweder auf übergroßen Kunstwerken wie bei Lukáš Kándl oder ganz klein und mit feinem Pinselstrich wie bei Martin Georg Oscity. Natürlich dürfen auch Figuren aus der Mythologie und Gottheiten nicht fehlen. Alexandra Jontschewa versteht es meisterlich, Achilles, Hector und Ishtar mit dem vorgegebenen Thema zu verarbeiten.

Die zwölf Künstler verschmelzen die Welten

Jeder der zwölf Künstlerinnen und Künstler stellt auf seine ganz eigene Art sowohl das Paradies als auch die Hölle dar, verschmilzt die beiden Welten und lädt die Besucher in den großzügigen Räumen des Alten Rathauses so zum Nachdenken und manchmal auch zum Schmunzeln ein. Zeit sollte der Kunstliebhaber allerdings schon mitbringen, weil es wirklich dauert, bis man die Feinheiten und die Hintergründigkeit so manches Werkes entdeckt und entschlüsselt hat.

Andrea Maier-Rottler

• Bis zum 23. Februar 2023, Altes Rathaus Viechtach, Stadtplatz 1, geöffnet Mo.-Do. 9-16 Uhr, Fr. 9 - 13 Uhr, Eintritt frei.

• Im Anschluss geht die Schau auf Tournee durch zahlreiche Ausstellungsorte in ganz Europa.