Schlechte Schneelage
Viele Deutsche bei Skiunfällen in Tirol verletzt - Polizei spricht von „Wahnsinn“

07.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:03 Uhr

Ein extrem hohes Unfallaufkommen hielt Polizei und Bergwacht in Tirol am Dreikönigstag auf Trab. −Foto: PNP-Archiv

Aufgrund der schlechten Schneelage am Dreikönigstag kam es auf den Skipisten im österreichischen Tirol zu einem massiven Unfallaufkommen. Unter den Unfallopfern befanden sich auch etliche Deutsche.



Lesen Sie dazu auch: Zwei 17-Jährige aus der Region sterben beim Skifahren in Österreich

Gegen 17 Uhr kommen die Alpinisten der Tiroler Landespolizei normalerweise zurück von den Pisten auf ihre Dienststellen und verfassen die Berichte des Tages. Diese werden dann an die Pressestelle der Landespolizei in Innsbruck geschickt. Am Abend des Dreikönigstages, der auch in Österreich ein Feiertag ist, herrschte in der Pressestelle dann aber „landunter“, wie ein Sprecher bestätigte. Hunderte Meldungen seien eingegangen, bei fast allen habe es sich um Skiunfälle gehandelt. „Das war der Wahnsinn“, so der Sprecher. Auch tags zuvor habe es ein hohes Unfallaufkommen in Tirol gegeben, aber nicht so enorm

Schneelage ursächlich für Skiunfälle in Tirol



Diese unglaubliche Menge an Unfällen - eine genaue Anzahl konnte er nicht nennen - führte der Polizeisprecher auf die aktuell auch in Tirol herrschende schlechte Schneelage zurück. Zwar seien die Pisten präpariert, nicht jedoch die Randbereiche. Felsgeröll, Bäume, Pfosten und Absperrungen erhöhten ohne den weichen Schnee als Puffer das Verletzungsrisiko. Aber natürlich seien schlechtes oder rücksichtslosen Skifahren ebenfalls ursächlich für die Skiunfälle am Feiertag.

Das mussten am Freitag auch viele Deutsche feststellen. Acht von ihnen wurden bei den Skiunfällen in Tirol schwer verletzt. In diesen Fällen bedeutet das: Sehr schwer. Während man bei der deutschen Polizei auch mit einem gebrochenen Knochen als schwer verletzt gilt, gelten Frakturen bei den österreichischen Kollegen in den Skiregionen fast schon als Lappalie. „Die sind Alltag bei uns.“ Entsprechende Meldungen würden bei den Presseaussendungen der Landespolizei gar nicht mehr berücksichtigt. Auffällig: In den Meldungen zu Skiunfällen der Landespolizei waren fast immer Deutsche beteiligt. Einen Grund konnte der Polizeisprecher nicht nennen.

Siebenjähriger Bub verunglückt im Skikurs

In Sölden zum Beispiel wurden drei Deutsche schwer verletzt, darunter ein siebenjähriger Junge, der am frühen Nachmittag bei einem Skikurs mit hoher Geschwindigkeit auf eine gepolsterte Liftstütze prallte. Der Siebenjährige war den Polizeiangaben am Giggioch unterwegs, als er die Kontrolle über seine Fahrt verlor und unkontrolliert in Richtung Tal fuhr.

Eine 44-Jährige prallte ebenfalls am Giggijoch mit einem 13-jährigen Österreicher zusammen, der unverletzt blieb. Und am Tiefenbachferner stieß eine 54-Jährige mit einem anderen Wintersportler zusammen und stürzte. Die drei schwer verletzten Deutschen wurden nach den Unfällen mit dem Hubschrauber in nahegelegene Krankenhäuser transportiert.

Zusammenprall beim Überholen



Im Skigebiet Hochzillertal in Aschau kam es auf der blauen Piste Nr. 9 zum Zusammenstoß zwischen einer 45-jährigen und einem 21-jährigen deutschen Skifahrer. Die 45-Jährige wurde aufgrund des Zusammenstoßes an die nahe gelegene Skigebietspanoramatafel geschleudert und schwer verletzt. Sie wurde mit dem Notarzthubschrauber ins Krankenhaus Schwaz geflogen. Der 21-Jährige kam ebenso zu Sturz, blieb jedoch unverletzt.

Am Hintertuxer Gletscher (blaue Piste 10) kam es vormittags zu einer Skikollision zwischen einem 17-jährigen und einem 42-jährigen deutschen Skifahrer. Der 17-Jährige wurde durch den Notarzthubschrauber mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus Schwaz und der 42-Jährige mit schweren Gesichtsverletzungen in die Klinik Innsbruck geflogen.

Auch im Skigebiet Kühtai wurde ein Deutscher verletzt. Der 19-Jähriger fuhr mit seinen Skiern talwärts. Dabei kollidierte er mit einem jugendlichen Skifahrer, als er versuchte, diesen zu überholen. Während der 19-Jährige schwer an der linken Schulter verletzt wurde, blieb der unbekannte Jugendliche vermutlich unverletzt und fuhr weiter. Der Deutsche wurde von der Bergrettung Flaurling geborgen und zum diensthabenden Arzt verbracht.

Auch beim Rodeln deutsche Unfallopfer



Auch beim Rodeln kam es zu Unfällen, auch hier mit deutscher Beteiligung. Auf der Rodelbahn „Gaislachkogel“ bei Sölden fuhr eine 46-Jährige aus Österreich talwärts. Im unteren Bereich der Rodelbahn, in einer Rechtskehre, konnte die Frau die Rodel ersten Erkenntnissen zufolge nicht mehr abbremsen, wodurch sie auf die dortige Absturzsicherung prallte. Durch den Anprall wurde die Rodlerin schwer verletzt, von der Pistenrettung erstversorgt und anschließend vom Notarzthubschrauber mittels Tau geborgen.

Noch während das erste Opfer versorgt wurde, ereignete sich an selber Stelle ein Folgeunfall. Eine 56-Jährige aus Deutschland wich einer am Rande stehenden Personengruppe aus und prallte ebenfalls in die dortige Absturzsicherung. Sie wurde durch den Aufprall ebenfalls schwer verletzt und mit der Rettung zur Medalp nach Sölden verbracht.

Auch wenn die Zahl der Unfälle in den Tiroler Wintersportgebieten am Feiertag enorm war - tödlich endete diesmal Gott sei dank keiner.

Am 28. Dezember waren im Skigebiet Steinplatte-Waidring im Tiroler Bezirk Kitzbühel in Österreich zwei 17-jährige Skifahrer aus Bayern tödlich verunglückt.

− lai