Reaktionen auf Pläne im Nachbarland
Tschechien will vier neue Atomkraftwerke bauen: „Für die Grenzregion besorgniserregend“

06.02.2024 | Stand 07.02.2024, 16:07 Uhr

Das tschechische AKW Temelin liegt nur 60 Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt. − Foto: Scharinger, imago

Im bayerischen Grenzgebiet zu Tschechien stoßen die AKW-Ausbauvisionen der dortigen Regierung – ganz im Gegensatz zu Ex-CSU-Chef Erwin Huber – auf massiven Widerstand.





Die Dimension, dass gleich vier Reaktoren – bislang war nur von der Erweiterung des Atomkraftstandortes Dukovany in Südmähren die Rede – geplant werden sollen, sei „sehr überraschend und für die Grenzregion besorgniserregend“, teilte der Vorsitzende des Niederbayerischen Landkreistages, Sebastian Gruber (CSU), der auch Landrat von Freyung-Grafenau ist, mit.

„Die Realisierung hätte erhebliche Auswirkungen auf die Lebens- und Standortqualität unserer Region, gerade mit Blick auf die beiden Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava als grenzüberschreitendes Großschutzgebiet und grünes Dach Europas“, gibt Gruber angesichts neuer Reaktoren im nur 60 Kilometer von Bayern entfernten Temelin zu bedenken. Zudem seien wegen der „einschlägigen Vergangenheit“ Befürchtungen hinsichtlich der Sicherheitsstandards berechtigt. Erschwerend komme hinzu, dass auch grenznahe Bereiche als mögliche Optionen für ein Atommüllendlager in Tschechien im Gespräch seien.

ÖDP: „Gewaltige Bedrohung“ für den Freistaat



Während Ex-CSU-Chef Erwin Huber die AKW-Vorstellungen der Tschechen als „neue Chance“ für Bayern sieht, bezeichnet sie die ÖDP als „gewaltige Bedrohung“ für den Freistaat. „Die Pläne der tschechischen Regierung gefährden die Sicherheit der bayerischen Bevölkerung. Der Ministerpräsident und sein Stellvertreter sollten an der Seite Österreichs protestieren und nicht wie von Erwin Huber empfohlen zum atomaren Gedankenaustausch nach Prag reisen“, sagte ÖDP-Bezirksrat Urban Mangold, der auch Vorstandsmitglied bei der Anti-Temelin-Plattform ist, der Mediengruppe Bayern.

Sollten Markus Söder – er hatte im vergangenen Dezember den Neubau von Kernkraftwerken in Deutschland gefordert – und Hubert Aiwanger ähnliches für Bayern planen, dann stehe die ÖDP in den Startlöchern, um dies mit einem Volksbegehren zu stoppen, betonte Mangold. „Wir würden sofort ein Volksbegehren ‚Kein neues Atomkraftwerk in Bayern!‘ starten.“