Landtagswahl in Bayern
Tag der Wahl, Tag des Abschieds: Das sagen Direktkandidaten aus der Region zum Wahlergebnis

09.10.2023 | Stand 25.10.2023, 12:16 Uhr

Von links oben nach rechts unten: Christian Bernreiter (CSU,Stimmkreis Deggendorf), Petra Loibl (CSU, Dingolfing), Martin Wagle (CSU, Rottal-Inn), Martin Huber (CSU, Altötting), Petra Högl (CSU, Kelheim), Hubert Aiwanger (Freie Wähler, Landshut), Josef Zellmeier (CSU, Straubing), Stefan Meyer (CSU, Passau-West), Josef Heisl (CSU, Passau-Ost), Stefan Ebner (CSU, Regen, Freyung-Grafenau), Alexander Muthmann (FDP, Regen, Freyung-Grafenau), Julia Widmann (Freie Wähler, Dingolfing). − Collage: PNP

Wie bei jeder Wahl gibt es auch nach der Landtagswahl in Bayern Gewinner und Verlierer: Die CSU freut sich zwar, stärkste Kraft im Freistaat zu sein, hadert aber damit, Stimmen verloren zu haben. AfD und Freie Wähler hingegen sind glücklich über die Zugewinne. Die Mediengruppe Bayern hat mit Direktkandidaten aus den niederbayerischen Stimmkreisen über die Wahlergebnisse und ihr persönliches Abschneiden gesprochen.



Der gestrige Wahltag hat zumindest eine langjährige Politkarriere in Niederbayern beendet. Mit ihrem miserablen Abschneiden von nur 2,9 Prozent fliegt die FDP aus dem Landtag – und mit ihr der Freyung-Grafenauer Abgeordnete Alexander Muthmann. „Für mich ist die Berufspolitik mit dem heutigen Tage beendet“, sagte der 67-Jährige gestern Abend im Gespräch mit der Mediengruppe Bayern. Das Wahlergebnis für die Liberalen sei „enttäuschend, aber nicht überraschend“. Zittern um den Wiedereinzug in den Landtag muss der Passauer SPD-Abgeordnete Christian Flisek.

Während bei den vergangenen Wahlen die CSU immer souverän die Direktmandate in Niederbayern gewann, machte den Christsozialen dieses Mal Hubert Aiwanger einen Strich durch die Rechnung. Das Direktmandat im Stimmkreis Landshut – Heimat des Freie-Wähler-Chefs – ging an den Wirtschaftsminister. Alle anderen Direktmandate in Niederbayern und Altötting konnte die CSU für sich verbuchen – trotz eines erneut historisch schlechten Abschneidens der Christsozialen.
Stimmkreis Passau-OstDa die SPD in Bayern nur rund 8 Prozent holte, muss der Passauer Abgeordnete Christian Flisek zittern. Sein Wiedereinzug in den Landtag ist mehr als gefährdet. „Die Zweitstimmen in Niederbayern sind entscheidend“, sagte er gestern Abend. Flisek belegt den Listenplatz 2. „Ich bin verhalten optimistisch“, erklärte er, der das bayernweite Abschneiden seiner Partei als „katastrophal“ bezeichnete. Sollte er es nicht mehr in den Landtag schaffen, sei diese „Episode erst einmal beendet“, deutete Flisek, der im Stimmkreis Passau-Ost 7,9 Prozent holte, seinen Abschied von der Politik an: „Ich habe als Anwalt einen grundsoliden Beruf, werde im nächsten Jahr 50 und habe Zwillinge mit neun Jahren.“

Der Sieger im Stimmkreis heißt Josef Heisl. Mit 32,8 Prozent der Stimmen gewann der CSU-Politiker vor Ralf Stadler von der AfD (21,9 Prozent) und Roswitha Toso von den Freien Wählern (19,6 Prozent). „Natürlich hätte ich mir ein besseres Ergebnis gewünscht“, so Heisl. „Aber in der Gemengelage bin ich damit zufrieden.“

Stimmkreis Passau-WestStefan Meyer (CSU) sicherte sich im Stimmkreis Passau-West mit 34,8 Prozent das Direktmandat. „Mit dem persönlichen Ergebnis bin ich zufrieden“, sagte der Nachfolger von Walter Taubeneder im Gespräch mit der Mediengruppe Bayern. Insgesamt sei das Wahlergebnis aber ein „Warnschuss“ gewesen, die Probleme der Bevölkerung zügig anzugehen. „Energiepreise, Teuerung, Migration – da müssen Lösungen her“, erklärte Meyer. Aufschieben helfe nur der AfD. Deren Direktkandidat Manfred Böhm landete mit 19,2 Prozent der Erststimmen im Stimmkreis auf dem dritten Platz. Zweiter wurde Christian Lindinger von den Freien Wählern (24,7 Prozent).

Stimmkreis Regen/Freyung-GrafenauMehr als 20 Jahre war Alexander Muthmann politisch tätig, saß zuletzt für die FDP im Landtag. Damit ist nun Schluss. „Ich bin mit 67 mit der Partei aus dem Landtag geflogen. Dann ist es gut.“ Muthmann, der stellvertretender Fraktionsvorsitzender war, zieht sich komplett aus der Politik zurück. „Ich werde nun das machen, was mir Freude macht“, kündigte er am gestrigen Wahlabend an. Ganz unvorbereitet sei er freilich nicht gewesen. „Nach den Umfragen der letzten Wochen musste man damit rechnen“, sagte er über das magere Ergebnis von nur 2,9 Prozent, das die FDP erreichte. „Das tut auch weh.“

Das Direktmandat im Stimmkreis Regen/Freyung-Grafenau holte Stefan Ebner von der CSU (34,2 Prozent). Der 42-Jährige, der erstmals in den Landtag einzieht, freute sich am Sonntag über seinen Erfolg. „Ich bin super happy“, sagte Ebner unserer Zeitung. Das Ergebnis seiner Partei stimme ihn dagegen nachdenklich, auch wenn es sich im Wahlkampf abgezeichnet habe. „Die Unzufriedenheit mit der Ampel-Politik hat vor allem der AfD genutzt“, meint Ebner. Auf den Rängen zwei und drei liegen in Regen und Freyung-Grafenau die Kandidaten der Freien Wähler und der AfD, Martin Behringer (23 Prozent) und Oskar Atzinger (22,8 Prozent).

Stimmkreis DeggendorfMit 42,8 Prozent hat Bau- und Verkehrsminister Christian Bernreiter den Stimmkreis Deggendorf klar gewonnen. „Ich kann sehr zufrieden sein“, sagte der niederbayerische CSU-Vorsitzende im Gespräch mit der Mediengruppe Bayern. Dass in einigen Stimmkreisen in der Region die Freien Wähler bei den Zweitstimmen die Nase vor der CSU haben, erklärte Bernreiter damit, dass „viele sagten, sie wählen die Koalition“. Die Erststimme habe also der CSU-Kandidat erhalten, die Zweitstimme der Kontrahent von den Freien Wählern. „Die Flugblatt-Affäre gab einen Push in Richtung Freie Wähler in Niederbayern“, ist Bernreiter überzeugt.

In Deggendorf landete die niederbayerische AfD-Vorsitzende Katrin Ebner-Steiner mit 21,8 Prozent der Stimmen auf Platz zwei. Sie bedankte sich im Gespräch mit der Mediengruppe Bayern bei den Bürgern, die „uns trotz der Hetze von Söder und Co. gewählt haben. Das Ergebnis übertrifft alle Erwartungen.“ Der Wahlkampf habe die AfD „an unsere Grenzen gebracht – gerade auch durch den Angriff auf unseren Bundessprecher Tino Chrupalla“, sagte sie in ihrem telefonischen Statement. Befragt nach ihrem persönlichen Abschneiden im Stimmkreis Deggendorf betont Ebner-Steiner: „Ich freue ich mich riesig.“
Den dritten Platz erreichte die Freie-Wähler-Kandidatin Andrea Einhellig mit 17,6 Prozent.

Stimmkreis Rottal-Inn36,1 Prozent, so lautete das Endergebnis für CSU-Kandidat Martin Wagle im Stimmkreis Rottal-Inn, der damit für seine Partei das Direktmandat holte. Wagle, der bei der Landtagswahl 2018 noch 44,2 Prozent der Stimmen holen konnte, war „nicht zufrieden. Nicht für mich persönlich und auch nicht über das Gesamtergebnis der CSU. Ich habe mir Besseres erwartet“, gibt er zu. Eine Erklärung hat er freilich auch: „Eine Wahl ist eine Momentaufnahme, in der auch singuläre Ereignisse eine Rolle spielen“, sagte er und spielte auf die Flugblatt-Affäre um Hubert Aiwanger an.

Stimmkreis DingolfingEbenfalls etwas enttäuscht zeigte sich Petra Loibl, die mit 35,6 Prozent im Stimmkreis Dingolfing zwar das Direktmandat holte. „Aber ich hatte mir persönlich und insgesamt für die CSU ein paar Prozent mehr erwartet. Wir sind zwar die stärkste Kraft in Bayern. Aber die Stärke der AfD erschüttert mich“, betonte sie.

Mehr Grund zur Freude hatte Freie-Wähler-Direktkandidatin Jutta Widmann. Sie konnte ihr Ergebnis von 2018 um sieben Prozent aufstocken und kam auf 23,4 Prozent der Wählerstimmen. „Das ist gigantisch“, freute sie sich, betonte aber auch: „Der heutige Erfolg für die Freien Wähler, das sind auch die Stimmen für Hubert Aiwanger. Die Wähler wollen keine Schmutzkampagnen. Sie wollen, dass man ihre Probleme hört und angeht. Und genau das wollen wir jetzt wieder tun.“

Stimmkreis AltöttingCSU-General Martin Huber hat die Nase vorn. Er gewann das Direktmandat mit 41,2 Prozent. Er bedankte sich für „das große Vertrauen in meinem Stimmkreis Altötting“. Auf den Plätzen folgten Thomas Schwembauer von der AfD (17,5 Prozent) und Mary Fischer (Freie Wähler, 16,1 Prozent).