Maske und 3G
Corona: Studenten kehren an Bayerns Hochschulen zurück - Schwangere teils ausgeschlossen

04.10.2021 | Stand 21.09.2023, 23:49 Uhr

−Symbolbild: Sebastian Gollnow/dpa

Nach drei Online-Semestern zieht an den Hochschulen in Bayern wieder Leben ein. Die Studierenden lernen endlich auf dem Campus statt allein Zuhause. Aber nicht alle, denn Schwangere müssen teils trotzdem zuhause bleiben.

Lesen Sie auch:
- Corona-Tests für Studenten nur bis Ende November kostenlos

Vorlesungen im Hörsaal, Mittagessen in der Mensa, Büffeln in der Bibliothek: Nach drei Semestern mit fast ausschließlicher Online-Lehre kehren die Studierenden in Bayern nun an ihre Hochschulen zurück. Viele können es kaum erwarten, den heimischen Schreibtisch zu verlassen und endlich ein normales Studentenleben zu führen - auch wenn Masken und 3G-Regeln Corona nicht vergessen lassen. Auch sonst ist nicht alles eitel Sonnenschein.



Dennoch ist die Vorfreude bei Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) groß: "Gott sei Dank wird es endlich wieder ein Präsenzsemester werden!" Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften starten an diesem Montag mit den Vorlesungen und Seminaren, die Universitäten folgen zwei Wochen später. "Der wesentliche Schritt waren die Impfungen, das war der große Befreiungsschlag", erläuterte Sibler im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Rund 80 Prozent der Studierenden seien inzwischen geimpft, weitere 10 Prozent genesen.

Die restlichen zehn Prozent müssen vor Betreten der Hochschulen ein negatives Testergebnis vorlegen. Und das ist schon ein erster Streitpunkt: Zwar werden die Tests für Studierende auch weiterhin kostenlos sein - aber garantiert ist das nur bis zum 30. November. Und von einer Verlängerung gehe er derzeit nicht aus, sagte Sibler.

"Geld für Testungen von Studierenden zu verlangen, die es sich nicht leisten können, ist de facto eine Impfpflicht", kritisiert Johanna Weidlich, eine der Sprecherinnen der Landesstudierendenvertretung. Auch Alexander Fehr, Geschäftsführer der bayerischen Universitätenkonferenz, wünscht sich eine Verlängerung der Kostenübernahme mindestens bis zur Winterpause. Schließlich reisten auch zahlreiche ausländische Studierende an, die noch eine in der EU anerkannte Impfung benötigten und je nach Wirkstoff erst im Januar als vollständig immunisiert gälten.

Hochschulen überwachen 3G selbst

Überwacht werden soll die 3G-Regelung durch die Hochschulen selbst. Weil aber gerade die großen Universitäten so viele Gebäude haben, dass nicht an jedem Eingang ein Kontrolleur postiert werden kann, soll es "engmaschige Stichproben" geben. Wer gegen die Vorgaben verstößt, bekommt zunächst ein Hausverbot, im Wiederholungsfall auch ein Bußgeld in Höhe von 250 Euro. Für das Personal gilt die 3G-Regelung im Gegensatz zum Mindestabstand mangels rechtlicher Möglichkeiten übrigens nicht.

Zum Wiedereinstieg in das Leben auf dem Campus haben viele Hochschulen spezielle Angebote erstellt, die das Kennenlernen der Abläufe und das Knüpfen von Kontakten erleichtern sollen. "Wir bilden ja keine Fachidioten aus, sondern wir bilden Persönlichkeiten aus, und dazu gehört mehr, als dass ich nur Wissen vermittele. Dazu gehört Interaktion", erklärt Walter Schober, Vorsitzender des Verbundes der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern. "Junge Leute müssen sich aneinander entwickeln, messen, austauschen."

Das sehen auch die Studierendenvertreter so - wünschen sich aber zugleich, dass die Vorteile der digitalen Lehre, die sie in den vergangenen drei Semestern zu schätzen gelernt haben, weiterbestehen. Vor allem das Anschauen der Lehrangebote unabhängig von festen Zeiten hat das Studium für viele leichter mit Familie, Pflege von Angehörigen oder auch dem zwingend nötigen Job vereinbar gemacht.

Digitaltrack neben Präsenztrack

Laut Sibler werden rund ein Fünftel der Veranstaltungen im Wintersemester (auch) online abrufbar sein - vor allem Formate zur reinen Wissensvermittlung sehen Pädagogen dafür als geeignet an. "Wir werden in der Lehre nicht in die Vor-Corona-Zeit zurückgehen" verspricht Schober für die Fachhochschulen, schränkt jedoch ein: "Aber wir werden nicht alles wie bisher im Online-Modus anbieten können." Für die Universitäten betont auch Fehr: "Weiterhin einen vollwertigen Digitaltrack neben dem Präsenztrack aufrecht zu erhalten, ist organisatorisch nicht leistbar."

Das ist allerdings ein Problem für all diejenigen Studierenden, die nicht an den Präsenzveranstaltungen teilnehmen können - weil sie beispielsweise wie Tausende andere den Lockdown bei ihren Eltern ausgesessen haben und nun schlicht keine Unterkunft an ihrem Studienort finden.

Schwangeren wird Zugang teils verwehrt

Einigen Risikogruppen wird die Teilnahme am Präsenzunterricht gänzlich verwehrt. Denn schwangere Studentinnen werden mancherorts weiterhin an den heimischen Schreibtisch verbannt. So heißt es etwa im Corona-Update der Hochschule München (HM): "Als schwangere Studentin dürfen Sie die HM nicht betreten, selbst wenn Sie geimpft oder genesen sind." Auch andernorts wird Schwangeren zumindest nachdrücklich empfohlen, zu Hause zu bleiben. Ein einheitliches Vorgehen aller bayerischen Hochschulen gibt es jedoch nicht.

"Personen, die sich nicht impfen lassen können, und auch schwangeren Studentinnen ist die Teilnahme am Präsenzlehrbetrieb nicht etwa allgemein versagt", betont das Wissenschaftsministerium auf Anfrage. Es sei vielmehr ein wesentliches Anliegen, dass möglichst alle Studierenden an den jeweiligen Campus ihrer Hochschule zurückkehren könnten. Dennoch lägen die Vorkehrungen zum Infektions- und Gesundheitsschutz in Verantwortung der jeweiligen Hochschule.

Walter Schober, Präsident der Technischen Hochschule Ingolstadt, handhabt die Sache pragmatisch: "Schwangere Studentinnen dürfen kommen, wenn sie wollen. Aber ich biete ihnen individuelle Lösungen an." Eine Abfrage habe ergeben, dass zwei Schwangere im Wintersemester an Vorlesungen und Seminaren teilnehmen wollten. Schobers Lösung: "Dann wird eben in diesen Veranstaltungen gestreamt."

Auch in Augsburg werden schwangere Studentinnen gebeten, mit ihren Lehrenden Kontakt aufzunehmen, um Einzellösungen zu arrangieren. Mit einem klaren Ausschluss von Präsenzveranstaltungen arbeitet hingegen die Hochschule München. Diese habe "eine Gefährdungsbeurteilung vorgenommen, die zu dem Ergebnis gekommen ist, dass eine unverantwortbare Gefährdung von schwangeren Studentinnen nur durch ein Betretungsverbot vermieden werden kann", schilderte das Ministerium nach Rücksprache mit den Verantwortlichen. Um einen ordnungsgemäßer Studienfortschritt zu gewährleisten, sollten aber auch dort nicht teilnehmenden Risikogruppen Ersatzangebote gemacht werden.

− dpa/lha