Niederbayern
Gegen Pornos auf Kinderhandys: Polizei Niederbayern startet Aktion

12.11.2019 | Stand 21.09.2023, 21:39 Uhr

Ein zwölfjähriges Mädchen mit Kinderpornos auf dem Handy - dieser Fall hat vor Kurzem die Polizei in Niederbayern auf den Plan gerufen. −Symbolbild: dpa

Ein zwölfjähriges Mädchen mit Kinderpornos auf dem Handy - dieser Fall hat vor Kurzem die Polizei in Niederbayern auf den Plan gerufen. Sie stellte im Bereich Landshut insgesamt zwölf Handys sicher. Auf einem dieser Handys befand sich außerdem noch ein brutales Gewalt-Video. "Die Dateien selbst waren von den Kindern über einen gängigen Messenger per Klassen-Chat getauscht worden", heißt es dazu von der Polizei. Bemerkenswert sei, dass das Vorschaubild zu dem Video nicht dessen tatsächlichen Inhalt, sondern lediglich ein Bild aus einer speziell dazu vorgeschalteten "harmlosen" Sequenz (spielende Hundewelpen) anzeigte.

Gegen solche Fälle will das Polizeipräsidium Niederbayern jetzt vorgehen: An diesem Mittwoch startet an den niederbayerischen Schulen die Aktion "DEIN Smartphone, DEINE Entscheidung" der Polizei.

Verschiedene Straftatbestände erfüllt

Je nach Alter der Besitzer, Empfänger, Verbreiter oder Darsteller bzw. je nach Inhalt der Dateien können, wenn verbotene Inhalte auf dem Handy gefunden werden, verschiedene Straftatbestände erfüllt sein, teilt die Polizei mit. Zwar sind Kinder unter vierzehn Jahren noch strafunmündig und können nicht schuldhaft handeln. Eine rechtswidrige Straftat ist jedoch unabhängig davon erfüllt und kann die Einziehung des Smartphones, sprich die ersatzlose Wegnahme, bedeuten. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 31 Fälle (Sexueller Missbrauch von Kindern durch Vorzeigen pornografischer Abbildungen oder Darstellungen, bzw. durch Abspielen von Tonträgern mit pornografischen Inhaltes). 2018 waren es niederbayernweit 48 Fälle. Im Deliktsbereich "Verbreiten pornografischer Schriften" wurden niederbayernweit im Jahr 2017 124 Straftaten registriert, im Jahr 2018 waren es insgesamt 136 Fälle.

Die Nutzereinstellungen der Handys bzw. die Grundeinstellung von Apps können die Verbreitung solcher Dateien begünstigen (automatischer Download von Medien). Befinden sich die strafbaren Inhalte erst einmal auf dem Smartphone oder werden sie verbreitet, liegen die oben beschriebenen Straftatbestände vor. Ein aktives Handeln ist nicht immer erforderlich. "Das hat dann zur Folge, dass das Handy eingezogen wird und für immer weg ist", warnt Polizeisprecher Günther Tomaschko. Er sagt: "Wir wollen mit unserer Aktion auf diese Thematik aufmerksam machen."

Polizei richtet Bitten an Eltern und Lehrer

An Eltern und Lehrer richtet die Kripo deshalb folgende Bitten: "Sprechen Sie mit Ihren Kindern bzw. mit Ihren Schülern über diese Gefahren. Seien Sie selbst Vorbild bei der Nutzung von Smartphones/Tablets. Nutzen Sie vertrauliche Beratungs- und Hilfsangebote, z. B. beim Schulpsychologen, dem Jugendsozialarbeiter an der Schule (JaS), dem Jugendamt oder anderen sozialen Stellen bzw. Einrichtungen."

Deshalb plakatiert die Polizei an mehr als 500 Schulen mit Appellen an die Lehrkräfte und an die Eltern. Sollte es tatsächlich zu Problemen kommen, können Betroffene sich auch jederzeit an die Kripo wenden.