"Romeo und Julia" – eine Hassgeschichte
Athanor in Passau: Student dreht neue Version der Liebesgeschichte

22.05.2019 | Stand 20.09.2023, 2:38 Uhr

Luka Radovic (2. von links) bei der Regie. −Foto: Ingmar Wein/Julian Höcher

Ein Bild, das um die Welt ging – Sarajevo, 18. Mai 1993: Eng umschlungen liegt ein Paar auf der Vrbanja Most, einer Brücke, die die Gebiete der Bosnier und Serben im Jugoslawienkrieg über den Miljacka-Fluss verbindet. Tot. Sie – Bosnierin, er – Serbe. Ihre Lager verfeindet. Gemeinsam wollten sie aus der belagerten Stadt fliehen, ein neues Leben beginnen. Zwei Schüsse. Er starb sofort, sie legte sich zu ihrem toten Partner und erlag ihren Verletzungen. "Romeo und Julia aus Sarajevo", titelten die Medien.
Dieses Bild hatte Luka Radovic (23) im Kopf, als er Shakespeares Tragödie für einen Theater-Spielfilm umschrieb, den der Nachwuchs-Regisseur der Regie- und Schauspielakademie Athanor in Passau jetzt zu Ende gedreht hat – als No-Budget-Produktion. 1000 Euro steuerte die Akademie bei, 1500 investierte er selbst. "Romeo, Julia oder Hass" heißt der Film. Dabei kombiniert er das englische Drama mit dem französischen Film "La Haine" ("Hass") über das drogen- und gewaltreiche Leben dreier Jugendlicher im Pariser Problembezirk. Denn: Für Luka Radovic ist Romeo und Julia keine romantische Liebestragödie, sondern eine Geschichte über Hass, ein immer wiederkehrendes Motiv, nicht nur der Zeitgeschichte. Bei Shakespeare versöhnen sich die verfeindeten Familien am Grab Romeos und Julias in Verona. Bei Luka Radovic nicht.
"Wir inszenieren die Realität", sagt er. Der Bezug zu Sarajevo 1993 kommt dabei nicht von ungefähr: Er ist Sohn eines Serben und einer Halbkroatin-Halbbosnierin, geboren und aufgewachsen in Stuttgart. Der Bosnienkrieg war die Realität seiner Eltern.

Mehr zum Thema lesen Sie am 22. Mai in der Passauer Neuen Presse.