Landau/Berlin
Historiker: AfD-Mann Stephan Protschka soll zurücktreten

25.11.2019 | Stand 21.09.2023, 0:20 Uhr

Stephan Protschka. −Foto: dpa

Auf die Errichtung eines Denkmals für Freikorpskämpfer und Weltkriegssoldaten in Polen haben Historiker mit scharfer Kritik reagiert. In dem Offenen Brief, aus dem der "Tagesspiegel" in Berlin (Montag) zitiert, heißt es demnach: "Dieser Gedenkstein ist eine unerträgliche und skandalöse Verherrlichung nationalsozialistischer und rechtsextremer Verbände sowie ein nicht hinnehmbarer Affront gegenüber Polen." Gefordert wird auch der Rücktritt des AfD-Bundestagsabgeordneten Stephan Protschka. Der Bezirksvorsitzende der AfD in Niederbayern und Beisitzer im AfD-Bundesvorstand hat die Aktion den Angaben zufolge maßgeblich finanziert.

Das Denkmal, um das sich die Kontroverse dreht, war am Volkstrauertag im polnischen Bytom (früher Beuthen) enthüllt worden. Auf dem Stein, der ausschließlich in deutscher Sprache beschriftet ist, wird neben deutschen Weltkriegssoldaten auch "Selbstschutz- und Freikorpskämpfern" gedacht.

In dem Brief der Historiker heißt es dazu: "In Oberschlesien unterstand der Selbstschutz SS-Oberführer Fritz Katzmann, einem der schlimmsten NS-Massenmörder während des Zweiten Weltkrieges." Im Namen des deutschen Selbstschutzes seien Rechtsextreme in Oberschlesien bereits ab 1921 brutal gegen polnische Bürger vorgegangen, so die Historiker. Opfer der deutschen Soldaten und Freikorps werden auf dem Gedenkstein nicht erwähnt.

Unterschrieben wurde der Brief laut Zeitung bislang von den Leitern mehrerer deutscher KZ-Gedenkstätten, unter anderem in Buchenwald und Neuengamme, sowie von einer zweistelligen Zahl an Professoren. Initiiert worden war der Rücktrittsappell von den Historikern Michael Wildt, Professor an der Humboldt-Universität Berlin, und Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Wagner hatte bereits in der vergangenen Woche Strafanzeige wegen des Verdachts der Volksverhetzung erstattet. Inzwischen ermittelt der Staatsschutz. In Polen ermittelt die Staatsanwaltschaft, nachdem das staatliche Institut für nationale Erinnerung mehrere Gesetzesverstöße und eine Beleidigung des Gedenkens an Millionen polnischer und jüdischer NS-Opfer beklagt hatte.

− kna