Wer im Mittelalter seine Glaubhaftigkeit bezeugen wollte, nutzte die Redewendung "bei meinem Barte" und berührte diesen. Wenn der Plattlinger Andreas Wolf (35) sagt, er trage seinen Vollbart aus Überzeugung, so braucht’s gewiss keinen Schwur – immerhin setzt er sich gegen den Willen seiner Frau Simone durch, die ihren Andreas mit weit weniger Haar im Gesicht kennengelernt hat. Zum "Welttag des Bartes" am Samstag, 7. September, hat sich die Heimatzeitung mit dem Bartträger aus Leidenschaft unterhalten.
Von der Unterlippe erstreckt sich der dunkle Vollbart von Andreas Wolf 18 Zentimeter gen Brust, vom Kinn aus sind’s 14 Zentimeter. Wer ihn berührt – bitte erst fragen –, merkt, dass es sich hier um gepflegtes Haar handelt. Nicht kratzend, weich fühlt es sich zwischen Daumen und Zeigefinger an. Und es duftet leicht hölzern. "Das kommt vom Öl, das ich benutze", erzählt der 35-jährige Vater einer einjährigen Tochter, die gerne mal richtig zupackt, sobald sie Papas Bart erwischt. Wenn er sich einen Döner oder einen Burger schmecken lässt, bleibt eine anschließende Reinigung aber nicht aus, damit sich kein Filz bildet. Dreadlocks im Gesicht wären dann doch zu viel des Guten.
Andreas Wolf wäscht den Bart täglich, föhnt ihn, kämmt ihn alle paar Stunden mit einem Holzkamm, den er samt Scheckkartenetui in die Hosentasche steckt. 20 Minuten verbringt er morgens mindestens vor dem Spiegel. Der Straßenwärter der Autobahnmeisterei Pankofen achtet auf sein Äußeres und vor allem auf den Bart, den er inzwischen seit einem Jahr und vier Monaten sprießen lässt. "Man muss nur die Zeit überstehen, in der er etwas kratzt und juckt." Die Kosten für Pflegeprodukte und der monatliche Besuch bei einem Herren-Barbier in Deggendorf belaufen sich bei Wolf auf rund 80 Euro. Und auch ein Hausmittel kennt er selbstverständlich auch: Wer gerne einen Bart tragen möchte, aber unter kahlen Stellen leidet, solle sich Knoblauch ins Gesicht reiben, rät Andreas Wolf. "Einem Bekannten hat das geholfen."
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