Deggendorf
Zu gut für die Tonne: App soll gegen Lebensmittelverschwendung helfen

02.09.2019 | Stand 20.09.2023, 23:51 Uhr

Johann Schauer zeigt in der Obst- und Gemüseabteilung, wie die Waren im Real in den "Too Good To Go"-Tüten verpackt werden. −Foto: Manuel Birgmann

Jedes Jahr werden laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumentenforschung in Deutschland pro Kopf 55 Kilo Lebensmittel weggeworfen. Das Problem betrifft nicht nur Privathaushalte, sondern vor allem auch Restaurants, Supermärkte und Bäckereien. Eine Handy-App soll die Lösung sein: "Too Good To Go" (auf deutsch: "Zu gut für die Tonne") wurde 2015 von fünf Dänen entwickelt, um der Verschwendung Einhalt zu gebieten. In Deggendorf ist seit April auch der Verbrauchermarkt Real dabei.

Das Prinzip ist einfach: Was in den Geschäften am Abend übrig bleibt, wird zum verringerten Preis über die App verkauft. Übers Mobiltelefon können sich die Verbraucher über Angebote in der Umgebung informieren und diese kurz vor Ladenschluss abholen. Gibt es doch keine Reste, kann der Anbieter die Bestellungen stornieren. In Deggendorf ist aktuell nur der Real-Markt mit dabei, der abends Tüten mit Obst im Wert von zehn Euro für 3,50 Euro in der App anbietet. Wer jedoch eine der begehrten Tüten ergattern will, muss schnell sein. Wegen der begrenzten Menge ist es auch der PNP im Test nicht gelungen, rechtzeitig zuzuschlagen.

Viele weitere Deggendorfer Unternehmen haben ihre eigenen Methoden, um der Verschwendung Einhalt zu gebieten. Die Bäckerei Einhellig geht mit gutem Beispiel voran und verkauft täglich Waren vom Vortag zum halben Preis. "Die Nachfrage ist groß. Bei uns wird nix weggeschmissen", erklärt Christa Häusler. "Was übrig bleibt, wird entweder billiger verkauft oder weiterverarbeitet. Aus alten Semmeln machen wir zum Beispiel Semmelbrösel für Knödel oder zum Panieren." Auch der Nahkauf im Stadtzentrum verkauft Lebensmittel kurz vor Ablaufdatum billiger. "Bürokratisch gesehen ist Too Good To Go aber einfach zu kompliziert für uns", zweifelt Marktleiter Richard Kotlarski an dem Konzept. "Es ist mittlerweile schon ein riesiger Aufwand Lebensmittel an die Tafel zu liefern, weil es einfach so viele Formulare und Regeln gibt."
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