Deggendorf
Der Feind im eigenen Körper: Wie Erwin Schmid mit seiner Krebserkrankung lebt

10.08.2019 | Stand 21.09.2023, 21:15 Uhr

Erwin Schmid vor seinem Herzensprojekt: Der "ES-vertikal"-Kletterhalle des DAV in Fischerdorf. Der Bau der Halle hat ihm in der schweren Zeit seiner Krebserkrankung nicht nur viel Arbeit, sondern auch sehr viel Ablenkung und andere Gedanken ermöglicht. −Foto: Roland Binder

Der ehemalige Sparkassendirektor Erwin Schmid lebt seit 2013 mit der Diagnose Krebs. Drei Jahre Lebenserwartung hatte man ihm damals in Aussicht gestellt – bis jetzt hat er daraus sechseinhalb sehr produktive Jahre gemacht. Wie er seine Krankheit erlebt und mit ihr lebt, schildert er im Gespräch mit der DZ.

"Das ist schon so, dass man gesagt kriegt ,Sie haben Krebs‘ und dann ist da im Kopf nur noch ein großes Loch und man fällt ganz weit nach unten." Schmid sitzt auf der Terrasse des Laurin an der Donau und trinkt einen Schluck von seinem Mineralwasser. Er trägt ein weißes Poloshirt, Hosenträger und sein Strohhut liegt auf dem Tisch, weil er ihn im Schatten nicht aufsetzen muss. "Ich hatte ja Pläne", sagt er und schaut in die Ferne, um dann wieder sehr fokussiert seinem Gegenüber ins Gesicht zu blicken.

Schmid ist ein Analytiker, ein Zahlenmensch und einer, der den Dingen gerne auf den Grund geht. Das war er als Chef seines Geldinstituts ebenso wie als Vereinsmensch und als Planer. Wer bislang mitgerechnet hat, wird feststellen, dass die drei Jahre Restlaufzeit, die ihm für seinen Lebenskredit eingeräumt worden sind, um gut drei Jahre überschritten wurden. "Ich werde einen Teufel tun und mir anmaßen, andere Menschen mit einem Geheimrezept zu versorgen, wie man das macht. Ich weiß es nicht, wie man das macht", sagt Schmid.

Und man bemerkt, dass ihm das sehr wichtig ist. "Das ist eine Situation, in der man keinen Rat geben kann, weil jeder Mensch anders gestrickt ist und das auch anders und individuell erlebt und durchlebt." Aber er hat etwas herausgefunden, was man ohne Vorbehalt durchaus generalisieren kann: "Ich habe mich mit meiner Krankheit auseinandergesetzt und wollte sie genau verstehen", erzählt er. "Ich wollte wissen, was bei mir nicht mehr funktioniert, wo der Fehler im System liegt. Weil, wenn ich das nicht weiß, dann kann ich den Kampf nicht aufnehmen."

Er hat gelernt, mit dem Krebs zu leben und er arrangiert sich mit dem Feind in seinem Körper. Schmid trägt alle seine Werte in Diagramme und Tabellen ein, vergleicht, misst und hat sich in das Thema intensiv eingearbeitet. "Es gibt dazu sehr interessante Broschüren von der Deutschen Krebshilfe, in denen alles ganz genau erklärt wird." Die Auseinandersetzung mit der Krankheit, mit dem "Feind in meinem Körper", das ist für Schmid wichtig. "Ich glaube, mir hat das geholfen, weil ich mir jetzt etwas darunter vorstellen kann."
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