Knapp 1800 Bewerbungen
Auszeit für "Corona-Helden": Urlaub im Landkreis Traunstein

Aktion "Inzeller Gastgeber laden Corona-Helden ein" - Eine Bewerbung kam von Verwandten von Elvis Presley

27.09.2020 | Stand 19.09.2023, 21:25 Uhr
Helmuth Wegscheider

Rebecca König (rechts) genoss mit ihrem Sohn Jakob die sieben Tage kostenlosen Urlaub in Inzell. Begleitet wurde sie von ihrem Schwager Alexander Presley, einem entfernten Verwandten des "King of Rock’n‘-Roll", Elvis Presley, und ihrer Schwester Jasmin Presley, die das Bewerbungsschreiben für "Inzeller Gastgeber laden Corona-Helden ein" abgeschickt hatte. −Foto: Wegscheider

Etwas Besonderes haben sich Inzeller Vermieter mit der Inzeller Touristik GmbH (ITG) einfallen lassen: 60 Quartiergeber haben sich bereit erklärt, "Corona-Helden" samt Begleitperson zu beherbergen.

Die Aktion "Inzeller Gastgeber laden Corona-Helden ein" war kurz vor Ostern gestartet und hat sehr großen Anklang gefunden. Die Initiatoren dieser Aktion waren der Meinung, dass aufgrund des Lockdowns viele Berufssparten teilweise stark überlastet waren und oftmals bis an ihre Grenzen gehen mussten. Die Pflegefälle wurden viel mehr, und hier kam das soziale Engagement der Inzeller Vermieter zum Tragen. Anhand eines Bewerbungsbogens konnten in Frage kommende Personen vorgeschlagen werden.

60 Quartiergeber aus Inzell haben sich bereit erklärt, "Corona-Helden" samt Begleitperson einen kostenlosen Aufenthalt von sieben Nächten im Zimmer oder Ferienwohnung zur Verfügung zu stellen. Die Tourist-Info Inzell hat diese Aktion federführend koordiniert. Die Begeisterungswelle war riesig und knapp 1800 Bewerbungen sind bei der ITG eingegangen.

Kleines Gremium ermittelte die Gewinner

Ein kleines Gremium, bestehend aus dem Inzeller Bürgermeister Hans Egger, einigen Quartiergebern und drei Mitarbeitern der Tourist-Info Inzell ermittelten nach intensiver Prüfung der Bewerbungen. Letztlich blieben 102 Gewinner übrig – nur einige "Corona-Helden" stellvertretend für so viele. Die Auserwählten wurden von der ITG informiert und koordinierten anschließend ihren Urlaub selbst mit dem jeweiligen Vermieter.
Rebecca König verbrachte den Aufenthalt mit ihren Sohn Jakob in der Ferienwohnung von Familie Molz. Die Woche war ausgefüllt mit Unternehmungen von der Max-Aicher-Arena über Rauschberg, Märchenpark, Bergwalderlebnispfad bis hin zum Mammutmuseum und zum Chiemsee. Rebecca König arbeitet als Gesundheits- und Krankenpflegerin in Neustadt am Kulm und erzählte von erheblichenm Mehraufwand während der Coronazeit.

Anforderungen im Pflegedienst stark angewachsen

"Der Anforderungen im Pflegedienst sind stark angewachsen. Gerade in der Stadt war der Zeitaufwand enorm. Wir mussten mehr von Haus zu Haus fahren, die Leute pflegen und uns um den täglichen Bedarf kümmern. Hinzu kamen die ganzen Hygienevorschriften, auf die man achten musste. Ich habe x-mal am Tag die Handschuhe gewechselt, das fängt beim Brotschmieren für die Patienten an und hört bei den sanitären Arbeiten auf", erzählte sie.
Das Bewerbungsschreiben für Rebecca König schickte ihre Schwester Jasmin Presley nach Inzell. "Ich habe gesehen, wie viel meine Schwester während der Corona-Zeit zu tun hatte. Sie war ja ständig am Arbeiten, und da habe ich mir gedacht, sie hätte eine Belohnung verdient. Umso schöner ist es, dass es geklappt hat mit dem Urlaub in Inzell." Jasmin Presley und ihr Mann Alexander haben die Schwester nach Inzell begleitet und machen gemeinsam mit ihr Urlaub. Die beiden sind übrigens weitschichtig mit Elvis Presley, dem "King of Rock’n’Roll" verwandt. Alexanders Vater war bei der US-Army in Grafenwöhr stationiert, und Sohn mit Frau leben seitdem in der Oberpfalz.

Viel Freude und Dank weit über den Ort hinaus

Die Aktion "Corona-Helden in Inzell" ist in der Gemeinde und auch in der Öffentlichkeit sehr gut angekommen. Es gab viel Freude und Dank weit über den Ort hinaus. Mit den Bewerbungen und dem großen Zuspruch von Seiten der Gäste stieg auch das Interesse bei den Medien für diese frühzeitige, wenn nicht sogar fast die erste Initiative dieser Art. Der Freiaufenthalt von sieben Nächten für "Corona-Helden" bewirkte unter anderem, dass ein Hotelbesitzer im Ort sein Haus mit 30 Zimmern für eine Woche zur freien Verfügung stellte.
Die Idee rief nicht nur große Dankbarkeit bei den "Corona-Helden" während der wohlverdienten Erholungszeit in Inzell und Umgebung hervor. Auch das Feedback vor Ort gestaltete sich sehr positiv und wurde im Bayerischen Rundfunk übertragen. Ein Beitrag in der "Abendschau" handelte von einer Hebamme, die mit einem Freund nach Inzell kommen durfte und exakt in dieser Woche bei der Geburt eines jungen Alpaka dabei sein konnte, auch wenn sie nicht groß eingreifen musste.