Neue Regularien helfen
Zwei Rottaler Vereine stellen in Schönau Balkonkraftwerke als Energiequelle vor

Sonnenkraft auf dem Balkon tanken

10.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:25 Uhr

Bei einer Veranstaltung im Sonnendorf informierten Thom Setzermann (l.) und Alexander Bicsanczyk (r.) die Interessierten. −Foto: Heiß

Durch den Wegfall bürokratischer Hürden ist die Installation von Balkonkraftwerken künftig leichter möglich. Thom Setzermann, Vorsitzender des „Sonnendorf“-Vereins erklärt, warum die kleinen Photovoltaikanlagen vor allem für Mieter interessant sind.

Immer mehr Hauseigentümer nutzen ihre Dächer und bauen Photovoltaikanlagen darauf. So können sie durch die Sonnenenergie bei den Energiekosten sparen. Für Mieter war das bisher kaum möglich. Vor Kurzem hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck aber die Richtlinien geändert, die Anmeldung von Balkonkraftwerken bis zu 600 Watt ist dadurch schneller und leichter möglich. Thom Setzermann beschäftigt sich schon länger mit der Energiequelle für Mieter. „Es ist eine Revolution, das jetzt machen zu dürfen“, sagt er im Rahmen einer Informationsveranstaltung des „Sonnendorf“-Vereins in Schönau gemeinsam mit dem Förderverein Sonnenenergie in Eggenfelden.

Bis vor Kurzem waren die bürokratischen Hürden, um Balkonkraftwerke in Betrieb zu nehmen, hoch. Deshalb haben laut Setzermann, Vorsitzender des „Sonnendorf“-Vereins, bisher nur wenige die Möglichkeit genutzt. Die Installation der Anlagen sei innerhalb von nur ein paar Stunden möglich – wenn zwei Genehmigungen vorliegen. Zum einen muss die Energiequelle beim Bayernwerk Netz angemeldet werden, aber „das geht mittlerweile sehr unbürokratisch“, sagt Setzermann. Zum anderen ist eine Eintragung im Markstammdatenregister nötig.

Mit Kabel mit einer Steckdose verbinden



Liegen die Genehmigungen vor, dann kann der Nutzer das Solarmodul an einem Wechselrichter anschließen – nachdem die Halterung dafür am Modul befestigt wurde. Der Wechselrichter wandelt den Gleichstrom, den die Anlage produziert, in Wechselstrom um. Ein Kabel stellt die Verbindung zu einer Steckdose – auf dem Balkon oder in der Wohnung – her. „Mittlerweile ist eine Schuko-Steckdose ausreichend“, sagt Setzermann. Nun nutzen die Geräte, die an das Netz des Haushalts angeschlossen sind, vorrangig den eingespeisten Strom.

Der Stromzähler darf sich durch den eingespeisten Strom nicht rückwärts drehen, auch wenn das meist eh nicht passiere, „da die Strommenge zu gering ist“. Wer nur einen Einrichtungszähler hat, der muss aber trotzdem einen mit Rücklaufsperre oder einen Zweirichtungszähler installieren. Wichtig: Es darf immer nur eine Solaranlage pro Steckdose angeschlossen sein. Die genutzten Geräte wie beispielsweise Mikrowelle, Föhn oder Computer könne der Nutzer aber auch direkt an der Anlage anschließen.

„Energiekosten senken – Umwelt entlasten“

Das Motto der Veranstaltung in Schönau: „Energiekosten senken – Umwelt entlasten“. Lohnen sich finanziell auch die kleinen Balkonkraftwerke? Ja, erläutert Setzermann. Bereits nach zwei bis drei Jahren hätten sich die Kosten amortisiert. Zudem sei die Energiequelle gut für die Umwelt. Die Preise für ein Balkonkraftwerk liegen zwischen 400 und 700 Euro bei einer Neuanschaffung. Je nachdem, wie viel Strom die Anlage produzieren soll. Meist halte die neue Solaranlage für den Balkon fast 30 Jahre.

Die Balkonkraftwerke können auf Dächern und Balkons installiert werden. Bei Mietern trifft meist letzterer Fall zu. Auf Balkonen sei es leichter, sie nach einem Umzug abzumontieren. „Allgemein sollte der Mieter das Gebäude nie beschädigen.“ Bei einem Umzug sei es möglich, die Module einfach mitzunehmen.

Südbalkone sind optimal



Balkone auf der Südseite des Hauses sind der optimale Standort für Balkonkraftwerke, aber: „Auch im Westen und Osten funktioniert es noch sehr gut“, sagt der Diplom-Ingenieur. Auf der Nordseite seien die Anlagen hingegen nicht sinnvoll. Je mehr Sonne darauf scheint, desto besser. Bald könnten laut den Plänen von Robert Habeck Balkonkraftwerke für bis zu 800 Watt erlaubt sein. Aktuell ist bei 600 Watt Schluss: Diese Module produzieren pro Jahr bis zu 600 kWh Strom, schätzt Setzermann. Das würde eine ungefähre Ersparnis von bis zu 230 Euro in zwölf Monaten bedeuten.

Auch wenn die meisten Vermieter nichts gegen die Balkonkraftanlagen haben, sei es ratsam, die Installation mit ihnen zu besprechen. Denn: Balkonkraftwerke können die Außenansicht von Häusern mit mehreren Wohnungen verändern, was häufig nicht erlaubt ist. Dann gilt es einen Antrag bei der Hausverwaltung zu stellen. Bei Eigentümergemeinschaften muss eine mehrheitliche Zustimmung vorliegen.

Aufklärungsarbeit zu regenerativen Energien leisten



Der Verein „Sonnendorf“ verfolge das Ziel, Aufklärungsarbeit bezüglich regenerativer Energie zu leisten. Außerdem wolle er erneuerbare Energiequellen fördern und propagieren – um Klima und Umwelt zu schonen. Bei der Veranstaltung gab der Verein „Sonnendorf“ ausgemusterte Balkonkraftwerke aus, die aber laut Setzermann noch voll funktionsfähig und mit ein paar Handgriffen einsatzfähig seien. Der Verein biete sie so lange an, bis der Vorrat aufgebraucht sei.

„Der Wechselrichter sollte sich nicht im Schlafzimmer befinden“, aber: Ängste vor Solarkraftanlagen auf dem Dach oder dem Balkon seien unbegründet, sagt Setzermann.