Vater und Tochter streifen durch den heimatlichen Auwald bei Landshut. Ihre Eindrücke präsentieren sie Schwarz auf Weiß in der Ausstellung „Mit Papier“ im Hans-Reiffenstuel-Haus in Pfarrkirchen im Landkreis Rottal-Inn.
Raimund Reiter liebt es dunkel, ist aber kein Schwarzmaler. Seine Kohlezeichnungen erscheinen wie flimmernde Luftobjekte voll spannungsgeladener Energie. Sein Schwarz ist sanft. Die Kontraste ergeben keine Düsternis, abgesehen vom Kopfkino, das abläuft beim erstmals gezeigten Werk „Dreibubenweiher“ (2022). Diese vier Hinterglasbilder des Münchener Secessionisten spüren der Legende nach, dass in dem Gewässer drei Kinder ertrunken sein sollen. Auch seine weiteren Bilder konzentrieren sich geheimnisumwittert auf Wesentliches und feiern die winterliche Magie des farblosen Augenblicks.
Das helle Weiß rückt Stefanie Reiter in den Mittelpunkt. Das Interesse des Neue-Gruppe-Mitglieds gilt der Natur. Im Spiel von Licht und Schatten vollendet sie geerdete, organische Arrangements. Ihre Formen ringt die Künstlerin der Landschaft mit Hilfe von Schablonen ab. So entstehen Halme, die jenseits des goldenen Schnitts über den Bildrand hinauswachsen wollen.
Neben den Aquarellen erzeugt Stefanie Reiter mit Cuttermesser filigran Dreidimensionales. „Die zweite große Rolle“ (Cutout, 2022) reicht von der Decke bis zum Boden. Zwar bringt der relativ hell ausgeleuchtete Ausstellungsraum zusätzlich mehr oder weniger gewollte Spiegelungen und Schatten hervor. Doch jederzeit überraschen über 30 faszinierende Werke damit, was Künstlerhand auf und mit Papier mit lichtem Weiß und sattem Schwarz alles hervorbringt.
Herwig Slezak
Bis 28.4., Hans-Reiffenstuel-Haus Pfarrkirchen, St.-Rémy-Platz 1, beim Bahnhof, Do.-So. und Ostermontag 15-18 Uhr, Eintritt frei