Rolle der Frau in der katholischen Kirche
Simbacher Kirchengespräch geht in die zweite Runde

13.11.2023 | Stand 13.11.2023, 19:26 Uhr
Christine Hacker

Die Organisatoren Theresia Nüßlein (li.) und Alfred Hainthaler dankten mit Gesamtpfarrgemeinderatsvorsitzender Claudia Pagler (re.) der Referentin des Abends ,Elisabeth Stangassinger, mit einem Präsent für ihren informativen und engagierten Vortrag. − Foto: Hacker

Mit einer engagierten und couragierten Referentin starteten die Simbacher Kirchengespräche in die zweite Runde. Alfred Hainthaler und Theresia Nüßlein vom Gesamtpfarrgemeinderat des Pfarrverbandes hatten Elisabeth Stangassinger aus München zum Thema „Frauen in der Kirche – zwischen Austritt, Anpassung und Aufstand“ eingeladen.

Der Einladung folgte eine durchaus große Runde von interessierten Frauen und Männern in das Simbacher Pfarrheim, wo sie von der Gesamtpfarrgemeinderatsvorsitzenden Claudia Pagler herzlich willkommen geheißen wurden: „Der große Zuspruch freut mich und es ist bemerkenswert, dass es möglich war, so eine kompetente Referentin zu finden.“

Frauen in der Kirche dringendste Zukunftsfrage



Alfred Hainthaler stellte deren Werdegang vor: „Elisabeth Stangassinger ist seit 35 Jahren als Gemeindereferentin und Religionspädagogin in mehreren Münchner Stadtpfarreien tätig. Sie engagiert sich insbesondere in der Jugendarbeit und darüber hinaus in vielen Gruppierungen, die Reformen in der Kirche anstreben, wie bei Maria 2.0.“

Dass ihr diese Reformen mehr als drängend erscheinen, wurde gleich eingangs deutlich. Dabei sprach sie von der Kirche „oben“, wo die meisten Würdenträger das Erdbeben, das an der Basis herrsche, nicht spürten. Einer, der es im Synodalen Weg aber klar formulierte, sei der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing: „Die Thematik der Frau in der Kirche ist die dringendste Zukunftsfrage, die wir haben.“

Die Referentin nahm Bezug auf die Urkirche, in der Frauen eine ganz andere Rolle gehabt hätten: ab 210 n.Chr. waren sie Diakoninnen und hatten die gleiche Weihe wie die Männer. Laut Forschung war in der jungen Kirche das Amt des Diakons und der Diakonin höhergestellt als das des Priesters. Stangassinger berichtete von Frauen, die sich bis in die heutige Zeit berufen fühlten und ihr Leben lang darunter leiden, dass ihnen der Zugang dazu verwehrt würde. Im Buch „Weil Gott es so will“ von Schwester Filippa seien diese Lebensgeschichten eindrucksvoll beschrieben.

Das Potenzial an Berufungen von Frauen und ihre Charismen sei den Gläubigen über Jahrhunderte verloren gegangen. Frauen gehe es nicht um eine Umkehr der Machtverhältnisse, sondern um eine Begegnung auf Augenhöhe, um eine gerechte Aufteilung der Ämter und die Abschaffung von Hierarchien, so die Referentin. Gerade letzteres könne zu einer Wandlung in Gesellschaften auf der Welt beitragen, in der Frauen immer noch Menschen zweiter Klasse seien.

Sie ging weiter auf mehrere Dogmen ein, die frühere Päpste aufgrund ihrer Unfehlbarkeit verfügen konnten. Sorgen bereiten ihr die Jugend, die vieles nicht mehr nachvollziehen könne. Insbesondere junge, engagierte Frauen fühlten sich diskriminiert und ausgegrenzt.

Heimatgefühl in der Kirche



Der anschließende Austausch zwischen den Teilnehmenden war tiefgründig und ehrlich. Vieles, was die Menschen an der Basis beschäftigt, wurde benannt – insbesondere das Denken der eigenen Kinder zu dem Thema. Auch die Aufbruchstimmung nach dem zweiten vatikanischen Konzil war der Runde noch in lebhafter Erinnerung und es wurde unterstrichen, wie schade es sei, dass die Motivation, der Enthusiasmus und die Freude der vielen jungen Menschen mit der Hoffnung auf Veränderung so gebremst wurde, indem sich eben nichts verändert habe.

Mehrfach wurde aber auch betont, dass gerade viele Gemeinden vor Ort nach wie vor das Positive seien: Menschen fänden hier Begleitung und eine Heimat, den Glauben in der Gemeinschaft zu leben.

Das betonte auch Elisabeth Stangassinger: „Warum bin ich noch in der Kirche: weil ich hier ein Heimatgefühl habe, weil mich die Menschen in der Kirche halten.“ Und man dürfe nicht aufhören, auf Jesu Spuren zu wandeln: „Er war ein friedlicher Rebell und er hat so vieles bewirkt und kann uns deshalb Vorbild sein.“