Braunau/Simbach
Uferrückbau fördert Artenschutz am Inn

Arbeiten des Kraftwerksbetreibers Verbund laufen im Bereich der Mattig-Mündung – Ering-Frauenstein wird revitalisiert

09.11.2021 | Stand 21.09.2023, 23:38 Uhr

jDer Uferrückbau im Bereich des Kraftwerks Braunau-Simbach auf bayerischer Seite erfolgte im Jahr 2016. Damals entstand diese Aufnahme. Von der aktuellen Baumaßnahme in Braunau gibt es noch keine Fotos, weil das Gelände für Fußgänger schwer zugänglich ist. −Foto: Verbund

Der Kraftwerksbetreiber Verbund betont in seinen Publikationen regelmäßig die Bedeutung der nachhaltigen Stromerzeugung aus Wasserkraft für die Erreichung der Klima- und Energieziele. Entsprechende Maßnahmen an den Gewässern sollen sicherstellen, dass Ökologie und Stromerzeugung noch besser aufeinander abgestimmt werden. Derzeit erfolgt als Beitrag zum Interreg-Projekt "INNsieme" der Rückbau des Inn-Ufers im Bereich der Mattig-Mündung.

Bei "INNsieme" setzte sich Verbund gemeinsam mit dem Partner WWF Österreich für einen "lebendigen Inn" ein. Dies beinhaltet aktuell den Uferrückbau im Bereich der Mattig-Mündung. Diese befindet sich auf Höhe des Braunauer Ortsteils Laab. Zwischen den Inn-Flusskilometern 56,26 und 55,59 erfolgt durch die Kirchdorfer Firma Pinzl auf einer Gesamtlänge von rund 590 Metern ein Uferrückbau, bei dem die bisherigen Blockwurfsteine entfernt werden. Flache Ufer, kleine Buchten sowie Strukturen aus Totholz und Steinen sollen den Uferbereich zu Land und zu Wasser "lebensfreundlicher" machen, heißt es in einer Presseerklärung von Verbund.

"Darum setzen wir jetzt einen weiteren Schritt zur Lebensraumverbesserung am Inn um und engagieren uns in diesem Interreg-Projekt für mehr Nachhaltigkeit", erklärt Michael Amerer, Geschäftsführer der Grenzkraftwerke. Dem Mündungsbereich komme auch deshalb besondere Bedeutung zu, als die Mattig fischgängig an den Inn angebunden ist und gerade bei Hochwasserführung des Inns eine geeignete Ausweich- und Rückzugsmöglichkeit für Wasserlebewesen darstellt. "Der Schutz- und Wiederherstellung der Artenvielfalt am Inn ist eine Jahrhundertaufgabe, die wir im INNsieme-Projekt gemeinsam verfolgen. Der Uferrückbau im Bereich der Mattig ist richtungsweisend. Damit wird dem Inn wieder ein Stück natürlichen Lebensraum zurückgegeben", ergänzt Gerhard Egger, Leiter Gewässerschutz beim WWF Österreich. Projektleiter der Maßnahme ist Rene Tezzele, der bereits viel Erfahrung mit ökologischen Maßnahmen hat.

Abgestimmte Vorgehensweise

Die Maßnahme ist abgestimmt auf weitere Aktivitäten zur Verbesserung der ökologischen Rahmenbedingungen, die unter dem Projekt "LIFE Riverscape Lower Inn" erfolgen. Darunter fällt auch die Herstellung von Durchgängigkeit und Lebensräumen beim Kraftwerk Braunau-Simbach, die sich derzeit in Genehmigung befindet. Bereits abgeschlossen ist der Bau der Fischaufstiegshilfe in Ering und die Gestaltung des Mündungsbereichs des Simbachs. In Summe soll durch eine Vielzahl von Maßnahmen erreicht werden, dass der Inn trotz der vielfältigen Nutzungsinteressen wieder geeignete Lebensräume für Arten bietet, die typisch für diesen Bereich aber zugleich in ihrer Existenz gefährdet sind. Im Projekt "INNsieme" wurde dafür ein Aktionsplan Artenschutz erstellt, der erstmals einen Gesamtüberblick der Handlungsmöglichkeiten darstellt.

Mehr Strom aus dem Eringer Kraftwerk

Zeitgleich mit der ökologischen Verbesserung an der Mattig-Mündung wird derzeit das Kraftwerk Ering-Frauenstein revitalisiert. Es erzeugt seit seiner Inbetriebnahme 1943 Strom aus der Wasserkraft des Inns. Das am Kraftwerk umgesetzte Projekt "Durchgängigkeit und Lebensraum" sei Beispiel gebend für die Vereinbarkeit von Wasserkraft und Ökologie an einem in den vergangenen 200 Jahren von Menschenhand geformten Inn.

Bis 2024 werden nun an den drei Maschinensätzen, die in wesentlichen Teilen noch aus dem Jahr 1943 stammen, umfassende Instandhaltungsarbeiten vorgenommen. Wo möglich werden laut Verbund moderne Komponenten eingesetzt, die insgesamt zu einer Effizienzsteigerung des Bestandskraftwerks führen sollen. Es wird erwartet, dass durch diese rein technischen Maßnahmen – ohne zusätzliche Ressourcen – die derzeitige Jahresstromerzeugung von rund 434 Millionen Kilowattstunden um zehn Prozent gesteigert werden kann. Das entspricht etwa dem Jahresstromverbrauch von 11000 Haushalten. Die Arbeiten werden schwerpunktmäßig in den Niederwasserperioden von September bis April durchgeführt.

Stichwort: INNsieme

Das Projekt wurde 2019 gestartet. Innerhalb von drei Jahren soll ein grenzüberschreitender Aktionsplan für den Habitat- und Artenschutz am Inn entstehen, damit der Dreiländerfluss bis zum Jahr 2030 wieder seine Funktion als Lebensader für Pflanzen, Tiere und Menschen voll entfalten kann. Dafür wird ein ganzheitliches Leitbild für den Inn entwickelt, das einen Idealzustand definiert, in dem der Inn als lebendiges Ökosystem voll funktionsfähig ist . Damit verbunden ist auch die Definition von geeigneten Handlungsempfehlungen. Ein Aktionsplan soll aufzeigen, an welchem Streckenabschnitt des Inns welche Maßnahme für welchen Zweck umgesetzt werden muss und bietet damit eine Orientierung für die wirksame Umsetzung von Schutzmaßnahmen. Projektpartner sind der WWF Österreich, das Land Tirol, die Universität Innsbruck sowie Verbund Zu den unterstützenden bzw. assoziierten Partnern gehören unter anderen auch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz sowie das Land Oberösterreich (Abteilung Naturschutz und Abteilung Wasserwirtschaftliche Planung).

− red