Professionell und voller Spielfreude
Ein wenig Farbe in schwierigen Zeiten: Das Bauhoftheater Braunau

27.03.2022 | Stand 20.09.2023, 21:11 Uhr
Imme Rosenberg

Shakespeares "Sommernachtstraum", farbig und phantasievoll war die Aufführung in der Inszenierung des "Bauhoftheater" im Konventgarten Ranshofen. −Foto: Robert Banfic Kultursommer

Jetzt, da wir eine kulturlose Zeit überstanden haben, ist es an der Zeit, einmal das hohe Lied auf die "Leidenschaft" zu singen. Auf Menschen, die mit Liebe und Leidenschaft die bildende Kunst, den Tanz, das Theater und die Musik am Laufen halten und uns – das Publikum – damit erfreuen. Oft sind es Laiengruppen, die mit Leidenschaft weiter machen, seien die Hindernisse auch noch so groß.



Mehr als nur eine Laientheatergruppe


Eine dieser Gruppen, das "Bauhoftheater" aus Braunau am Inn, macht seit 20 Jahren Theater aus Liebe und Leidenschaft. Was sie auszeichnet ist – trotz Laienstatus – die Professionalität und die Spielfreude mit der die Gruppe jedes Jahr eine, manchmal auch zwei Produktionen auf die Bühne bringt. Und dabei schrecken sie nicht vor großen Namen zurück. Sie wollen Literatur umsetzen und dem Spieleifer der Mitglieder frönen. Weil sich aber so manches Stück nicht für viele Darsteller eignet, werden die Texte munter und frech "angepasst". Der Qualität und dem Sinn tut das keinen Abbruch, nur müssen dann halt die Titel leicht verändert werden.

Seit Bestehen des Vereins fanden 21 Theaterstücke (Erwachsenen- und Kinderstücke) den Weg auf die Bühne, darunter zwei Stücke von Felix Mitterer "Ein Jedermann" (2016) und "Krach im Hause Gott" (2017), die Dramakomödie "Gott des Gemetzels" von Roman Polanski (2010) oder "Sterben für Anfänger" von Frank Oz (2019).

Sehr große Erfolge mit fulminanter Besatzung und hervorragendem Bühnenbild, waren "Danton" nach "Dantons Tod" von Georg Büchner (2019) und "Der Bockerer" von Ulrich Becher und Peter Preses (2018). Dieses Stück wurde 1948 als tragische Posse an der Scala in Wien uraufgeführt. Mit Bedacht hatten die Regisseure vom "Bauhoftheater" Zeitpunkt und Ort für den Bockerer ausgewählt und den systemkritischen Inhalt unterstrichen. 2018 feierte Österreich nämlich 100 Jahre Republik und erinnerte dazu an den "Anschluss" an Hitlerdeutschland im Jahr 1938. Da eignete sich der Ort des Auftritts am Kirchenplatz in Braunau besonders gut um die Geschichte des gegen den Staat revoltierenden Fleischermeisters Franz Bockerer eindringlich zu erzählen.

Für die letzten zwei Jahre (2020 und 21), suchten die Regisseure den "Sommernachtstraum" von William Shakespeares aus, den sie heiter flockig und verträumt inszenierten, als Gegenpol zu den Angst machenden Pandemiezeiten. "Wir wollen unterhalten und ein tolles Bildertheater machen", sagt Coregisseur Wolfgang Goo Dorfner der gemeinsam mit Gründer Robert Ortner auch die Stücke aussucht. Stellvertretende Obfrau Dita Sommerauer mit den langen, blonden Dreadlocks gibt Rätsel auf, "kannst du sie nicht überzeugen, verwirr sie", meint sie lachend.

Natürlich ist das alles nicht ganz ernst gemeint und sie nehmen sich auch selbst nicht so ernst, deshalb haben die Inszenierungen, trotz ernster Hintergründe, auch Leichtigkeit, Spaß, Humor und – Leidenschaft. Kraftvolle Inszenierungen entstehen da, mit dramatischer Lebendigkeit, Spielfreude und Können. Bei der Entwicklung eines Stückes spielt die "Kreativität der Gemeinschaft" auch eine Rolle, sagt Regisseur, Gründer und Vereinsobmann Robert Ortner, "da können wir aus dem Vollen schöpfen."

Der unprätentiöse Name "Bauhoftheater" blieb nach dem ersten Auftritt mit dem Stück "Momo" von Michael Ende, am Bauhof des ehemaligen Gefängnisses einfach an der Theatergruppe hängen und wurde zur "Marke". Zwei Jahre später gründeten engagierte Laienspieler einen Kulturverein mit Schwerpunkt Theater. Schon damals galt für den studierten Sozialpädagogen Robert Ortner das persönliche Motto "wie kann das Glück so wunderlich doch schalten". Noch heute ist er die treibende Kraft das Theater in eine professionelle Richtung zu leiten. Dafür absolvierte er Schauspiel- und Regie-Workshops in Salzburg und Linz und lenkt die Spieler zur schauspielerischen Individualität und zum effektiven Rollenstudium, ganz nach den Theorien des großen Schauspiellehrers Konstantin Sergejewitsch Stanislawski.

Die künstlerisch Begabten kümmern sich ums Licht

Seit 2016 entwickelt sich das Bauhoftheater vom reinen Amateurtheater zum semiprofessionellen Theater mit grenzübergreifender Tendenz. Professionelle Schauspieler, insbesondere vom Theater "Cabarett des Grauens" aus Burghausen bekleiden seitdem die tragenden Rollen, was Vorteile für Alle bringt. Die Regiearbeit teilen sich Robert Ortner und Wolfgang, Goo Dorfner, was sie nicht daran hindert in kleineren Rollen selbst mitzuwirken. Das Bühnenbild und die Kostüme werden von den künstlerisch begabten Vereinsmitgliedern bis ins Detail ausgetüftelt, genauso wie Licht und Ton, was auf den Freiluftbühnen oft eine echte Herausforderung ist. Vor zwei Jahren hat das Theater seine große Bühne wieder im Konventgarten in Ranshofen aufgebaut, eine traumhafte natürliche Kulisse, die besonders gut zu Shakespeares "Sommernachtstraum" passte.

Jetzt basteln sie mit dem Zitat von Karl Valentin "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit!" im Kopf an Ideen für das Programm 2022/23. Die Proben beginnen im April, im Juli ist die Premiere.

Imme Rosenberg