Extremradler
Mit Wadel-Power von Simbach bis Nepal

Marius Schachinger radelte 10 463 Kilometer – Vortrag in der Aula des Tassilo-Gymnasiums

03.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:35 Uhr

Marius Schachinger hatte das vollgepackte Fahrrad zum Vortrag mitgebracht, um Ausrüstung und Gewicht zu demonstrieren. −Foto: Madl

Von Marianne Madl

„Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen“ – und zu erzählen hatte Marius Schachinger (24) jede Menge über seine Radlfahrt von Simbach nach Nepal. Unter dem Motto „Bavarian-Wadel-Nepal“ machte er sich im letzten Jahr auf die Reise und radelte insgesamt 10463 Kilometer. Was er dabei alles erlebt hat und mit welchen Erfahrungen und Eindrücken er zurückgekehrt ist, darüber berichtete er den vielen Besuchern im Tassilo-Gymnasium Simbach.

Schulleiter Edgar Nama begrüßte den ehemaligen Schüler des Tassilo-Gymnasiums als Abenteurer und Extremsportler, der damit auch die Verbundenheit zur Schule zeigt, die in diesem Jahr das 75-jährige Jubiläum feiert. „Weit über das Sportliche hinaus sind wir natürlich gespannt auf Geographie und Kultur der Reise“, leitete Nama zum Vortrag über.

Der junge Bauingenieur, der zum Zeitpunkt seiner Reise 23 Jahre alt war, engagiert sich für Hilfsprojekte von „Ingenieure ohne Grenzen“. Nepal war deshalb für ihn nach mehreren anderen Überlegungen das passende Ziel, um dort bei der Weiterentwicklung einer Schule sowie Gebäudeverbesserungen zu helfen. „Das Geld, das wir uns durch den Flug gespart haben, hilft ebenfalls bei der weiteren Finanzierung“, erklärte er und bat auch um freiwillige Spenden.

Los ging die Reise am 12. Juni 2022 in Simbach. „Schon in Braunau dachte ich mir: Was tust du dir da eigentlich an?“ brachte er die Zuhörer mit Anekdoten bereits auf seine Seite. Über Österreich, Italien, Kroatien ging es nach Bosnien. Den Top-Speed der Reise erreichte er mit 72,5 km/h bereits am zweiten Tag. Mit 60 Kilogramm Gepäck und täglich rund elf Litern Wasser brachten die Wadeln Höchstleistung. Acht Stunden und 44 Minuten reine Fahrzeit wurden an einem Tag im Reisetagebuch festgehalten und teilweise bis zu 20 Prozent Steigung waren zu bewältigen.

Belohnt wurde er dabei mit phänomenalen Landschaften. Aber man darf nicht zimperlich sein, wenn es um Übernachtungsplätze geht, zeigte Schachinger auf den Fotos, denn das kleine Zelt und die Ausrüstung beschränken sich nur auf das Notwendigste. Montenegro, Albanien, Mazedonien und Griechenland durchquerte er, bis er mit seinem ungefederten Tourenrad schließlich in der Türkei ankam. In 33 Tagen hatte er dabei 951 Kilometer hinter sich gebracht.

Ab Istanbul ging die Fahrt zu zweit weiter, denn er traf sich mit einem Freund, der seine Anreise ebenfalls per Rad aus der Schweiz angetreten hatte. Bergauf, bergab, kein Tag unter 40 Grad Hitze, so radelten die beiden weiter über Kappadokien ans Schwarze Meer, durch Georgien bis Armenien. Kalte Nächte und teils 2500 Höhenmeter waren eine weitere Erfahrung. Die Einreise in den Iran schilderte Marius Schachinger anhand der schwierigen Visa-Beantragung und dem Bargeldumtausch von 200 US-Dollar in 60 Millionen Riad – Geldbündel, die man erst einmal am Rad verstauen muss.

Eine Panne zwang ihn dann, 320 Kilometer bis Teheran mit der Bahn zu fahren. Der Iran bleibt dem Radler mit Hitze von über 50 Grad, beeindruckender Architektur, 20 Kilometer lang entsetzlichem Gestank, Verbot von kurzer Hose und fast unüberwindlicher Sandfahrbahn in Erinnerung. „Es war eine Grenzerfahrung“, so Schachinger, nachdem es bis zum Oman 300 Kilometer durch unbewohntes Terrain ging. „Es wurde nichts mehr geredet, nur noch gefahren. Da musst du durch, da kann dir keiner helfen“, beschreibt Schachinger die mentale und körperliche Anstrengung.

Das andere Extrem wartete dann nach der unruhigen Fährfahrt in Dubai mit Luxus und Glanz und das wiederum andere Extrem nach dem Flug bei der Ankunft in Indien, dem Land das wohl ebenfalls in der Negativskala eingeordnet werden darf, wie die Fotos von Müll, Smog und die Videoaufnahme mit unendlichem Lärm beweisen.

„Endlich raus aus Indien“, näherten sich die Radler am 25. Oktober 2022 dem Ziel Kathmandu in Nepal, wo die eingeflogenen Kollegen bereits warteten und die geplanten Projekt-Tage umgesetzt wurden.

Mit großem Applaus, Respekt und Anerkennung bedankte sich das Publikum nach zwei Stunden Vortrag über den Einblick in die beeindruckende Reise. Die Einnahmen des Abends kamen dem heilpädagogischen Zentrum in Eggenfelden zugute, welches auch die Bewirtung übernahm, denn es wurde noch ausführlich über das Abenteuer geplaudert.