Pfarrkirchen
Kinder-Uni: Vom Gedankenblitz zum Produkt

18.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:12 Uhr

Bei der diesmaligen Kinderuni weckten Innovationen das Interesse der jungen Zuhörer. Vor dem Bild von Auto-Pionierin Bertha Benz zeigen sich (von links) Sophie und Max Gleißner sowie Oscar Hiefinger mit Dozent Prof. Dominik Böhler. −Foto: Slezak

Wie entsteht Neues und wer macht das eigentlich? Um diese Frage hat sich alles bei der jüngsten Kinderuni am European Campus Rottal-Inn gedreht. Die Mädchen und Buben erfuhren, welche Voraussetzungen erfolgreiche Innovationen erfüllen. Im Mittelpunkt stand ein urdeutsches Produkt, welches ihre Neugier weckte: das Auto.

Am späten Nachmittag gegen 17 Uhr pilgern die Wissbegierigen in den Westen der Kreisstadt. Der bereitgestellte Hörsaal in der Europa-Hochschule erinnert an ein riesiges Klassenzimmer. Vorne eingeblendet sehen die Nachwuchs-Studierenden das Bild einer Frau vor einem altertümlichen Automobil. Auf Anhieb erkennt Sophie Gleißner (9): „Das ist Bertha Benz.“ Erst kürzlich lernte die Drittklässlerin von der Montessorischule Eggenfelden das Wirken der mutigen Frau kennen. Mit ihrem kleinen Bruder Max (5) und ihren Eltern besuchte sie nämlich „EFA Mobile Zeiten“, das Museum für deutsche Automobilgeschichte in Amerang zwischen Wasserburg und Chiemsee.

Zurück in den Hörsaal: Auch Oscar Hiefinger (9) kann etwas beisteuern. Der Viertklässler von der Grundschule Kößlarn vermutet richtig: „Bertha Benz ist die Frau des Erfinders Carl Benz.“ Alle lernen: Im Jahr 1888 unternahm Bertha zusammen mit den beiden Söhnen ohne das Wissen ihres Mannes eine Fahrt mit dessen frisch zusammenschraubten „Motorwagen“. Die zurückgelegte Strecke von Mannheim nach Pforzheim war über 100 Kilometer lang. Als erste Tankstelle der Welt diente eine Stadtapotheke in der Nähe von Heidelberg. Dort füllte Bertha Benz den nötigen Treibstoff nach, nämlich Leichtbenzin, auch Ligroin genannt.

Wie es aussieht, bereitete erst Berthas geglückte Hin- und Rückfahrt mit dem dreirädrigen Gefährt den Boden für den wirtschaftlichen Erfolg des jungen Unternehmens. Im Rottaler Hörsaal verstehen alle Kinder: Bertha Benz glaubte nicht nur ans Autofahren, sondern auch an sich selbst. Und auf Basis ihrer Erfahrungen gilt sie als Erfinderin der Bremsbeläge.

Das Rad komplett neu zu erfinden, ist nicht nötig. Vielmehr reicht es, bekannte Dinge neu zusammenzusetzen und zu improvisieren, so wie es Carl Benz beim Bau des ersten Autos tat. Unterm Strich sollten alle Erfinder folgende drei Fragen beantworten: Wer braucht mein Produkt? Wie baue ich es? Und wer bezahlt dafür? So wird auch klar, was Oscar bemerkte: „Einen PS-starken Sportwagen wie den Ferrari braucht es eigentlich gar nicht, um sich fortzubewegen.“ Mit anderen Worten: Erst wenn der Markt eine Erfindung nachfragt, wird die Innovation zum Erfolg.

Am Ende der Veranstaltung gibt der Dozent, Prof. Dominik Böhler, allen jungen Erfindern den Rat, Lego zu spielen. Mit auf dem Weg bekommt der Nachwuchs zudem die Einsicht, dass es drei Voraussetzungen für erfolgreiche Produktideen braucht: ein persönliches Bedürfnis, Einfallsreichtum sowie den nötigen Mut. Auf alle Fälle weiß Oscar jetzt: „Man kann alles erreichen, wenn man an sich glaubt.“ Auch er interessiert sich für Naturwissenschaften, will allerdings später nicht Ingenieur werden, sondern Biologe. Die Geschwister Gleißner wiederum tendieren zur Medizin. Beiden gefällt, „dass damit Menschen geholfen wird“.

Übrigens: Die Kinder-Uni an der örtlichen Europa-Hochschule läuft mit Unterbrechungen bereits seit fünf Jahren. Den Termin für das nächste Treffen erfahren alle Wissbegierigen wieder in der Heimatzeitung. Schließlich findet nicht nur Oscar: „Die Kinderuni ist spannend, und ich lerne immer etwas Neues.“

− has