Handball-Bayernliga
Dicke Lippe – aber zwei Punkte: Beim Sieg in Rothenburg wird Spielmacher Schimpf böse gefoult

24.10.2023 | Stand 24.10.2023, 16:54 Uhr

Blickt ungern zurück: Matthias Schimpf brummte nach dem Spiel in Rothenburg der Schädel.  − Fotos: Alex Schmadel

Paukenschlag in der Fremde: Die Handballer des TSV Simbach haben ihren zweiten Auswärtssieg in der noch jungen Bayernliga-Saison gefeiert, beim TSV Rothenburg gewann die Schimpf-Truppe am Ende hauchzart mit 30:29. Und dabei spielten zwei TSV-Handballer eine tragende Rolle: Matthias Schimpf und Torwart Stefan Babisch, der mit klasse Paraden letztlich die beiden Punkte für den Aufsteiger aus Niederbayern festhielt.

Der Trainer der Innstädter, Sepp Schimpf, gilt als besonnener Zeitgenosse. Dass er aus der Haut fährt, laut wird – das ist angesichts seines ruhigen Gemüts eigentlich ausgeschlossen. Doch am Samstag schnellt Schimpfs Stress-Level auf 180. „Das kann man so sagen“, bestätigte der 62-Jährige. Aber was brachte den Coach so aus der Façon und auf die Palme?

Es läuft Minute 55 und seine Mannschaft hat gerade den Ausgleich zum 27:27 kassiert, greift jetzt an. Der Ball kommt zu Matthias Schimpf, dem jüngeren Trainer-Sohn im Team, der vom Rothenburger Patrick Schneider attackiert wird. „In Rugby-Manier“, beschreibt Sepp Schimpf.

Sein Filius liegt auf dem Boden, während die Schiedsrichter Rick Ehrenpfordt und Manuel Haas (TV Gundelfingen) darüber diskutieren, ob diese Aktion mit zwei Minuten für Schneider – einen Kerl wie ein Baum und Ex-Zweitliga-Spieler – bestraft werden soll. Da platzt dem Simbacher die Hutschnur, „das war ja lächerlich“. Derweil liegt Schimpf junior immer noch benommen auf dem Hallenboden, seine Lippe blutet. „Erst als die Schiris das Blut gesehen haben, haben sie den Rothenburger für zwei Minuten runter gestellt“, erklärt Schimpf sen. – und ihm halten sie die gelbe Karte vor die Nase.

Für seinen Sohn ist die Partie unterdessen ganz vorbei, er erleidet eine leichte Gehirnerschütterung und auch zwei Tage später war die Folge in seinem Gesicht noch erkennbar. „Die Lippe ist noch immer dick“, sagte der Vater, „ich möchte Patrick Schneider aber da keine Absicht unterstellen, so ist unser Sport.“

Nun können und müssen Handballer physisch und psychisch einiges aushalten, doch dieser rüde Eingriff und die minutenlangen, bangen Blicke auf den am Boden liegenden Matthias Schimpf blockiert fortan, in den verbleibenden vier Minuten, eher die Gastgeber, die sichtlich schockiert von den Folgen des Fouls agierten. Bei den Gästen gilt ab dieser Szene: „Jetzt erst recht.“

Zu pass kommen ihnen dabei, dass Torwart Stefan Babisch just in dieser Phase der Partie zur Hochform aufläuft. „In den letzten 15 Minuten hat er 5, 6 todsichere gefangen, das war sensationell“, lobt der Trainer seinen Rückhalt zwischen den Pfosten.

Und vorne? Da trifft Rückraum-Schütze Jan Josef. Drei seiner insgesamt sechs Treffer an diesem Abend gelingen dem Tschechen in den letzten vier Minuten. Sein Coach findet dafür nur ein Wort: „Qualität.“ So bleibt es Top-Scorer Lukas Eichinger vorbehalten, mit dem 30. Tor für die Innstädter zum 30:28 den Sieg einzutüten, der Anschluss zum Endergebnis, sieben Sekunden vor Schluss kommt für die Rothenburger zu spät.

„Wir haben hervorragend gespielt“, bilanziert Sepp Schimpf die 60 Minuten in der 360 Kilometer von der Heimat entfernten Spielstätte. Obschon der TSV ohne zwei Stammkräfte auflaufen musste, denn Jonas Hennersberger (Arbeit) und David Kopp (Kapselanriss am Fußgelenk) mussten passen, dafür zeigte Tobias Plaza bei seinem Senioren-Debüt eine ansprechende Leistung. Und so funktionierte die offensive Abwehr-Arbeit diesmal besser als jüngst zuhause gegen Landshut, dahinter stand mit Babisch ein Torwart der Extraklasse: „In der 1. Halbzeit hat er gut gefangen, in der 2. Hälfte überragend.“ Seiner Nummer 12 wollte der TSV-Trainer zwar den Löwen-Anteil am Erfolg in der Ferne zusprechen, aber „die ganze Mannschaft wollte diese zwei Punkte. Keiner lässt sich hängen, jeder gibt alles fürs Team“. Und mit diesem Teamgeist hat der Aufsteiger bewiesen, dass „wir in der Bayernliga mithalten können“.

Jetzt freuen sich die Handballer vom Inn auf eine kurze Pause, weiter geht’s erst am 11.11. mit dem Heimspiel gegen den TSV Lohr. Und passend zum Faschings-Auftakt wollen die Innstädter den nächsten Paukenschlag folgen lassen: den ersten Heimsieg in dieser Saison in Liga 4.

Für den TSV Simbach spielten: Tor: Stefan Babisch, Moritz Voll; Feld: Xaver Baumgartner, Bent Voll, Lukas Eichinger (8), Matthias Schimpf (4), Mark Bäumler, Tobias Schimpf (1), Jan Josef (6), Janic Katzhuber, Jan Syrinek (5), Tobias Plaza, Fabian Schwibach (6).

Bayernliga, 6. Spieltag: Coburg II – Erlangen-Bruck 35:24, Rothenburg – Simbach 29:30, Günzburg – Allach 31:26, Waldbüttelbrunn – Nürnberg 24:19, Bayreuth – Rimpar II 27:19, Erlangen III – Landshut 25:38.

Nächstes Spiel des TSV: Samstag, 11. November, 18 Uhr: Simbach – Lohr.