Simbach
Grenzüberschreitender Mangel

Medikamenten-Lieferengpässe auch in Österreich – Reger Austausch zwischen den Ländern

13.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:31 Uhr

Kunden aus Österreich sind ein wichtiger Bestandteil für Apothekerin Constanze Callies von der Stadt-Apotheke. −Foto: Koschinski

Von Sarah Koschinski

Nicht nur in Deutschland, auch im benachbarten Österreich gibt es Medikamenten-Lieferengpässe. Zum Glück fehlen aber drent und herent nicht ein und dieselben Arzneimittel – und damit kann die eigentlich für Patienten unzufriedenstellende Situation zumindest etwas verbessert werden. Es findet nämlich ein reger Austausch in der Grenzregion statt. Wie der genau ausschaut, darüber berichten Apotheker.

Österreicher sind für Simbach wichtige Kunden

Constanze Callies ist Pharmazeutin in der Stadt-Apotheke in Simbach. Für sie ist es im Grunde nichts Neues, dass Österreicher zu ihr in die Apotheke kommen, um Medikamente zu kaufen. Unsere Nachbarn sind wichtige Kunden für sie. Und dass sie sich jetzt bei uns Arzneimittel holen, die es bei ihnen wegen Lieferschwierigkeiten derzeit nicht gibt, könne sie verstehen. „Das ist ja auch kein Problem“, sagt die Apothekerin, selbst dann nämlich nicht, wenn es Engpässe des benötigten Medikaments in Deutschland gibt. Denn: „Wir haben ja Ausweichmöglichkeiten da. Etwa Medikamente von anderen Herstellern mit dem gleichen Wirkstoff.“

Und auch anders könne man gewisse Lieferschwierigkeiten auffangen. Benötigt jemand beispielsweise ein Medikament mit einer Wirkstoff-Dosierung von fünf Milligramm, es sind aber nur noch Tabletten mit einer Dosierung von zehn Milligramm verfügbar, müsse man diese eben halbieren. „Natürlich ist das umständlicher und man muss aufpassen, dass man die Tablette in dem Fall möglichst hälftig teilt, aber es gibt immer eine Möglichkeit“, sagt Callies.

Und wie schaut die Situation jenseits des Inns aus? „Wenn ich mich richtig erinnere, waren vor einigen Wochen über 800 Artikel nicht lieferbar“, sagt Susanne Diemath-Hopfer von der Löwen-Apotheke in Braunau. Solche Engpässe sind alltäglich geworden. „In den letzten zehn Jahren ist die Produktion von Europa nach Asien verlegt worden, aus Kostengründen, und daher sind jetzt auch Arzneimittel, wie in anderen Branchen seit langem bekannt, in Europa nicht verfügbar.“ Corona und auch der Ukraine-Krieg hätten die Situation weiter verschärft. Doch für die Kunden ist das nicht verständlich. „Diese kommen nach einem meist langen Arztbesuch zu uns, um ihre Rezepte einzulösen. Ist es dann nicht verfügbar, sehen sie das Problem meist bei der Apotheke.“

In vielen Fällen könnte ein alternatives Präparat verschrieben werden. „Doch dafür müssen die Kunden wieder zum Arzt, wieder im Wartezimmer sitzen, um dann wieder zu uns zu kommen.“ Sie und ihr Team stünden daher immer im Austausch mit den umliegenden Ärzten. „So könne man ein wenig dagegenwirken, dass Medikamente verschrieben werden, die es grad einfach nicht gibt.“ Außerdem verweise man auf Apotheken im Nachbarland. „Manche Artikel gibt es drüben, die wir nicht haben und umgekehrt.“

Von Lieferengpässen in Deutschland aktuell stark betroffen sind die Fiebersäfte, so Diemath-Hopfer. Daher kämen gerade viele Deutsche zu ihr, sogar Anfragen von Städten wie Passau oder München, ob sie ihnen größere Mengen liefern könne, habe sie bekommen. „Aber das mache ich nicht. Ich brauche den Saft für meine Kunden.“

Preisunterschiede spielen eine Rolle

Grundsätzliche spiele auch der Preis eine Rolle. „Österreich ist bei Medikamenten ein Niedrigpreisland. Bei uns drückt die Krankenkasse die Preise runter“, erklärt Diemath-Hopfer. Trotzdem gleiche sich alles aus, Aspirin beispielsweise sei in Österreich billiger, dafür gebe es in Deutschland andere Medikamente, die günstiger als in Österreich sind.