Pfarrkirchen
Frauenpower in der Werkstatt: Schülerinnen sammeln Eindrücke beim „Tag des Handwerks“.

03.03.2023 | Stand 25.10.2023, 12:20 Uhr

Ein voller Erfolg war der „Tag des Handwerks“ für die insgesamt 26 Realschülerinnen und (von links) Ausbilder Max Resch, Lehrer Markus Dietl sowie Armin Maier (Leiter Bildungszentrum), Konrad Strassl (Kreishandwerksmeister) und HWK-Vizepräsident Richard Hettmann (von rechts). −Fotos: Harbach

Statt Unterricht hieß es für die Mädchenklasse der Realschule am Donnerstag verkabeln, löten, Winkel aufreißen und sägen. Die 26 Achtklässlerinnen von Lehrer Markus Dietl waren zum „Tag des Handwerks“ am HWK-Bildungszentrum, um in vier verschiedene Berufswelten des Handwerks zu schnuppern: Elektronik, Metall, Maurer- und Zimmererhandwerk. Dazu konnten sich die Schülerinnen vorab zwei Gewerke aussuchen und dann an diesem Vormittag kennenlernen, dabei aber auch selbst Hand anlegen. Dass eine reine Mädchenklasse heute in die Handwerksberufe schnuppere, freute Armin Maier, den Leiter des Bildungszentrums, und HWK-Vizepräsident Richard Hettmann.

Fünf Tage und 100 Schüler



In Bayern gibt es für die Schülerinnen und Schüler aller allgemeinbildenden Schulen, also sowohl Gymnasium, Real- als auch Mittelschulen, seit dem Schuljahr 2022/2023 einen verpflichtenden „Tag des Handwerks“. Die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz bietet dafür schwerpunktmäßig in der Woche vom 27. Februar bis zum 3. März 2023, aber auch während des gesamten Schuljahres, in ihren Bildungszentren spezielle Berufsorientierungstage an. In den verschiedenen Werkstätten können die Schüler einen praxisnahen Einblick in die Ausbildungsberufe und Karrieremöglichkeiten im Handwerk erhalten. Allein im Bildungszentrum Pfarrkirchen standen laut einer Presseaussendung der HWK diese Woche etwa 100 junge Menschen an den Werkbänken.

Welche wichtige Rolle Lehrer und insbesondere Eltern bei der Berufsorientierung junger Menschen haben, betonte HWK-Vizepräsident Richard Hettmann. „Schülerinnen und Schüler müssen bei der Berufswahl über alle Möglichkeiten, die sie haben, informiert werden, bevor sie sich entscheiden.“ Der „Tag des Handwerks“ sei in diesem Zusammenhang eine große Bereicherung, so Hettmann.

Steckdose und Lichtschalter – zwei alltägliche Dinge, deren Funktionsweise selten hinterfragt werden. Bei der Elektronik-Station von Franz Stöckl lernen die Mädchen eine einfache Installationstechnik: Die Grundlage für das Anbringen von Steckdosen und sämtlicher Schalter. Dazu müssen Kabel richtig verdrahtet und andere Bauteile mit Schraubenzieher an einer kleinen Wand befestigt werden – immer steht ihnen dabei der Elektronik-Profi mit wertvollen Tipps zur Seite.

Was mit Sebastian Häuslbauer bei der Metall-Station gebaut wird, ist zwar nicht so alltäglich, aber dafür ein nettes Souvenir: Ein wackelnder Elefant. „Hier schneiden wir zuerst einen Metallkreis aus, der danach noch in Form geschliffen werden muss“, erklärt er. Auch Techniken des Biegens und Lötens kommen hier zum Einsatz.

Bei Maurer Alois Heizinger wird es sogar kurz mathematisch. „Wir machen heute einen Meteraufriss für den Grundriss, das ist beim Hausbau die Basis für Elektriker, Heizungsbauer oder für Türen- und Fensterspezialisten.“ Für den dafür benötigten Winkel „kann man natürlich kein kleines Geodreieck verwenden“, so Heizinger. Hier kommt daher die Mathematik ins Spiel mit Flächen, Umfang, Volumenberechnung – und auch Schätzen dürfen die Schülerinnen. „Bei uns im Handwerk wird Mathematik greifbarer gemacht“, findet auch Kreishandwerksmeister Konrad Strassl. Doch nicht nur für den Boden, auch für die Höhe ist ein Grundriss relevant. Hier kommt ein Nivelliergerät zum Einsatz, um aus etwa fünf Metern Entfernung die richtige Position am Meterstab ablesen zu können.

Wie ein Dachfirst entsteht



In der letzten vorhandenen Station lernen die Achtklässlerinnen bei Max Resch ein paar Grundtechniken des Zimmererhandwerks. Er erklärt ihnen die Regeln für den Bau eines Dachfirstes mit den einzelnen Bestandteilen. Dann geht es weiter in die Werkstatt. Eine Schülerin darf am gefertigten Sparren, das ist ein längliches Holzstück, eine Kerbe rausstemmen. Diese Einkerbung sorgt dafür, dass sich die Bauteile ineinander stabil verkanten können. „Als Zimmererin oder Zimmerer sollte man vor allem Freude fürs Zeichnen und die Arbeit mit Holz mitbringen“, weiß der Experte.

Und wie lautet das Fazit aller Beteiligten? „Ich halte das für eine tolle Aktion“, freute sich Klassenlehrer Markus Dietl. Auch Kollegen hätten bereits vom „Tag des Handwerks“ und der besonderen Möglichkeit, Berufsbilder praxisnah kennenlernen zu können, geschwärmt. Auch die Ausbilder wie etwa Max Resch lobten die Schülerinnen für ihre gute Mitarbeit: „Ich hoffe, ihr konntet interessante Einblicke mitnehmen.“