Theater an der Rott
Endlich Kinderlachen: "Des Kaisers neue Kleider" in Eggenfelden

17.12.2021 | Stand 25.10.2023, 11:57 Uhr

Jetzt ist der Schwindel aufgeflogen: Der Kaiser (Norman Stehr, 3,v.l.) steht ganz schön dumm da, finden (v.l.) die Prinzessin (Danae Mareen), die Geschwister Franzi (Miriam Ohlmeyer) und Michel (Markus Schiefer) sowie der Minister (Martin Puhl). −Foto: Kessler

Ein Jahr Warten auf die Premiere. Kein volles Haus, stattdessen: 25 Prozent Auslastung, spärlich besetzte Stuhlreihen. Und dann: Kinderlachen. Ein Kichern hier, ein Glucksen da. Arme, die sich ausbreiten, mit der Prinzessin um die Wette fliegen wollen. "Hat es euch denn gefallen?", fragt Intendant Uwe Lohr nach der Premiere von "Des Kaisers neue Kleider" am Theater an der Rott die kleinen Zuschauer. "Jaaaaa", rufen die Mädchen und Buben des Kindergartens Maria Ward aus Pfarrkirchen laut. "Ich war noch nie im Theater", sagt ein Mädchen. "Der Kaiser war echt fast nackt", stellt ein Bub fest. Laut plappernd verlassen sie die Vorstellung.

"Des Kaisers neue Kleider" von Sascha Löschner als adaptierte Fassung von Elke Schwab-Lohr hat so vieles, was Theater braucht, um bei Kindern richtig Eindruck zu hinterlassen. Da ist zum einen der Kaiser, den Norman Stehr als eitlen und ziemlich doofen Typen spielt. Ihn mag man von Anfang an irgendwie nicht. Im Gegensatz zu seiner Tochter Penelope Vivien Jette (Danae Mareen), die so nett und warmherzig ist, dass man sie vom ersten Moment an ins Herz schließen muss. Die Kleidermotte Tine (Yvonne Köstler), die mit ihrer gefräßigen Art und ihrem unstillbaren Hunger die Lacher auf ihrer Seite hat, der Minister des Kaisers (Martin Puhl), der grantelnd und anpassungsfähig jede Laune seines Meisters ausbügeln muss. Und die zwei armen Teufel im Stück, Weber Michel (Markus Schiefer) und Franzi (Miriam Ohlmeyer), seine Schwester. Sie hungern, wie der Rest des Volkes, während der Herr im Schloss nur sich selbst im Blick hat: "Der Kaiser geht in Samt und Seid, und sieht nicht mal des Volkes Leid."

Von Anfang an stellt man sich auf die Seite der Geschwister, die so hungrig sind, dass sie sich allein mit Fantasie und einem gespielten Festessen ein paar Minuten satt fühlen können. Wenn das in größter Not und Armut funktioniert – warum nicht auch beim Kaiser? Immerhin, auch er ist hungrig – nach Äußerlichkeiten, nach Anerkennung, nach immer neuen Kleidern. Musikspartenleiter Dean Wilmington hat die Musik um den kaiserlichen Prunk herum komponiert, Eveline Kurz lässt die Protagonisten im Schloss üppig in Samt und Seide funkeln. Das Bühnenbild (Ausstattung: Marion Käfer) ist ein grünes Heckenlabyrinth, das über Umwege ins Reich des eingebildeten Herrschers führt. Der Clou ist die ärmliche Werkstatt der Weber, die wie aus einer anderen Welt plötzlich aus dem Orchestergraben auftaucht.

Am Ende ist der Kaiser nackt, weil niemand die Lüge aufdecken wollte. In Unterhosen steht er da, und die Kinder im Publikum kichern schadenfroh. Den Denkzettel hat er verdient – und weil’s ein gutes Märchen ist, lernt der Kaiser auch noch was draus: dass es einem selbst nur wirklich gut gehen kann, wenn es der Welt um einen herum auch gut geht.

Doris Kessler



•Zu sehen bis 23. Dezember in insgesamt 13 Vorstellungen mit nur 25 Prozent Belegung und 2G+, mit Schülerausweis entfällt die Nachweispflicht

•Silvester- und Neujahrskonzert im Theater an der Rott finden statt, wie das Haus mitteilte, Beginn ist je 19 Uhr