Recycling-Ziegel und digitale Demenz
CSU-Generalsekretär Martin Huber besucht Firma Schlagmann und psychosomatische Fachklink

05.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:38 Uhr

Im Forschungslabor der Firma Schlagmann wurden die neuen Recycling-Ziegel begutachtet: (von links) Zeilarns Bürgermeister Werner Lechl, CSU-Kreisvorsitzender MdL Martin Wagle, Geschäftsführer Johannes Edmüller, CSU-Landtagslistenkandidatin Monika Haderer, Assistent der Geschäftsleitung Lukas Edmüller und CSU-Generalsekretär Martin Huber. −Fotos: Gilg

Der CSU-Kreisverband hat eine Informationsfahrt mit Generalsekretär Martin Huber durchgeführt. Auf dem Programm standen die Firma Schlagmann im Gemeindebereich Zeilarn und die psychosomatische Fachklinik der Rottal-Inn Kliniken in Simbach. Unterschiedlicher hätten beide Termine kaum sein können: Im ersten Fall ging es um Dekarbonisierung und die Baukrise, im anderen um Therapien, Vereinsamung und Stress.



Begleitet wurde Huber von MdL Martin Wagle und Monika Haderer (Landtags-Listenkandidatin). Nach Zeilarn kam auch Bürgermeister Werner Lechl, in Simbach ergänzten Landrat Michael Fahmüller, Bürgermeister Klaus Schmid sowie sein Stellvertreter Dr. Bernhard Großwieser die Runde.

Geschäftsführer Johannes Edmüller und der Assistent der Geschäftsleitung, Lukas Edmüller, stellten im Konferenzraum von Schlagmann ihre Firma vor, die seit der Gründung im Jahr 1948 Ziegel produziert. Den Markenbegriff Poroton gibt’s seit 1967. In der Energiekrise 1971/72 waren diese porösen, wärmedämmenden Steine sehr gefragt, um Heizkosten zu sparen.

Förderung von Wohnungsneubau



Jetzt wäre es eigentlich wieder so, aber das Gegenteil ist der Fall. „Der Wohnungsbau ist gewaltig eingebrochen“, klagte der Geschäftsführer. Was erwartet er sich von der Politik? Was könnte helfen? Seine Antwort: „Erstens stabile Rahmenbedingungen, zweitens Bürokratieabbau, und – vor allem – eine Wohnungsneubauförderung.“ Stattdessen habe Wirtschaftsminister Robert Habeck die KfW-Förderung von 15 auf 1,1 Milliarden Euro gekürzt. „Gleichzeitig sind die Zinsen für Häuslebauer von einen auf vier Prozent gestiegen und die Materialpreise durch die Inflation explodiert.“ Es gebe viele gut gemeinte Ankündigungen und Ansätze durch die CSU, „aber die Entscheidungen fallen in Berlin durch unsere Baustoppministerin Klara Geywitz“.

Das hörte Huber nicht ungern und hofft, dass sich die Situation bald ändern könnte. „Derzeit ist die Unsicherheit bei den Menschen einfach zu groß und man wartet erst einmal ab.“ Hinzu kämen die neuen Gesetze für Heizungen. „Wer ein Haus plant, muss die Heizung jetzt schon bestellen, weiß aber noch gar nicht, was dann erlaubt ist.“

Keine einseitige Förderung eines Baustoffes



Was die Energiekrise und den Klimawandel betrifft, so sei man bei Schlagmann geradezu zum Handeln gezwungen, erklärte Johannes Edmüller. Die Firma mit ihren sieben Standorten und 475 Mitarbeitern unternehme einiges, um bis zum Jahr 2040 CO2-neutral zu sein. So habe man bereits das Werk in Zeilarn für rund 40 Millionen Euro umgebaut – bei 15 Millionen Euro an Zuschüssen. Ein Windrad und eine PV-Anlage mit jeweils sechs Megawatt Spitzenleistung sollen den eigenen Strombedarf decken und einen Teil des eingesetzten Erdgases ersetzen.

Man experimentiere gerade mit einer neuen Brenn- und Trocknungstechnologie auf der Basis von Mikrowellen. Ferner sei es gelungen, aus Abfallstoffen neue Steine für nicht tragende Innenwände zu erzeugen. Dieses Ziegel-Recycling aus Material von Abbruchhäusern spare 60 Prozent der Rohstoffe und 50 Prozent der Energie ein, befinde sich aber noch im Testbetrieb. Eine weitere Innovation sei die vollautomatische Produktion von Ziegelfertigteilen, die ein deutlich schnelleres Bauen ermögliche.

Edmüller übte auch scharfe Kritik an der CSU, die den Holzbau als ökologischen Gründen in Bayern bevorzuge. „Es darf keine einseitige Förderung eines Baustoffes geben! Der beste soll sich im Wettbewerb durchsetzen.“

Nach einem Rundgang durch das Firmengelände ging es weiter nach Simbach zur psychosomatischen Fachklinik, wo die Politiker mit Chefarzt Dr. Jürgen Gosda bei einer Tasse Kaffee in den Dialog traten. Eine große Bandbreite an Themen kam dabei zur Sprache. Man erfuhr unter anderem, dass Therapien wesentlich mehr bewirken als Psychopharmaka, man bei Krankschreibungen viel zu großzügig sei, ein Mangel an psychosomatischen Ärzten bestehe und Corona nur tendenziell zu einer Vereinsamung der Menschen geführt habe.

Chefarzt: Menschen haben mehr Angst



Die Gründe, dass Menschen psychisch an die Belastungsgrenze kommen, seien vielschichtig: Generell habe das Tempo im Leben zugenommen, so Dr. Gosda. „Auch durch die Globalisierung ist eine Verunsicherung eingetreten. Firmen fusionieren, Mitarbeiter werden entlassen. Es ist einfach mehr Angst da.“

Eine große Rolle würden die sozialen Medien spielen, die einen dazu zwingen, sich ständig zu optimieren. Hinzu kämen „Hatespeech“ und Mobbing im Netz, ein „sehr anspruchsvolles“ Schulsystem und die Flucht in virtuelle Welten, die vor allem bei Kindern eine regelrechte „digitale Demenz“ auslösen würde. Studien hätten überdies gezeigt, dass 50 Prozent der Bevölkerung ein fehlendes Selbstwertgefühl haben. Da überraschte es dann schon, als der Ärztliche Leiter erklärte: „Für den Stress ist man in letzter Konsequenz selbst verantwortlich.“

− frä