Es bleibt bei der Nominierung
Bad Birnbach verpasst Deutschen Mobilitätspreis knapp

05.12.2023 | Stand 05.12.2023, 5:00 Uhr

Bei der Preisverleihung: (von links) Lars Abeler (DB Regio), Viktor Gröll (Kurverwaltung Bad Birnbach), Patricia von Mallek und Dr. Sandra Kus (beide LMU). − Foto: red.

Am Ende hat es nicht ganz gereicht: Das Projekt „HEAL“ kam zwar auf einen Stockerlplatz, der Deutsche Mobilitätspreis in der Kategorie „New Mobility“ ging aber an das Projekt „uRyde“ in Nürnberg.

Die Mobilitätsplattform in der fränkischen Metropole kombiniert arbeitgeberübergreifendes Ridesharing, ÖPNV-Verbindungen, Werks- und Shuttlebusse, ein Lade- und Parking-Management sowie ein Mobilitätsbudget in einer einzigen Mobilitäts-App.

Unter den Besten bei über 200 Bewerbungen



Seit Wochen stieg die Spannung im Kurort und bei den Protagonisten von „HEAL“, das für „Hochautomatisiert – gEsellschaftlich – nAchfrageorientiert – Ländlich“ steht. Patricia von Mallek von der Ludwig-Maximilians-Universität München koordinierte die Bewerbung des Projektes aus dem ländlichen Bad, an dem neben dem Markt und dem Landkreis Rottal-Inn auch Fahrzeughersteller easy mile, der TÜV Süd, ioki, die LMU sowie federführend die Bahn mit der DB Regio und der RBO beteiligt sind. Aus über 200 Bewerbungen wurde zunächst eine „Long List“ generiert, daraus wurden dann die Finalteilnehmer in eine sogenannte „Shortlist“ gefiltert. „HEAL“ stand immer noch auf der Liste, das weckte naturgemäß Hoffnungen.

Im Kulturzentrum „KINDL“ am Alten Sudhaus in Berlin-Tempelhof wurden nun die Finalteilnehmer gekürt. Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing übernahm die Bekanntgabe selbst. Noch einmal wurden die Projekte kurz vorgestellt. Das übernahm Patricia von Mallek für das Rottaler Projekt. Doch die Entscheidung war zu diesem Zeitpunkt schon gefallen. Doch enttäuscht darüber, dass es nicht ganz geklappt hat, war die vierköpfige Delegation mit Mallek, Dr. Sandra Kus (LMU), Lars Abeler (DB Regio) und Viktor Gröll (Kurverwaltung) keineswegs. Immerhin habe man es unter die Top-Projekte geschafft, heißt es in einer Pressemitteilung des Teams. Dass so gut wie alle Punkte, die der Verkehrsminister zuvor angesprochen hatte, im Bad Birnbacher Projekt enthalten sind, zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei.

Wissing sprach davon, den Verkehr „moderner und nachhaltiger zu gestalten“. Vorhaben wollten dabei gut überlegt sein, schließlich gehe es immer um langfristig angelegte Investitionen, im öffentlichen wie im privaten Bereich. „Wir brauchen andere Antriebe, aber auch andere Lösungen“, sagte er. Diese müssten ebenso klimafreundlich sein wie zu den Bedürfnissen der Menschen passen. „Es geht um klug aufeinander abgestimmte Lösungen. Da können wir nicht kreativ genug sein“, betonte Wissing und sprach auch die Herausforderungen im ländlichen Raum an: „Ohne neue Ideen geht es auch hier nicht.“

„Und dann bewerben wir uns wieder“



Mit „HEAL“ wurden 20 digitale Haltestellen im Hauptort Bad Birnbach geschaffen. Ein autonomes Shuttle kann bei Bedarf abgerufen und zu den jeweiligen Haltestellen beordert werden. Mit dem Bedarfsfahrdienst soll Mobilität auch zu jenen Menschen gebracht werden, die aus eigener Kraft nicht mehr so mobil sein können. Fahrtwünsche können per App oder telefonisch geordert werden. Zudem gibt es sogenannte „Kennenlerntouren“, die von der Kurverwaltung für Gäste und Einheimische angeboten werden, um den Menschen das System niederschwellig näherzubringen. „HEAL“ erreicht auch Anschlusspunkte, an denen man auf die Linie 7015 umsteigen kann, die ebenfalls autonom fährt und täglich von 8 bis 18 Uhr alle ankommenden und abfahrenden Züge auf der Rottalbahn am Bahnhof in Leithen erreicht.

Zusammen mit den bisherigen Partnern und seit kurzem auch dem Fraunhofer Institut hat man sich zwischenzeitlich für ein Folgeprojekt beworben. Ziel ist es, weiter zu forschen und vor allem in absehbarer Zeit drei weitere Meilensteine zu erreichen: Schnellere autonome Shuttles (mindestens 40 km/h), das adressgenaue Erreichen der Außenbereiche (Bad Birnbach hat 85 Ortsteile) und autonomes Fahren „Level 4“, das heißt ohne Operator im Bus, dafür in einer Leitstelle. Diese Ziele unterstreicht Bürgermeisterin Dagmar Feicht in einer ersten Stellungnahme: „Und dann bewerben wir uns wieder für den Mobilitätspreis.“

− red