Zwiesel
Wer waren die Künischen Freibauern?

23.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:45 Uhr |

Harald Steiner freute sich über die zahlreichen interessierten Besucher bei seiner Lesung im Zwieseler Waldmuseum. −Fotos: Haller

Von Marita Haller

Im Rahmen der monatlichen Veranstaltungsreihe „Kulturkonfekt“ – mit Sektempfang und Konfekt – hat Harald Steiner, Vorsitzender des Arbeitskreises „Künische Freibauern für den mittleren Böhmerwald“, am vergangenen Mittwoch im Waldmuseum einen Informationsabend mit Lesung angeboten.

Für beste musikalische Umrahmung sorgten „Mich und Hermi“ aus Lindberg und Eisenstein. „Ich freue mich, dass unser Format ’Kulturkonfekt’ Fahrt aufnimmt und, wie man sieht, auch schon einige Fans bekommen hat“, begrüßte Museumsleiterin Stephanie Falkenstein die rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörer. Das Museumsteam hatte im Foyer des Waldmuseums einen gemütlichen Leseraum eingerichtet und an diesem warmen Abend für kühle Getränke und vegetarische Köstlichkeiten gesorgt.

Harald Steiner leitete die Vorstellung der Künischen Freibauern mit einem Zitat von Hans Watzlik aus dem Jahr 1932 ein: „Niemands Herr, niemands Knecht – das ist künisch Bauernrecht“. Ein deutsches Bauernvolk bairischer Herkunft, das sich an den Hängen, Quellen und Wasserläufen des nordseitigen Böhmerwaldes niedergelassen hat und sich zur Erschließung des wilden Bodens bereitmacht, wehrt sich, die Freiheit seiner Berge gewohnt, gegen den benachbarten Adel, der es zu knechten versucht und es um seine Rechte bringen will.

Es widersetzt sich der Gier der rücksichtslosen, mächtigen Anrainer mit gewehrter Hand und später mit den klugen Waffen des Rechtskampfes so hartnäckig und erfolgreich, bis aus seinem Gewohnheitsrecht ein geschriebenes Recht wird“. Mit diesen wenigen Worten war die Historie der Künischen Freibauern auf den Punkt gebracht.

Der Referent ging der Frage nach: Wer waren die Künischen Freibauern? Wo kamen sie her? Wo war ihr Gebiet? Bei seiner Lesung aus den beiden reich bebilderten, großformatigen Buchbänden „Im Lande der Künischen Freibauern – Heimatbuch für den mittleren Böhmerwald“ aus dem Morsak Verlag und auch mit Hilfe vergriffener Chroniken beleuchtete Steiner einzelne Freigerichte und die Orte Grün und Hammern näher. Der Referent verstand es dabei vorzüglich, die teils tragische Geschichte der einst reichen Freibauern im Laufe der Jahrhunderte spannend zu vermitteln. Das Interesse der Zuhörer war deutlich zu erkennen, deshalb schlug Museumsleiterin Stephanie Falkenstein vor, im Herbst einen weiteren Leseabend mit Harald Steiner über die königlichen Freibauern im Waldmuseum anzubieten.

Auch Fritz Pfaffl wusste zum Thema Spannendes zu berichten. Er stellte sich den Zuhörern als „einziges noch lebendes Gründungsmitglied“ des Volkskundlichen Arbeitskreises Künische Freibauern vor. Seine Vorfahren seien Künische Freibauern gewesen. Pfaffl erzählte: Der pensionierte tschechische Lehrer Leo Aigner aus Hartmanice sei es gewesen, der zuerst die Idee gehabt habe, das Leben der Künischen Freibauern zu erforschen. Er habe ihn gefragt, ob er mit ihm zusammen Erkundungstouren zu den hochgelegenen künischen Bauernhöfen machen würde. Aigners Plan sei es gewesen, in einem der nach böhmischem Vorbild erbauten Schleifer-Arbeiterhäuser in Seebachschleife ein Museum zu eröffnen. Freunde rieten ihm jedoch davon ab. Sie schlugen vor, anstelle eines Museums über die gesammelten Dokumente und historischen Fotos ein Buch herauszugeben. Dieses Projekt war für Aigner alleine jedoch zu umfangreich. Um es realisieren zu können, wurde der Verein der Künischen Freibauern gegründet, dem Aigner auch seine gesammelten Unterlagen übergab. Es sei jedoch zum Streit gekommen, bedauerte Pfaffl. „Aigner zog sich zurück, aber der volkskundliche Arbeitskreis der ersten Stunde hat es mit Ehrgeiz und viel privater Initiative geschafft, das erste Buch zu erarbeiten und auch zu finanzieren“, so Pfaffl.

Nach stolzen fünf Auflagen kam 2019 über den Morsak Verlag ein ergänzender Band 2 heraus. „Für die Bücher interessieren sich mittlerweile auch unsere tschechischen Nachbarn“, freute sich Harald Steiner. Die Geschichtsbände können weiterhin im Waldmuseum, in den Buchgeschäften und auch beim Morsak Verlag erworben werden.

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