Niederbayerisches Landwirtschaftsmuseum
Die ganz langsame Fotografie: Lochbild-Ausstellung in Regen

10.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:24 Uhr

Brücke Grafenrheinfeld heißt dieses Werk von Rüdiger Horeis (Gochsheim im Landkreis Schweinfurt), das mit einer Lochkamera aufgenommen worden ist. Es ist in der Sonderausstellung in Regen zu sehen. −F.: Repro Lukaschik

Man muss warten können, bei dieser Art der Fotografie. Warten, bis die Kamera das Licht eingefangen hat. Das kann ein paar Sekunden dauern, auch ein paar Minuten. Oder auch einmal sieben Jahre. So lange ist eine Lochkamera in einer Autowerkstatt im Landkreis Regen gestanden und hat das Licht gesammelt. Das Ergebnis ist in einer Ausstellung im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum in Regen zu sehen. „Camera obscura – Die Welt durch ein Loch gesehen“ heißt sie und zeigt 160 Werke, die mit der einfachsten Bauform einer Kamera entstanden sind, der Lochkamera. Ein dunkler Kasten mit einem winzigen Loch, durch den das Licht einfällt und auf der Rückwand der Kamera das Bild entstehen lässt. Auf einem Negativstreifen oder direkt auf dem lichtempfindlichen Fotopapier. Keine Optik ist zwischen Realität und Abbild, es gibt keine Automatik. Was alleine zählt, das ist das Gefühl des Fotografen. Das ist es auch, was den Regener Friedrich Saller (64) an dieser Art der Fotografie fasziniert. Mit sieben Freunden aus ganz Deutschland hat er die Ausstellung konzipiert. Architekturaufnahmen in strengem Schwarz-Weiß; Landschaften; Himmelsbilder, auf denen die Sterne ihre Spuren gezogen haben. Oder eben auch die Autowerkstatt in Viechtach, in der die Kamera 61300 Stunden Licht eingefangen hat.

„Zum Teil sind die Fotos mit selbstgebauten Kameras gemacht worden“, erzählt Saller. Kleine Schachteln oder Dosen, in die ein Laserstrahl ein winziges Loch gebrannt hat. Oder auch gleich ein zu einer Kamera umgebautes Auto, wie es der Fürther Günter Derleth benutzt.

Das Fotografieren mit der Lochkamera bedeutet für den Fotografen auch, Kontrolle abzugeben. Es gibt keinen Sucher, es gibt keine Mattscheibe, auf der er den Ausschnitt kontrollieren kann. „Ich musste mich anfänglich überwinden, diese Kontrolle loszulassen“, erinnert sich Saller an seine Anfänge mit der Camera obscura, wie die Lochkamera auch genannt wird. Seit gut 20 Jahren beschäftigt sich Saller damit.

Bis zu 1,25x7,5 Meter groß sind die Fotos in der Ausstellung. Das größte zeigt die Stadtansicht von Nürnberg. Der Läufertorturm in Nürnberg war dazu von Günter Derleth zur Lochkamera gemacht worden.

Lichtsammler seien sie, wie Professor Christoph Schaden in der Einführung in die Ausstellung die Fotografen bezeichnete, sie würden das Fotografieren entschleunigen und verdichten. In ihren Werken könne man „dem Licht bei der Arbeit zusehen“.

Kaum zu sehen sind auf den Fotos der Ausstellung Menschen. Wenn, dann erscheinen sie wegen der langen Belichtungszeiten allerhöchstens schemenhaft.

Michael Lukaschik


•Bis 10. September im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum Regen, Schulgasse 2, geöffnet täglich 10-17 Uhr

•Begleitend ist der Katalog „Camera obscura – Die Welt durch ein Loch gesehen“ erschienen