Vilzinger Senkrechtstarter
Der erstaunliche Aufstieg von Marco Pledl (22) − Sogar Profi-Klubs haben ihn auf dem Radar

10.11.2023 | Stand 10.11.2023, 17:30 Uhr

Im Sommer kickte er noch in der Kreisklasse, inzwischen sind sogar die Proficlubs auf ihn aufmerksam geworden: Der Bischofsmaiser Marco Pledl hat ein fabelhaftes Fußballjahr erlebt. − Foto: Simon Tschannerl

Ganz egal, was der November und der Dezember bereithalten: An das Jahr 2023 wird sich Marco Pledl wohl noch lange erinnern. Schon jetzt blickt der 22-Jährige aus Bischofsmais (Landkreis Regen) auf seine sportlich erfolgreichste Zeit zurück. Und das ist noch weit untertrieben: Pledl, das lässt sich mittlerweile mit Fug und Recht behaupten, ist der Senkrechtstarter im bayerischen Amateurfußball.



Noch vor wenigen Monaten geht der Bruder von Duisburg-Profi Thomas Pledl in der Kreisklasse für den SV Bischofsmais auf Torejagd. Im Sommer startet er dann richtig durch, überspringt – mir nichts, dir nichts – vier Klassen auf einmal. Nächster Halt: Vilzing, Regionalliga, große Bühne. Und auch dort sorgt Pledl seit Wochen für reichlich Wirbel. Auf Anhieb entwickelt er sich zum Stammspieler und Leistungsträger. Dass der Dorfklub aus dem Landkreis Cham mit 44 Zählern sensationell auf Rang zwei steht und den Klassenerhalt längst in der Tasche hat – daran hat auch Marco Pledl großen Anteil.

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Inzwischen, man mag es kaum glauben, haben auch die Proficlubs den wieselflinken und technisch beschlagenen Flügelstürmer aus dem Bayerwald auf dem Schirm. Mancher Scout, davon ist jedenfalls auszugehen, wird auch am Samstag ein Auge auf den 22-jährigen Offensivspieler werfen. Ab 14 Uhr steigt am Huthgarten das Ostbayernderby gegen den SV Schalding-Heining.

Seine Zeit in Schalding: „Vielleicht war ich noch etwas zu brav“



Ein Gegner, den Pledl nur allzu gut kennt. Wie schon beim überraschend deutlichen 5:1-Erfolg im Hinspiel steht ihm erneut ein Kurztrip in die eigene Vergangenheit bevor. Bei den Grün-Weißen kickte er von 2020 bis 2022. Richtig glücklich wurde er am Reuthinger Weg aber nicht. In saisonübergreifenden 32 Einsätzen gelangen ihm damals lediglich zwei Vorlagen. Tore? Fehlanzeige. Nun, nur zwei Jahre später zählt Pledl mit vier Treffern und zehn Assists (nach 19 Spielen) zu den Topscorern der gesamten Regionalliga. Wie er sich den Leistungssprung erklärt? „Das ist schwer zu sagen“, sagt er im Gespräch mit der Heimatzeitung. „Womöglich war es das Alter. Man darf nicht vergessen: Ich war 19, als ich damals nach Schalding ging. Vielleicht war ich noch etwas zu brav und unerfahren für die Regionalliga.“

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Seiner sportlichen Entwicklung hat der Schritt zu den Passauer Vorstädtern jedenfalls nicht geschadet. „Allein das Training bringt dich als Fußballer weiter. Noch dazu habe ich viele Kontakte knüpfen können, die bis heute halten.“ Unter anderem zählt er den derzeit verletzten SVS-Kapitän Markus Gallmaier zu seinen besten Freunden. Dennoch: Im Sommer 2022 bricht Pledl die Zelte in Schalding ab, wechselt zurück ins beschauliche Bischofsmais. In gewohnter Umgebung will er den Spaß am Fußball wiederfinden. Ein Schritt, den er heute als „goldrichtig“ bezeichnet.

35 Tore und 25 Vorlagen in einer Kreisklassen-Saison

Auch privat findet er sein Glück. Bei Freundin „Luzi“, mit der er seit gut einem halben Jahr liiert ist. Sein Geld verdient Marco Pledl bei der Brauerei Falter in Regen, wo er in der Buchhaltung angestellt ist. Im Beruf darf und soll er Verantwortung übernehmen. Gleiches gilt für den Fußball. Denn trotz seines jungen Alters ernennen ihn die Bischofsmaiser zum Spielführer. Das Vertrauen zahlt Pledl mit konstant starken Leistungen auf dem Platz umgehend zurück. Am Ende der Saison 2022/23 stehen herausragende 35 Tore und 25 Vorlagen – erstmals nach über zehn Jahren kehren die Bischofsmaiser in die Kreisliga zurück.

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Eine Bilanz, die aufhorchen lässt. Sogar in der Regionalliga. Als die Verantwortlichen der DJK Vilzing bei ihm anklopfen, muss Pledl nicht lange überlegen. Vor allem Trainer Josef „Bebbo“ Eibl hält große Stücke auf ihn, schenkt ihm sofort das Vertrauen. „Ich kenne Marco schon länger und wollte ihn bereits nach Seebach holen. Daher habe ich mich sehr gefreut, als er sich nach einem Probetraining vor der Saison für den Schritt nach Vilzing entschieden hat. Marco ist ein Spieler, der alles umsetzt, was man von ihm fordert, der sehr schnell lernt und eine super Entwicklung hinter sich hat. Seine fußballerischen Fähigkeiten sind schon etwas ganz Besonderes.“ Ob er Pledl den Schritt in den Profibereich zutraut? „Grundsätzlich traue ich das mehreren meiner Spieler zu. Marco zähle ich da auch dazu.“

Pledl selbst hält sich mit Spekulationen um seine Zukunft zurück. „Natürlich höre ich mir gerne alles an. Und wenn ich eine Chance sehe, werde ich es vielleicht probieren. Aber klar ist: Mir gefällt es sehr gut in Vilzing und ich fühle mich hier wirklich wohl.“ Sein Fokus richtet sich auf die verbleibenden drei Regionalliga-Partien in dieser Herbstrunde. Denn eines ist klar: Das bislang so grandios verlaufende Jahr 2023 will der Senkrechtstarter vernünftig zu Ende bringen.


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