Der Tatort in Elsendorf: Gleich zwei Geldautomaten wurden gesprengt. − Fotos: Limmer

Erneut sind zwei Geldautomaten gesprengt worden. Dieses Mal in Elsendorf (Landkreis Kelheim), bestätigen das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) und das Polizeipräsidium Niederbayern der Mediengruppe Bayern auf Nachfrage. Betroffen sind zwei Bankfilialen.



Die Taten haben sich am frühen Freitagmorgen - gegen 4 Uhr - in der Mainburger Straße ereignet. Die Automaten wurden wohl mit Festsprengstoff zur Explosion gebracht, so BLKA-Pressesprecher Alexander Groß. Das BLKA hat die Ermittlungen übernommen. Genauere Untersuchungen des Sprengstoffs sollen in den kommenden Tagen stattfinden.

Lesen Sie dazu auch: Geldautomaten gesprengt: Laut Bewohner „wie ein Erdbeben“ – Teil der Beute unbrauchbar

Am Morgen laufen die Fahndungsmaßnahmen mit mehreren Streifen nach dem oder den unbekannten Tätern. Auch ein Hubschrauber ist im Einsatz. Bei dem Fluchtfahrzeug könnte es sich um einen dunklen Audi handeln, heißt es gegen 7.15 Uhr von Seiten der Polizei.

In der Mainburger Straße befinden sich eine Filiale der Sparkasse und eine Filiale der Raiffeisenbank direkt nebeneinander. Über der Sparkasse befinden sich eine Zahnarztpraxis und Wohnungen. In beiden Filialen wurde jeweils ein Geldautomat gesprengt, sagt Groß gegenüber der Mediengruppe Bayern. Verletzt wurde durch die Explosionen niemand. Nach Informationen vor Ort mussten die Menschen, die in den Wohnungen über der Sparkasse leben, das Gebäude verlassen. Sie kamen vorübergehend im ehemaligen Gasthof einer Metzgerei unter.

Ermittlungen laufen



Die Statik der Gebäude ist nach ersten Erkenntnissen des BLKA wohl nicht betroffen. Die Ermittlungen laufen und werden sich wohl über Tage bzw. Wochen ziehen. Zur Schadenshöhe kann das BLKA zunächst keine Angaben machen.

Die Ermittler hoffen auf Zeugenhinweise:



Wem sind in der Nacht im Bereich der Mainburger Straße in Elsendorf verdächtige Personen oder ein Fahrzeug aufgefallen? Wer hat im Vorfeld in der näheren Umgebung verdächtige Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit der Sprengung des Geldautomaten stehen könnten? Wer kann sonst Hinweise zur Tat, den Tätern oder dem Fluchtfahrzeug geben? Hinweise nimmt das BLKA unter 089/1212-0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

An einen Zufall glauben die Ermittler nicht. Erst vor exakt zwei Wochen war ein Geldautomat in Wolnzach (Landkreis Pfaffenhofen a.d. Ilm) gesprengt worden. Der Tatort in Elsendorf, das am Freitagmorgen von Automatensprengern heimgesucht wurde, liegt nur 17 Kilometer entfernt. Auch die Tatmuster ähneln sich.

Parallelen sind auffällig



Die Parallelen sind auffällig: Beide Tatorte liegen nahe der Autobahnauffahrten zur A93. Die Taten ereigneten sich jeweils Freitagfrüh zu ähnlicher Uhrzeit. Und beide Male liegt dieselbe Beschreibung des möglichen Fluchtfahrzeugs vor: mutmaßlich ein dunkler Audi, vermutlich aus der RS-Reihe, wie das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) erklärt. Diese Boliden bringen es auf bis zu 400 PS Leistung.

Das BLKA kann einen direkten Zusammenhang zwischen den Automatensprengungen in Wolnzach und Elsendorf bislang nicht nachweisen, aber: „Man kann davon ausgehen, dass es sich um die gleiche Tätergruppe handelt“, sagt Pressesprecher Alexander Groß.

Der Modus Operandi der Täter – eine Gruppierung, die in den Niederlanden angesiedelt ist und marokkanische Wurzeln hat – sei immer gleich: gleicher Tatzeitraum, die Täter sind gleich gekleidet, es handelt sich fast immer um den gleichen Festsprengstoff, die ausgewählten Banken liegen in Autobahnnähe, als Fluchtfahrzeuge werden hoch motorisierte dunkle Autos verwendet. Und die Täter agieren blitzschnell und koordiniert.

Problematik mit gesprengten Geldautomaten verschärft sich



Die Problematik mit gesprengten Geldautomaten verschärft sich weiter deutlich. Insgesamt wurden im Jahr 2024 bereits sieben Geldautomaten gesprengt, sagt Groß. Zwar konnten im vergangenen Jahr Bandenmitglieder ermittelt und festgenommen werden. Es werden jedoch immer mehr. „Wie eine Hydra“, vergleicht Groß die Entwicklung der Tätergruppierung gegenüber der Mediengruppe Bayern mit dem vielköpfigen Ungeheuer der griechischen Mythologie. Wird ein Bandenmitglied gestellt, tauchen drei neue auf.

Im Landkreis Kelheim schlugen die Kriminellen zuletzt am 7. November 2023 in einer Filiale der Volksbank in Langquaid zu. Ein privates Handy-Video zeigte die Täter beim Verladen der Beute. Drei Wochen zuvor war ein Geldautomat im „Kaufland“ in Neustadt a. d. Donau das Ziel, dort scheiterten die Täter am Automaten.

Heuer waren neben Wolnzach in Landkreisnähe auch schon Böhmfeld (8. Februar) und Großmehring (29. Januar/beides Landkreis Eichstätt) betroffen. „Wir konnten noch keine Tatverdächtigen festnehmen“, sagt Groß. Ermittelt werde „auf Hochtouren“ – wie jetzt auch in Elsendorf.

− mck