Ausstellung im Freilichtmuseum Finsterau
Wie Zündhölzer, Tischdecken und Vorhänge aus Holz gefertigt wurden

07.02.2024 | Stand 07.02.2024, 15:08 Uhr

Mit diesem Webstuhl wurde der sogenannte „Holzdraht“ in Textilien eingewebt, zum Beispiel in Tischdecken oder Vorhänge. − Foto: Cischek

Ein großer Webstuhl in der Mitte, zwei Hobelbänke an der Seite und jede Menge „Hölzl, Steckerl, Staberl“ zeigt das Freilichtmuseum Finsterau im Landkreis Freyung-Grafenau in der gleichnamigen Sonderausstellung. Gewidmet ist sie der sogenannten „Holzdrahtproduktion“ – einer alten Handwerkskunst, die auch im Bayerwald weit verbreitet war.

In erster Linie diente sie dazu, Zündhölzer herzustellen. „Der Holzdrahthobel revolutionierte in den 1820er Jahren die Arbeit in den Zündholzfabriken. Ein einzelner Arbeiter konnte auf einen Zug hunderte Hölzer anfertigen, anstatt sie mühsam von Hand zu spalten“, erklärt Kuratorin Franziska Oslmeier bei der Vernissage.

Was daraus entstand, zeigen verschiedene Exponate: eingewebte Staberl in Blumentopf-Manschetten, Tischdecken oder Vorhänge und eben Zündhölzchen in kleinen Schachteln – eine Leihgabe aus dem Muzeum Šumavy Sušice.

Gleich am Eingang prominent platziert, steht der Holzstumpf einer astlosen Fichte. Solch spezielle Bäume waren notwendig für die Produktion. Den Hobel über ein Holzstück gezogen, entstanden so die filigranen Staberl. Bis zu sechs Meter konnten sie lang sein und mussten zum Trocknen aufgehängt werden, damit sie sich nicht verbogen. Auch das zeigt die Ausstellung, gibt mit Infotafeln, Fotos von damals und Filmausschnitt einen Einblick, wie die Holzdrahtproduktion im Bayerischen Wald aussah. Neben Hobeln in Schaukästen und diversen Hobeleisen sind ein originaler Webstuhl und zwei motorbetriebene Hobelbänke ausgestellt – alles Stücke aus der Region. Zwar ging das Handwerk, wie es im Video heißt, hier immer weiter zurück, da es diese besonderen Bäume immer seltener gab, aber: „Das Besondere ist, dass es jetzt noch viele Leute gibt, die noch davon erzählen können“, sagt Depotleiter Konrad Obermeier. Dazu zählen auch Kurt Roth und Margot Strohmeier aus dem Landkreis Freyung-Grafenau. In der Veranstaltung „Winterarbeiten in der Bauernstube“ am 11. Februar werden sie den Besuchern das Holzdrahthobeln beziehungsweise das Einweben von Holzdraht zwischen 13 und 16 Uhr in der Sonderausstellung vorführen.

Dass diese Ausstellung überhaupt zustande kam, dafür hatte ein Zufall nach dem anderen gesorgt – und Raritäten zum Vorschein gebracht. Am Anfang stand ein Hobel, zu dem in der Literatur nichts zu finden war. Volontärin und Kuratorin der Ausstellung Franziska Oslmeier ließ das keine Ruhe. Nachgeforscht stellte sich heraus: Das gesuchte Objekt ist ein Hobel zur Produktion von Holzdraht. Eine Rarität. Denn davon gebe es nicht mehr viele, weiß Obermeier. Die abgebrochene ringförmige Klinge am Hobeleisen hatte die Bestimmung erschwert. Per Zufall entdeckte er in der Werkstatt einer Holzfirma gleich mehrere solcher Hobel, die nun Teil der Ausstellung sind und die Erinnerung wachhalten an die alte Handwerkskunst.

Rebecca Cischek


•Bis 3. November, Freilichtmuseum Finsterau, Eingangsgebäude, Museumsstraße 51, geöffnet bis April täglich 11-16 Uhr, Mai bis September täglich 9-18, Oktober täglich 9-17 Uhr

•Führungen für Schulgruppen unter 08557 9606 18