Grafenau
Weiter Bangen trotz voller Krankenhäuser

Kliniken-gGmbH-Geschäftsführer Plaschke teilt Grafenauer-Krankenhaus-Förderverein mit, dass es im Grunde nicht Neues gebe

01.04.2024 | Stand 01.04.2024, 15:00 Uhr
Olga Behringer

Beim Krankenhausförderverein wurde über das Schicksal der medizinischen Einrichtung diskutiert: Bürgermeister Alexander Mayer (v.r.), Ferdinand Killinger, Wolfgang Kunz, Klinikenchef Marcus Plaschke, Kurt Stangl, Angelika Schwankl, Frank Robotta, Ehrenvorsitzender Stadtpfarrer Kajetan Steinbeißer und Dr. Franz Schreiner. − Foto: Olga Behringer

Von Olga Behringer

„Die Krankenhäuser in Grafenau und Freyung sind voll belegt. Dies ist den langen Wartezeiten und dem Ärzte- und Pflegepersonalmangel der Krankenhäuser in den größeren Städten geschuldet. Also steht aktuell keine konkrete Umstrukturierung zur Diskussion.“ Mit dieser Nachricht versuchte der Geschäftsführer der Kliniken Am Goldenen Steig- gGmbH Marcus Plaschke bei der Jahreshauptversammlung des Krankenhausfördervereins die aufgeregten Gemüter etwas zu beruhigen.

Bei den Neuwahlen gab es keine Veränderungen: So bleibt Wolfgang Kunz für weitere drei Jahre 1. Vorsitzender und Dr. Franz Schreiner 2. Vorsitzender. Ferdinand Killinger wurde wieder zum Kassenwart gewählt und Angelika Schwankl zur Schriftführerin. Rechtsbeistand ist Frank Robotta, Pressesprecher Kurt Stangl und Kassenprüfer Daniel Reitberger und Markus Roth. Beisitzer sind: Bürgermeister Alexander Mayer, Maria Bauer, Frank Esser, Dr. Georg Haider, Herbert Kronschnabl, Astrid Ritzinger, Claudia Schropp, Dr. Maximilian Haider, Christine Billmeier und Elisabeth Fuchs.

Kunz informierte, dass der Krankenhausförderverein 233 Mitglieder habe und dass sich die Feierlaune für das im April anstehende 25-jährige Bestehen wegen der derzeitigen Krankenhaus-Problematik in Grenzen halte. Etliche Informationsveranstaltungen zur Krankenhaus-Situation wurden veranstaltet. „Wir, der Landkreis und der Förderverein, stehen hinter beiden Krankenhäusern“, machte Kunz deutlich.

Verwaltung nach Grafenau auslagern?

Der Finanzbericht von Ferdinand Killinger wurde von Daniel Reitberger und Markus Roth auf Ordnungsmäßigkeit geprüft. Die Führung der Kasse wurde gelobt und die Vorstandschaft einstimmig entlastet.

„Wie geht es weiter mit dem Krankenhaus Grafenau?“ Laut Plaschke gebe es nichts Neues. In seiner Zielvorstellung sehe er Grafenau mit ähnlichen Aufgaben wie das Gesundheitszentrum in Waldkirchen.

Ehrenvorsitzender Stadtpfarrer Kajetan Steinbeißer schlug wegen der hohen Kosten der vielen angemieteten Räume in Freyung vor, die Verwaltung nach Grafenau in vorhandene Krankenhaus-Räume auszugliedern. Plaschke nahm den Vorschlag zur Kenntnis, betonte aber, dass die Verwaltung nicht nur aus Buchhaltung und Personalabteilung bestehe. Zudem werde das Krankenhaus Grafenau noch als Krankenhaus genutzt.

Weiterhin wurde von Schönbergs 2. Bürgermeister Günter Klampfl nach den Gründen für die Absage der geplanten Verlegung der Psychosomatik von Freyung nach Grafenau gefragt. Plaschke erklärte, dass diese Entscheidung aufgrund der sich ändernden Anforderungen im Gesundheitswesen zurückgenommen wurde. „Die plötzliche Notwendigkeit einer Inneren Abteilung führte zu einer Neubewertung der geplanten Maßnahmen“.

Klampfl hakte nach, ob der Freyunger Krankenhaus-Standort gesichert sei?, nachdem die Krankenhäuser für den Landkreis eine der größten finanziellen Belastungen darstellen. Wenn die Krankenhausreform von Karl Lauterbach endlich Klarheit bringe, sehe es für Freyung gut aus, so Plaschke. Allerdings seien die Belegbetten für die Urologie und HNO unsicher. „Die Urologie stand nie zur Diskussion“, warf Dr. Maximilian Haider ein. Er monierte die immer wieder neuen Modelle, die präsentiert würden – und dass die klare Linie fehle.

Keine Intensivpflege in zwei Häusern

Dr. Franz Schreiner machte deutlich, dass man sich von der Intensivpflege in zwei Krankenhäusern verabschieden müsse. „Warum diskutieren wir über Fachklinik und Psychosomatik, wenn alle Wege bereits anders laufen“, fragte Killinger. Dazu merkte Schreiner an, dass eine psychosomatische Klinik auch Ärzte brauche und nach den neuen Lauterbach'schen Plänen nicht funktionieren werde. Schreiner: „Grafenau hat den Status als Kliniken-Standort, was der feine Unterschied zu Waldkirchen ist“. Viele Entwürfe würden die Krankenhausdebatten prägen, aber „zukunftsfähig seien nur Krankenhäuser ab 300 Betten“, so Plaschke.

Frank Robotta sagte, dass er nicht wusste, dass Mieter für das Krankenhaus Grafenau gesucht würden. „Das wären nur Mieter aus dem Gesundheitswesen“, erklärte dazu Plaschke und nannte die drei Säulen: Ambulantes Operieren, Level 1i als Grundversorgung mit integrierter ambulant/stationärer Versorgung, eine ambulante psychiatrische Abteilung.

Astrid Ritzinger, Leiterin der Station 1 in Grafenau, bemerkte hinsichtlich der vollen Belegung, dass eine Unzufriedenheit mit den großen Kliniken herrsche, dazu Aufnahmestopps und Pflegenotstand. „Wir sind immer bestrebt, dass jeder Patient, der bei uns vor der Krankenhaustüre steht, auch versorgt wird. Sie wollte von Plaschke den Zeitplan für die Umstrukturierung in Erfahrung bringen. Der nannte als möglichen Termin das Jahr 2027.

„Bei Geld und Gesundheit hört sich der Spaß auf und das kranke System stört mich am meisten,“ kritisierte Bürgermeister Alexander Mayer. Er sehe vor allem das Defizit der Kliniken mit 5,5 Millionen Euro als sehr kritisch, was nicht nur den Landkreis als Träger an seine Grenzen bringe, sondern auch die Kommunen mit der Erhöhung der Kreisumlage. „Wir sind als Stadtrat und als Kreistag zu klein, auch die Landesregierung ist zu klein. Die Bundesregierung muss dieses Thema in die Hand nehmen.“