Karlsbach
"Erhalt der Dorfschulen durchaus sinnvoll"

Bildungspolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion: Freistaat stellt Standorte nicht in Frage

28.10.2022 | Stand 28.10.2022, 11:00 Uhr

Auf Einladung von Vertretern des Elternbeirats sowie des Fördervereins der Grundschule Karlsbach pflanzt MdL Prof. Dr. Gerhard Waschler einen "Baum der Hoffnung" als Symbol für die intensiven Bemühungen der Karlsbacher für den Erhalt ihrer Dorfschule. −Foto: Christoph Weishäupl

Einen "Baum der Hoffnung" hat Stimmkreisabgeordneter Prof. Dr. Gerhard Waschler an der Karlsbacher Grundschule gepflanzt – "als Zeichen und Ausdruck für die intensiven Bemühungen der Karlsbacher für den Erhalt ihrer Dorfschule", wie es in einer Pressemitteilung aus dem Abgeordnetenbüro heißt.

Wie berichtet hat der Stadtrat vor zwei Wochen beschlossen, alle vier Grundschulen im Stadtgebiet zu schließen und eine Gesamtgrundschule auf dem Areal der alten Mittelschule in Waldkirchen zu errichten. Als Reaktion darauf hat die "Interessengemeinschaft für den Erhalt der Dorfschulen" ein Bürgerbegehren gestartet – bis 11. November wollen die Initiatoren mindestens 990 Unterschriften sammeln, um einen Bürgerentscheid in dieser Frage zu erreichen.

Der CSU-Politiker stellt in diesem Zusammenhang klar, dass der Bestand der drei Dorfschulen durch den Freistaat nicht in Frage gestellt werde. Die von der Stadt geäußerte Befürchtung, wonach im Falle eines Bürgerentscheides die Staatsregierung Druck machen werde, kleine Standorte mit weniger als 100 Schülern zu schließen, verwundere ihn sehr, so Waschler. "Das Gegenteil ist der Fall: Die Staatsregierung hat meines Wissens nach immer ein klares Bekenntnis für die kleinen Grundschulen im ländlichen Raum abgegeben", wird der bildungspolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion in dem Schreiben zitiert.

Für den Abgeordneten, der selbst ursprünglich Gymnasiallehrer war, ist es "nach strukturellem und pädagogischen Empfinden durchaus sinnvoll, auch bei geringen Schülerzahlen an Schulstandorten wie Karlsbach festzuhalten". Gerade weil es an dieser Schule offenkundig keinen Sanierungsbedarf gebe und die Qualität der Ausstattung wie auch des pädagogischen Angebots sichtbar sehr hoch sei, habe die örtliche Struktur durchaus Existenzberechtigung. So schaffen kleine familiäre Schulen nach Angaben des Abgeordneten "eine für viele Kinder besonders wertvolle Atmosphäre und Lernumgebung, in welcher die individuelle Entwicklung der Kinder viel zielgerichteter gefördert werden kann".

Dass ein moderner Neubau einer großen Gesamtgrundschule insbesondere mit dem "LernLandSchaft"-Konzept durchaus Vorteile habe, stellt Waschler nicht in Abrede. Durch das Schaffen der neuen Struktur würden jedoch bewährte und pädagogisch wertvolle Lernlandschaften zerstört, die in den Dorfschulen über Jahrzehnte gewachsen seien. "Letztlich idealisiert das schulische Konzept der ,LernLandSchaften’ die Bedingungen kleiner ländlicher Schulen und versucht diese optimalen Lernumgebungen in Ballungszentren und in größeren Strukturen künstlich zu erschaffen." Im Fokus stünden dabei allen voran "Zeit und Raum für das Lernen" – ein pädagogisches Modell, dass sich etwa in Karlsbach ebenfalls hervorragend umsetzen lasse.

Die Karlsbacher Stadträtin Sonja Kozeny (CSU), die im Plenum gegen die Gesamtgrundschule gestimmt hatte, thematisierte im Gespräch mit Parteifreund Waschler die Frage der Förderkriterien für den Neubau in Waldkirchen. Die Stadt habe demnach immer betont, dass nur ein Neubau in der nun beschlossenen Dimension, der mit einer Schließung aller bestehenden Standorte einhergehe, die benötigten Fördersätze ermögliche. "Es gäbe sicher auch andere Varianten, die geprüft werden können, wenn dies gewünscht ist", so der Abgeordnete.

− pnp