Wolfsteiner Jägerschaft
Wolf, Luchs und steigender Tourismus erschweren die Jagd – Wild wird nachtaktiver

25.04.2024 | Stand 25.04.2024, 5:05 Uhr

Im Hintergrund imposante Trophäen-Wände, im Vordergrund wird sich ausgetauscht und fachgesimpelt. Gut 150 Jäger kamen zur Hegeschau der Wolfsteiner Jägerschaft. − F.: Rauh

Von Karl Rauh

Normalerweise ist die „Location“, in der die diesjährige Hegeschau durchgeführt wurde, ein Dorado der Skilangläufer und Biathleten. Allerdings wäre kaum eine andere Einrichtung wie dieses Wintersportzentrum in Finsterau (Landkreis Freyung-Grafenau) geeigneter gewesen, diese alljährliche Pflichtveranstaltung durchzuführen.



Rund 150 Jäger waren angereist, um ihre Trophäen von Reh- und Rotwild zu präsentieren und fachzusimpeln. Hornmeister Bernhard Bauer umrahmte mit seinen Jagdhornbläsern die Veranstaltung. Beklagt wurde u. a., dass die Jagd immer schwieriger werde, weil durch Wolf, Luchs und zunehmenden Tourismus das Wild immer mehr nachtaktiv werde.
Martin Gibis, der Hegeringleiter von WOS 5, hatte als Ausrichter keine Mühen gescheut, das Sportzentrum ansehnlich vorzubereiten. Sepp Nusser von der Vorstandschaft konnte Niederbayerns BJV-Bezirksvorsitzenden Axel Kuttner, stellvertretenden Landrat Franz Brunner, Thomas Malzer als Vertreter des Forstbetriebs Neureichenau, Gunther Endres von der Unteren Jagdbehörde am FRG-Landratsamt und Dr. Tanja Degner, Leiterin des Veterinäramtes am Landratsamt, begrüßen.

„Noch ist die Hegeschau in Bayern amtliche Auflage“



Nusser zeigte sich offen für eine Weiterführung der Veranstaltung: „Noch ist die Hegeschau in Bayern amtliche Auflage, auch wenn sie in einigen Bundesländern bereits abgeschafft wurde. Man kann gerne über Für und Wider diskutieren, solange jedoch keine Gesetzesänderung vorliegt, werden die Trophäen auch weiterhin ausgestellt.“

Franz Brunner wies darauf hin, dass die Jägerschaft zum Erhalt der Kulturlandschaft Wesentliches beitrage und nicht nur jage und hege, sondern auch Umwelt und Natur gestalte. Axel Kuttner betonte, dass das BJV-Präsidium um Befriedung der Differenzen zwischen Jagdverband und Kreisgruppen in der Öffentlichkeit bemüht sei – „gegensätzliche Meinungen gehören zur Demokratie, nicht jedoch öffentliche Anfeindungen und Verunglimpfungen“. Dr. Tanja Degner wies auf die nach wie vor große Gefahr der Afrikanischen Schweinepest (ASP) hin, die insbesondere in Polen, den baltischen Staaten, in Deutschland in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Wild- und Hausschweine bedrohe.

Eine Lanze für die Hegeschau gebrochen

Die richtige Aufbewahrung von Waffen und Munition liege nicht nur Nusser, sondern auch dem Landratsamt FRG am Herzen. Eine unlängst abgehaltene Infoveranstaltung der Kreisgruppe mit hohem Zuspruch und einer weiteren folgenden sollen Jäger auf den neuesten Stand der Gesetze bringen und verhindern, dass durch festgestellte Unzuverlässigkeit der Jagdschein entzogen werde.

Das Heranwachsen starker Böcke und Hirsche setze Ruhe, entsprechende Äsung und genügend Deckung im Revier voraus. Für die Jäger sei das Präsentieren der Gehörne und Geweihe gegenüber dem Gesetzgeber der Beleg, dass der vorgegebene Abschussplan mehr oder weniger erfüllt werden konnte – und gegenüber den Wald- und Grundbesitzern der Hinweis, dass durch den Abschuss Wildschäden verhindert bzw. vermieden wurden. Das in nächster Zeit erscheinende Ergebnis der Verbissgutachten werde die aktuelle Situation aufzeigen. Vom Bayerischen Jagdverband werde inzwischen eine Ergänzung der Kriterien bei der Beurteilung vor Ort vorgeschlagen; es sollen zusätzlich zum feststellbaren Verbiss auch die Lichtdurchlässigkeit des Baumbestandes und der Bodenbewuchs miteinbezogen werden.

Beim Rehwild-Abschussplan 2220 Stück vorgegeben



Laut Förster Malzer wurden in der Hochwildhegegemeinschaft Süd, also dem südlichen Bayerischen Wald, 59 Hirsche, 94 Stück weibliches Rotwild, insgesamt also 153 Individuen bei einem Soll von 189 erlegt. Das entspreche einer Abschusserfüllung von 81 Prozent. Folgende Geweihe wurden präsentiert: Ein Hirsch der Klasse I, vier der Klasse IIa, drei der Klasse IIb und 44 der Klasse drei.

Laut Eberl waren beim Rehwild-Abschussplan 2220 Stück vorgegeben. Diese Vorgabe konnte bei den Rehböcken mit 95 Prozent, beim weiblichen Rotwild mit 99,4 Prozent und bei den Kitzen mit 86 Prozent erfüllt werden. Bei Verkehrsunfällen mussten 225 Stück Rehwild ihr Leben lassen, das sind 10 Prozent der Gesamtrehstrecke.

Zu einem großen Prozentsatz kamen die Jagdpächter der Aufforderung, die Trophäen fristgerecht vorzulegen, nach. Einige Reviere reichten keine Trophäen ein. Damit hat sich nun die Untere Jagdbehörde im Landratsamt als Aufsichtsbehörde zu befassen.

Pächter beklagen: Abschussplan könne nicht erfüllt werden



Eberl wies eindringlich darauf hin, dass jedes Jahr von einigen Revierpächtern beklagt werde, dass der Abschussplan – aus welchen Gründen auch immer – nicht erfüllt werden könne. Wenn jedoch zum Ende des Jagdjahres die Streckenliste vorgelegt werde, werde festgestellt, dass die Entnahmen fristgerecht getätigt wurden. Gegen eine Jagdzeitverlängerung, wie sie oft auch im Wolfsteiner Kreisgebiet beantragt wurden, sprach sich unlängst das Präsidium des Bayerischen Jagdverbandes kategorisch aus. Das zuständige Ministerium werde die Landratsämter als Genehmigungsbehörde entsprechend anweisen.

Als „probate“ Maßnahmen, um den Abschussplan noch zu erfüllen, wurden oft Drückjagden, auch mit überjagenden Hunden, im Dezember bei hohen Schneelagen durchgeführt. Diese Jagdform sei als unwaidmännisch strikt abzulehnen, denn auch das Wild brauche als Mitgeschöpf Jagdruhe und Erholung.

Wild werde mehr und mehr nachtaktiv



Eberl und auch Nusser wiesen in ihren abschließenden Ausführungen unisono darauf hin, dass die Jagd durch die Anwesenheit von Wolf und Luchs, durch den zunehmenden Tourismus im Wald, wodurch sämtliches Wild mehr und mehr nachtaktiv werde, erheblich erschwert werde.

Im anschließenden Tagesordnungspunkt „Aussprache“ wurde der aktuelle Modus, die „Schwarzwildprämie“ vom BJV ausbezahlt zu bekommen, kritisiert. Auch wenn die Anträge fristgerecht eingereicht werden, dauere die Auszahlung insbesondere bei händisch ausgefüllten Anträgen zu lange. Axel Kuttner versprach hier eine Besserung.