Freyung-Grafenau
Schulstart: 1333 Erst- und Fünftklässler im Landkreis

Unterricht kann planmäßig stattfinden – Mangel an Lehrern aber vor allem in Naturwissenschaften

08.09.2023 | Stand 12.09.2023, 16:13 Uhr

Auf dem Weg ins neue Schuljahr 2023/24: Im Landkreis Freyung-Grafenau starten am kommenden Dienstag 705 Erstklässler ihre Schullaufbahn. −Symbolfoto: dpa

Von Rebecca Cischek

„Personalgewinnung ist schwieriger als früher, das spüren auch wir“, sagte kürzlich Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (FW) gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Nach sechs Wochen Ferien beginnt am Dienstag nun wieder der Alltag an den bayerischen Schulen. Die Stellen seien weitgehend besetzt, die Situation insgesamt besser als noch vor einem Jahr, so Piazolo. Die PNP hat nachgefragt, wie es im neuen Schuljahr mit Klassen, Lehrern und Wahlfachangeboten an den Schulen im Landkreis Freyung-Grafenau aussieht – ein Überblick:

705 Grundschüler starten Laufbahn

An den Grundschulen im Landkreis erwarten die Lehrer am Dienstag 705 Erstklässler. Unterrichtet werden sie in 29 reinen ersten Klassen, zehn Kombiklassen 1/2 und einer Deutschklasse, so der Schulamtsdirektor des Staatlichen Schulamts in Freyung-Grafenau Walter Kloiber.

Mit insgesamt 67 ABC-Schützen fangen die meisten an der Maria-Ward-Grundschule in Waldkirchen an, gefolgt von der Reinhold-Koeppel Grundschule Grafenau mit 63 und der Grundschule Thurmansbang mit 52 Kindern. Dort wird es je drei erste Klassen geben. In Thurmansbang ist darunter eine Deutschklasse mit sechs Schülern, wie aus der Tabelle des Schulamtes (Stand: 5. September) hervorgeht.

Auf zwei Klassen verteilen sich die 52 Erstklässler der Grundschule am Schloss Wolfstein in Freyung. Mit durchschnittlich 26 Kindern, gefolgt von der Grundschule Spiegelau mit 25 Erstklässlern hat sie damit die größten Klassen. Die Kleinsten mit jeweils 16 ABC-Schützen finden sich in Böhmzwiesel und Ringelai.

Neben einer regulären Ersten gibt es an der Grundschule Jandelsbrunn – Schule der Künischen Dörfer, der Dietrich-Bonhoeffer-Grundschule in Schönberg und der Grundschule Spiegelau auch eine gemeinsame Klasse der 1. und 2. Jahrgangsstufe. Wie sich entscheidet, wer in einer solchen Kombiklasse anfängt? In Spiegelau gab es dafür vorab Elternabende mit Informationen zum Thema und eine erste Abfrage: „Welche Eltern können sich vorstellen, ihr Kind in eine Kombiklasse zu schicken? Welche nicht? Und welche würden die Entscheidung der Schule überlassen?“, erklärt Rektorin Corinna Lerach-Wirsich.

Dabei habe sich herausgestellt, dass die Kombiwilligen überwiegend aus einem Ortsteil kommen. Da sei es auch aus praktischen Gründen für die Busbestellung sinnvoll gewesen, sie gemeinsam in die Kombiklasse aufzunehmen. Eingeteilt habe noch ihre Vorgängerin Ulrike Rabner. Auch wenn ein Kind für ein jüngeres Geschwister dolmetschen kann oder ganz allgemein schon lesen könne, wäre das ein Argument für den Start in einer jahrgangsübergreifenden Klasse.

Auch die zehn Erstklässler an der Schule am Stadtpark Waldkirchen – dem Sonderpädagogischen Förderzentrum – beginnen in einer Kombiklasse. Sie besuchen die Diagnose- und Förderklasse (DFK) 1/DFK 1A.

Im Vergleich zum letzten Schuljahr ist das „ein leichter Anstieg in der ersten Klasse“, sagt Schulleiterin Anita Fischbacher. In den Diagnose- und Förderklassen werden die Lerninhalte der ersten zwei Grundschulklassen auf drei Jahre verteilt.

Auch insgesamt sei die Zahl der Schüler heuer sehr hoch – das sei ein „bisschen auch Corona geschuldet“. Denn in der Pandemie-Zeit sei den Eltern bewusst geworden, dass sich ihr Kind beim Lernen schwerer tut. Auch weil die Klassen in den Schulen recht groß seien.

Für dieses Schuljahr sei es wieder gelungen, auch genügend Teamlehrkräfte zu gewinnen. Zum einen sei man früh dran gewesen, zum anderen spiele auch der ländliche Raum eine Rolle. Denn: „Jeder kennt einen, der einen kennt“, so Fischbacher. „Bisher haben wir immer Glück gehabt.“

„Alle Klassenleitungen besetzt“

Gute Nachrichten hat auch Schulamtsdirektor Walter Kloiber zur Personalsituation an den Grund- und Mittelschulen, wo an letzteren insgesamt 191 Fünftklässler beginnen. „Alle Klassenleitungen konnten besetzt werden“, damit sei die „Unterrichtsversorgung gewährleistet“. Schwierig sei es hier gewesen, Lehrkräfte für Sport männlich und Technik als Wahlpflichtunterricht zu finden. Positiv hingegen: „Es konnten genügend mobile Reserven (Lehrkräfte und Studentinnen und Studenten) gebildet werden“, die im Falle von erkrankten Lehrern einspringen. Zusätzliches wie Arbeitsgemeinschaften könnte jedoch an den meisten Schulen nicht angeboten werden.

Anders sieht das an den Realschulen und Gymnasien aus. Hier können sich die Schüler in ein breites Spektrum an Wahlfächern eintragen, so der Kanon. Doch: „Ich als Schulleiter hätte hier gerne noch mehr Möglichkeiten, dies ist aber aktuell nicht darstellbar, da der ,Pflichtunterricht’ zuerst hochwertig (und eben mit kleinen Lerngruppen) abgedeckt werden soll beziehungsweise muss“, meint Ferdinand Klingelhöfer von der Realschule Grafenau.

Insgesamt 171 Fünftklässler beginnen am Dienstag an den Realschulen. Die Anzahl der 5. Klassen ist identisch wie im vergangenen Schuljahr, vier in Freyung und drei in Grafenau, mit durchschnittlich 23 beziehungsweise 26 Schülern. Beide können laut dem Landratsamt ein kleines Plus von neun bzw. vier Schülern mehr verzeichnen.

„Genau wie im letzten Jahr (heuer 6. Klasse) haben wir eine 5. Klasse, in der eine Gruppe den Schwerpunkt ,Musik trifft Theater‘ gewählt hat“, berichtet Schulleiterin Ursula Stegbauer-Hötzl.

Und wie sieht die Personalsituation aus? „Der Lehrkräftemangel zeigt sich bei uns insofern, dass auch heuer nicht all unsere Wünsche erfüllt wurden; das heißt aber nicht, dass wir schlecht versorgt sind, wir haben eine tolle Lehrerschaft an unserer Schule – aber an den ein oder anderen Stellen hätten wir gerne noch zusätzliche Lehrkräfte gewonnen“, so Klingelhöfer. Reserven seien noch vorhanden, wenn Lehrer ausfallen.

Durch intern übernommene Vertretungsstunden sei in Freyung „kurzfristiger Bedarf jederzeit gedeckt“. Im Vergleich zum vergangenen Jahr gebe es hier wieder mehr Vollzeit- als Teilzeitkräfte und der Unterricht könne planmäßig verlaufen, so Stegbauer-Hötzl.

Entwarnung gibt es hier auch an den drei Gymnasien im Landkreis, wo insgesamt 256 Fünftklässler beginnen – etwas mehr als im vergangenen Schuljahr mit 229. Während die Anzahl der Lehrer am Landgraf-Leuchtenberg Gymnasium Grafenau und dem Gymnasium Freyung identisch bleibt, ist sie am Johannes-Gutenberg-Gymnasium Waldkirchen „weiter ansteigend. Im Schuljahr 2023/24 sind insgesamt 86 Lehrpersonen aktiv bei uns tätig, der Großteil davon in Teilzeit“, so der Schulleiter Dr. Andreas Schöps. Auch Aushilfskräfte, zwei Quereinsteiger und der Stadtpfarrer zählen dazu.

Insgesamt zeigen sich die Schulleiter mit der Personalsituation zufrieden. „Markante Lücken, die nach den Personalzuweisungen des Kultusministeriums bestanden, konnten wir rasch und hochwertig mit den besagten Quereinsteigern besetzen. Zudem sind zahlreiche unserer Lehrkräfte eingesprungen, indem sie ihr Pflichtstundendeputat erhöht haben, also mehr als ursprünglich vorgesehen arbeiten, um Unterrichtsausfall zu vermeiden“, erklärt Schöps. In Freyung gebe es „augenblicklich keinen Mangel“, so der Schulleiter Christian Zitzl, aber auch keine Reserven. In Waldkirchen und Grafenau werden Vertretungsstunden durch die vorhandenen Lehrer kompensiert.

Personalsituation am Land schwieriger

Bei längeren Ausfällen könne man Geld beantragen, um geeignete Personen anzustellen. Diese seien im ländlichen Raum allerdings sehr rar, wie der Grafenauer Schulleiter Christian Schadenfroh sagt. Hier sei es traditionell nicht einfach gewesen, den Bedarf an Mathe- und Physiklehrern zu decken, aber auch für Deutsch sei es „zunehmend schwierig“. Als „besonders dramatisch“ sehe Schöps die Situation bei den MINT-Fächern, während es laut Zitzl „mittlerweile grundsätzlich für alle“ Fächer schwierig sei, Leute zu finden.