Freyung-Grafenau
Premiere mit gleich drei Prämierten

Kulturpreis-Verleihung durch den Landkreis an den Kulturkreis FRG, Alois Seidl und Lukas Haselberger

02.10.2023 | Stand 02.10.2023, 16:02 Uhr
Margit Poxleitner

Preisträger, Laudatoren und Gratulanten: Landrat Sebastian Gruber (v.r.), die neue Kulturreferentin des Landkreises FRG Gabriela Rauscher, Altlandrat Alfons Urban, Laudator Heinz Lang, Monika Harlander, BGM Fritz Raab, Bezirkstagspräsident, BGM und Laudator Dr. Olaf Heinrich, stv. Vors. Kulturkreis Dr. Ursula Diepolder, Laudator Karl-Heinz Reimeier, Förderpreisträger Lukas Haselberger, stv. BGM Heiner Kilger, Christian Attenbrunner Vorstandsvorsitzender Sparkasse (Sponsor) und der stv. Vorsitzende der Freunde und Förderer der Garnison Freyung, Sebastian Schlutz.

Von Margit Poxleitner

Bei der jüngsten Kulturpreisverleihung im Landkreis Freyung-Grafenau gab es eine Premiere: Erstmals war der Landkreis Freyung-Grafenau verantwortlich für Organisation und Durchführung. Ein weiteres Novum: es gab drei Preisträger – zwei für den Kulturpreis und einen für den Förderpreis. So wurden in feierlichem Rahmen die Auszeichnungen an den Kulturkreis Freyung-Grafenau und Alois Seidl sowie an Lukas Haselberger (Förderpreis) überreicht. Die Laudationes im Freyunger Kursaal hielten Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich (Kulturkreis), sein Stellvertreter Heinz Lang (Alois Seidl) und Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Reimeier (Lukas Haselberger). Zur Preisverleihung 2023 wurden außerdem von Klaus Büchler Glaskugeln als Erinnerungsgaben geschaffen. Ein Quintett des Musikvereins Schlag und das Prachatitzer Klarinettenquartett umrahmten die Veranstaltung auf hohem musikalischem Niveau. Moderiert wurde die Preisverleihung von Christian Keim von „Unser Radio“.
Landrat Sebastian Gruber hieß die Gäste zur traditionellen Veranstaltung herzlich willkommen. Die Verleihung bezeichnete er als wichtiges Zeichen des Landkreises, das kulturelle Leben zu unterstützen, zu schätzen und zu würdigen. Im Saal konnte er zahlreiche Ehrengäste aus den Bereichen Kirche, Politik, Kultur und Gesellschaft begrüßen. Nach einer konstruktiven Zusammenarbeit im vergangenen Jahr hat der Landkreis nun das überaus wertvolle Erbe übernommen.
Trotz bester Vorbereitung und aller Mühen ist es schließlich ganz anders gekommen als geplant, denn sowohl Alois Seidl als auch der Vorsitzende des Kulturkreises Dr. Claus Kappl fehlten bei der Veranstaltung aus gesundheitlichen Gründen. Kurzfristig ist es aber gelungen, dass Alois Seidl wenigstens virtuell an der Preisverleihung teilnehmen konnte. Dr. Claus Kappl wurde durch die 2. Vorsitzende des Kulturkreises Dr. Ursula Diepolder vertreten.
Zunächst stellte Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Reimeier die neuen Erinnerungsgaben vor, die dem Charakter des Preises angemessen sein sollen. Dazu wurde die Idee geboren, diese Erinnerungsgabe von einem Kulturpreisträger der Vorjahre schaffen zu lassen, sozusagen eine Hommage von Künstler zu Künstler. Klaus Büchler hat die Idee umgesetzt und farbige bzw. glasklare Glaskugeln kreiert und mit den entsprechenden Daten beschriftet.

LAUDATIONES

Bezirkstagspräsident und Freyungs Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich hielt die Laudatio auf den Kulturkreis des Landkreises Freyung-Grafenau. 1984 trafen sich 43 Personen im Freyunger Gasthof Veicht, um gemeinsam einen Kulturkreis mit dem Ziel zu gründen, die kulturellen Aktivitäten des Katholischen Kreisbildungswerkes (heute KEB) zu fördern. Die Idee dazu hatte Manfred Hinterdobler. In der Gründungssatzung wurde dessen Aufgabe festgelegt („Der Kulturkreis dient der Förderung der kulturellen Aktivitäten des Kath. Kreisbildungswerkes“). Schon 1986 war man sich einig, einen Kulturpreis zu vergeben. Es wurden zwei Preise ins Leben gerufen: Ein Förderpreis für junge Künstler und ein Kulturpreis an renommierte Künstler aus dem Landkreis.

Akzente setzte der Kulturkreis auch mit der Organisation von kulturellen Veranstaltungen. So wurden ab 1979 die Kulturwochen „Wolfsteiner Herbst“ mit fast 40 Einzelveranstaltungen durchgeführt. Wichtig war dem Kulturkreis immer die Vielfalt der Inhalte – wie Musik, Theater, Literatur, Film, Ausstellungen, Heimat und Internationales sowie zahlreiche Studienfahrten. Letztlich sei es dem Kulturkreis zu verdanken, dass der Landkreis mit Stolz sagen kann „Wir sind eine Kulturregion“, so Heinrich.
Heinz Lang betonte, Alois Seidl habe als Multiplikator in ganz erheblicher Weise das kulturelle Leben im Landkreis Freyung-Grafenau und weit darüber hinaus geprägt. Er bezeichnete Seidl als Vorzeige-Waidler schlechthin: bodenständig, bescheiden, humorvoll, fleißig, offen für Neues, gesellig, begeisterungsfähig, belastbar, tolerant, unermüdlich und als Teamworker. Der nun hinzu kommende Kulturpreis gesellt sich zu über 30 verschiedenste Auszeichnungen, die der Geehrte bereits erhalten hat, wie den Preis der Hoffnung und Verständigung und der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland.

Weiter verwies Lang auf Tätigkeiten und Engagement im Zeichen der Kultur des Preisträgers, wie die Mitbegründung der KEB, die er mit aufgebaut und energisch vorangetrieben hat, 48 Jahre Geschäftsführung des Kulturkreises Freyung-Grafenau, Chorleiter und Organist des Männer- und Kirchenchores Hinterschmiding seit 47 Jahren und Organisator unzähliger grenzüberschreitender Begegnungen seit 1986. In all seinem Engagement versuchte Seidl immer Bildungs- und Kulturarbeit in sehr großer Vielfalt zu betreiben. Er habe trotz aller oft kritischen Situationen und Diskussionen nie den Humor verloren.
Das Wesentliche an der Biografie von Lukas Haselberger ist, so Laudator Karl-Heinz Reimeier, die Grenze zum Nationalpark und zur Grenze zu Tschechien, wo der Fotograf, Makrofotograf und Spurensucher voller Tagendrang und Visionen zu Hause ist. Ihn fasziniert die Schönheit des Sichtbaren und die Ästhetik des Unsichtbaren in der Natur, er will zeigen, wie alles zusammenwirkt. Seine Zielstrebigkeit und sein respektvoller Umgang mit der Natur, den Tieren und den Menschen öffnet ihm viele Türen. Mit großer Ehrfurcht begebe sich Haselberger in die Wälder, beobachtet, fotografiert und entdeckt dabei immer wieder bisher unbekannte Tierarten, wie die Bergfichtenkreuzspinne. Mit der Makrofotografie lässt er unscheinbare Kleinstlebewesen in einer Schönheit auftreten.

Seit seinem elften Lebensjahr fasziniert ihn das Fotografieren. Ständig ist er am Experimentieren, probiert er neue Techniken aus und entwickelt sogar einen eigenen Makroschlitten. Bezeichnend ist dabei, dass sein Schaffen immer mit Geschichte zu tun hat, mit Tradition und Heimat und von volkskundlich-wissenschaftlichem Interesse.

DANKESWORTE

Lukas Haselberger bedankte sich herzlich für die Auszeichnung und betonte, dass er vollkommen überrascht gewesen sei und sich „wahnsinnig über die Entscheidung gefreut“ habe. Er bedankte sich bei denen, die ihn vorgeschlagen haben, dem Kulturbeirat und dem Kreisausschuss, dass Kunst in dieser Weise gefördert werde. Sein Dank galt auch dem Team vom Lichtlandverlag und seiner Familie. Weiter bedankte er sich bei Freunden und Bekannten, für die Informationen, dass er Besonderheiten finden kann, die die Region ausmachen. Abschließend betonte er: „Der Förderpreis ermöglicht mir, dass ich weitermachen und Kulturstätten erkunden kann.“
„Der Kulturkreis hat den Kulturpreis nie angestrebt – jetzt hat er ihn“. Als einmalig bezeichnete Dr. Ursula Diepolder die Tatsache, dass der Kulturkreis knapp vierzig Jahre nach seiner Gründung mit dem Kulturpreis ausgezeichnet worden ist, dem Preis den er 1986 selbst geschaffen hat. Stolz könne der Kulturkreis darauf sein, im Rahmen der Kulturwochen „Wolfsteiner Herbst“ 128 426 Besucher erreicht und 580 Künstlergruppen gefördert zu haben. Nach fast 40 Jahren sei es an der Zeit, Danke zu sagen – allen denen, die in irgendeiner Weise mit der Verleihung des Kulturpreises zu tun hatten und in Zukunft zu tun haben. Insbesondere bei Alois Seidl, ohne dessen Kraft und Ausdauer der Kulturkreis nicht zu dem geworden wäre, was er heute ist.
Alois Seidl brachte seine Trauer zum Ausdruck „dass ich den Kulturpreis nicht persönlich entgegennehmen kann“. Dass jetzt sowohl der Kulturkreis als auch seine Wenigkeit ausgezeichnet werden, erfüllt ihn mit „unbandiger Freude“ und großer Dankbarkeit. Es ist eine unschätzbare Ehre, bei der ersten Verleihung durch den Landkreis Empfänger der Auszeichnung zu sein. Dafür dankte er Landrat Sebastian Gruber und allen in Entscheidung und Organisation Beteiligten von Herzen.

Der rote Faden in den vergangenen 50 Jahren blieb immer die Veränderung und neue Herausforderungen. Lebenslanges Lernen – das war der Reiz in seiner Arbeit. Schließlich dankte Seidl allen „Leuchttürmen, die ihn begleitet, gefördert und bereichert haben“. Mit stehenden Ovationen unterstrichen die Anwesenden im Saal ihre Anerkennung der Leistung von Alois Seidl und klatschten minutenlang Beifall. Den Preis nahmen schließlich seine beiden Töchter stellvertretend im Empfang.

SCHLUSSWORTE

Auch Landrat Sebastian Gruber stimmte in die Beifallsbekundungen im Saal ein, hob die Wertschätzung durch die Gäste heraus und betonte „schade, dass Alois Seidl das nicht persönlich erleben kann“. Immerhin war er virtuell per Bildschirm eingebunden.
Schließlich galt es Dank zu sagen allen Beteiligten, die in der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung beteiligt waren, insbesondere den Mitarbeitern des Landkreises Freyung-Grafenau und dem Team der Stadt Freyung. Sein Dank galt auch den Laudatoren und Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich.
Die Verleihung nahm der Landrat auch als Anlass, die langjährige Leiterin des Museums Jagd Land Fluss und Kulturreferentin des Landkreises, Marina Reitmaier-Ranzinger, zu würdigen und dankte ihr für ihre engagierte Arbeit auch im Rahmen der Baumaßnahmen und der Umgestaltung des Museums.