Grafenau
„Ohne Euch wären wir nichts“

Modehaus Blach feierte 75-jähriges Bestehen – Familienbetrieb ehrt seine Mitarbeiter

21.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:55 Uhr

Die „kleine Chefin“ Evi Blach geht vor ihren Mitarbeitern und Mama Evi (rechts) in die Knie. −Fotos: Nigl

Ein Bild mit Symbolcharakter. Modehauschefin Evi Blach geht in die Knie, streckt die Arme in Richtung ihrer Mitarbeiterschar aus und dankt dieser für deren Engagement. Am Freitag konnte das alteingesessene Grafenauer Modehaus 75. Geburtstag feiern. „Ohne Euch wäre dies nicht möglich gewesen“, bedankte sich die Vorsitzende der Grafenauer Werbegemeinschaft bei ihrem Team.

Wie sehr es die „kleine Chefin“– so wird Evi von eben diesen Mitarbeitern gerufen – mit dieser Geste Ernst meinte, konnte man zwischen den Zeilen lesen, als sie kurz vor Ende des Festaktes zur Mitarbeiterehrung schritt. Für jede ihrer Damen hatte sie persönliche Worte parat. Gewürzt mit kleinen Anekdoten und oft mit einer verkniffenen Träne im Augenwinkel sagte sie Danke.

Sie, die laut den Laudatoren Landrat Sebastian Gruber und Grafenaus Bürgermeister Alexander Mayer „ein kleiner Sonnenschein mit stets guter Laune ist“ (Evi: „Ich kann aber auch anders“), blickte an diesem Abend auf eine wechselvolle Firmengeschichte zurück.

Entstanden aus kleinsten Anfängen eines Lebensmittelgeschäftes in Spiegelau, hatte die erste Blach'sche Generation nach dem Ende des 2. Weltkrieges schnell gemerkt, dass mit Textilien mehr und schneller Geld zu machen sei. Man zog nach Grafenau, wuchs stetig. 1968 machten dann Evis Eltern Evi und Hajo Blach die 1. Boutique auf. Paris und Italien hielten Einzug in die Säumerstadt, legendär waren die Blach’schen Modenschauen. Mama Evi hatte das operative Geschäft inne, Vater Hajo sorgte mit seiner künstlerischen Ader beispielsweise für das Blach-Logo.

„Es gibt keinen Leergang“, habe ihre Mutter immer wieder mit ihr gehadert, so blickte die „kleine Chefin“ launig am jenem Abend zurück. „Des kenn ich auch“, schmunzelte Landrat Gruber in seinem Grußwort. „Meine Mama war Wirtin, und hat mich beim Bedienen auch immer vor unnützen Wegen gewarnt“.

Im Laufe der Jahre seien die Zeiten nicht immer rosig gewesen, „oft hatten wir nur wenige Zentimeter Wasser unter dem Kiel“, blickte Blach weiter zurück. „Ich danke dir Mama“, sagte die „kleine Chefin“ an die Senior-Chefin gerichtet. „Dir haben wir es zu verdanken, dass das Schiff immer noch fährt“. Doch diese Kämpfe ums wirtschaftliche Überleben hinterließen Spuren bei der „großen Chefin“, ein Herzinfarkt folgte. Evi kehrte letztlich von ihren Lehr- und Wanderjahren in der gesamten Republik nach Grafenau zurück und stieg ins Geschäft ein. Im Jahr 2011 übernahm sie dann im Alter von 38 Jahren die alleinige Verantwortung. Mittlerweile führt sie 23 Mitarbeiter und ein Geschäft mit 600 Quadratmetern Fläche.

Auch Alexander Schreiner, Geschäftsführer der IHK-Niederbayern, würdige das Familienunternehmen Blach. Evi sei im IHK-Gremium aktiv, sei als Prüferin unterwegs und bilde Lehrlinge aus.

„Auch wenn die Zeiten schwer sind, blicken wir optimistisch in die Zukunft“. So schloss der „kleine Sonnenschein“ den Abend. Wichtig sei ihr aber eines: Nachhaltigkeit. So setze sie immer mehr auf Labels, die sich diese auf die Fahnen geschrieben hätten. Und wenn die Sonne ganz viel scheine, würde auch der Strom für viele dieser Lämpchen im Modehaus tagsüber von der neuen Solaranlage auf dem Dach stammen. Die Anwesenden merkten spätestens dann: Sonne, Wärme, Licht und strahlende Gesichter sind in diesem Haus am Grafenauer Stadtplatz Stammgäste.

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